
Außergewöhnliche Oberlausitz mit dem Gravelbike – Teil 2
Nur damit ihr es wisst: Die Kosten dieser Bloggerreise wurden im Rahmen einer bezahlten Kooperation von der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien übernommen. Daher kennzeichne ich dies hiermit als Werbung. Nur das ihr es wisst 😉
Der nächste Morgen, der nächste Tag. Im voller alten Charme steckenden Speisesaal mit Kamin und Klavier, dazu großen lichtdurchfluteten Fenstern mit Blick in den Garten mit einigen hochgewachsen Kiefern schmeckte das Frühstück nochmal ein bisschen besser. So gewappnet für den zweiten Tag zu sein, ließ uns munter auf unsere Gravelbikes steigen. Ziel dieses Tages war Lwówek Śląski, auch Löwenberg genannt.

Kaum waren wir auf den ersten Feldwegen gelangt, erwarteten uns schon große schmutzige Pfützen voller Wasser, die der Regen in der Nacht hinterlassen hatte. Das Wasser spritzte und gurgelte, als wir mit unseren Gravelbikes hindurchfuhren. Von oben zeigte sich das Wetter gnädig. Blauer Himmel mit einigen Wolken, die aussahen wie Wattebäuschen. Dazu leicht wärmende Sonne. Es verhieß ein richtig schöner Tag zu werden.

Die Gravelpfade führten durch die Weite, die immer wieder neue Aussicht bot. Die kleinen Rampen machten da weiter, wo sie am Vortag aufgehört hatten: sportlich-knackig, manchmal auch etwas fies. Vorbei an der alten Burgruine Świecie (Schwertburg) ging es dann hinauf auf eine Anhöhe. Der Untergrund war feucht und matschig zugleich. Wasser floß in kleinen Rinnsalen den Weg entlang. Irritierend fand ich, dass das Wasser selbst auf gerader Strecke recht schnell durch die kleinen, flachen Furchen lief.

Auf diesen Anhöhen lässt der Untergrund es oft nicht zu, dass das Wasser tief in den Boden eindringt. Daher entstehen in den etwas weiter entfernten Bergen teilweise Hochmoore. Diese dienen oft als Quelle von Bächen.
In der Geologie der Oberlausitz gegravelt
Wir wuchteten unsere Räder im Gebiet von Stankowicki Las durch die buckeligen Wege, jagten sie über wässrige Wiesen, auf denen der feuchte Untergrund beim Durchfahren merkwürdige Schmatzgeräusche von sich gab. Kurz darauf gelangten wir an dem schönen Aussichtspunkt am 465 Meter hohen Śtupiec. Auf den Riedstein, einem einfach sich aus der Wiesenlandschaft erhebenden Felsens, gibt es einen wunderschönen Ausblick weit in die Region hinein. Das Riesengebirge sich im Hintergrund langsam auftürmend, davor eine wie gemalte sanft hügelige Landschaft. Der perfekte Pausenplatz.
Darauf kam eine Abfahrt, die einem erneut das Grinsen ins Gesicht zauberte. Mit Volldampf wurde der Schotterweg hinuntergepflügt. Gut zu fahren, mit hohem Spaßfaktor. Um kaum waren wir unten angekommen, bogen wir auch schon ein zum großen Stausee Jezioro Złotnickie ein, auch Talsperre Goldentraum genannt.
Hier wird der Fluss Queis (Kwisa), der im Iserkamm entspringt, gestaut. Die imposante Staumauer hat eine Höhe von rund 36 Metern. Die Turbinen, die heute immer noch das Wasserkraftwerk antreiben, stammen aus dem Jahre 1922 und sind voll funktionsfähig.
Wir schoben unsere Gravelbikes über das Kopfsteinpflaster der zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbauten Bauwerks. Dort konnte ich einige schöne Fotos machen. Unser Weg führte uns nun entlang des 8 Kilometer langen Ufers des Stausees.
Der Abschnitt wurde jetzt übel. Fels guckte immer wieder aus dem Blättermatsch hervor. Feucht und gefährlich. In Furchen, die aus den Sprengungen in den Fels stammen, hatte sich Wasser gesammelt. Einfach geradeaus fahren ging hier überhaupt nicht. Ich musste mich konzentrieren, um nicht eine falsche Lenkbewegung zu machen und auf den Hosenboden zu landen. Bei der Länge des Stausees war das irgendwann etwas nervig, Eindrücke vom zur Rechten liegenden Sees waren kaum möglich. Ich war daher froh, als dieser Abschnitt endlich hinter uns lag.
Über Biedrzychowice, am Mordberg vorbei, ein gruseliger Name für einen Berg, kamen wir über herrlichsten Gravel zu den Ruinen von Uboze Dolne. Überwuchert von Ranken, Büschen und Bäumen waren nur noch die Grundmauern einiger Gebäude übrig geblieben. Dass wir hier etwas herumstreunten blieb nicht aus. Zu verlockend war das Erkunden der alten Gemäuer. Welche Bedeutung sie teilweise hatten, war nicht mehr unbedingt zu erkennen.

Ein alter Fliesenspiegel ergab ein schönes Motiv. Auch ein dezenter Hinweis an einer Mauer, dass hier tatsächlich ein Radweg über den buckeligen Weg durchführte, sah etwas skurril aus. Ein tiefes, rundes Loch im Boden ließ eine Art Keller, voll von Dreck, unter dem Boden vermuten. Überwuchert von Dornen, musste man aufpassen, nicht irgendwo ins Bodenlose zu treten. Auch Vandalen hatten bereits in den Bauten gewütet. Wie immer haben sie ihre Chance genutzt, zu zerstören, zu beschmieren und Müll abzuladen.

Der weitere Weg war wie geschaffen für unsere Gravelbikes. Zäher Schlamm und Matsch wollte beackert werden. Für uns namenlose kleine Ansiedlungen lagen auf unserem Weg. Die Zeiger der Uhr schienen hier langsamer zu laufen. Auch ich hatte das Gefühl von Entschleunigung. Ich mochte jetzt diese kleinen, kurzen Anstiege, konnte die Landschaft mit allen Sinnen genießen. Der Raps blühte in seinen gelben Farben vor uns, im Riesengebirge im Hintergrundbild, lag noch Schnee wie eine dicke Schicht Puderzucker auf den Gipfeln.


Abwechslungsreicher Gravelride
In mir breitete sich ein Gefühl von Zufriedenheit aus. Der Gravelride machte mir sehr viel Spaß, die Strecke war fordernd und schön zugleich. Die Landschaft übte einen großen Reiz auf mich aus. In dem Zustand könnte ich ewig fahren, die Augenblicke im Kopf speichernd, in der Hoffnung, dass sie nie enden würden. Momente, in denen man intensiv feststellt, warum Radfahren so schön sein kann.

Die Abwechslung von Feldern, Wiesen und Wald war erste Sahne. Die Kirschbäume blühten am Wegesrand. Sie gaben in ihrer Pracht herrliche Tupfer im Gesamtbild ab. In dem verschlafenen Nest von Płóczki Górne, wo der kleine Lebensmittelladen der Mittelpunkt des Dorfes darstellt, füllten wir unsere Getränke auf und ließen uns leckeres süßes Gebäck munden. Das hatten wir uns verdient! Das war der letzte Stopp, bevor wir unser Ziel, die Stadt Löwenberg, polnisch Lwówek Śląski, erreichen würden.

Ankunft in Löwenberg
Am südlichen Rand der Stadt befindet sich die Löwenberg Schweiz. Sandstein türmt sich hier in bizarren Formationen auf. Wanderwege führen bis zur Spitze und bieten eine herrliche Aussicht. Ein beliebtes Ausflugsziel, wo der Biergarten am Fuße der Formation hinterher zur Einkehr lockt.
Die Stadt Löwenberg in Schlesien wurde erstmals 1217 urkundlich erwähnt. Sie wurden innerhalb einer ovalen Mauer erbaut und besitzt eine bewegte Geschichte. Der schlesische Krieg ließ selbst Napoleon höchstselbst hier gegen den preußischen Einfluss kämpfen.

Der allergrößte Teil der Altstadt ist heute leider nicht mehr erhalten. Der Grund: In den 1960er und 70er Jahren wurde anstelle der alten Gebäude im Stil der Gotik, Renaissance und Barock, moderne, im sozialistischen Stil gebaute Wohnungen hochgezogen. Erhalten blieb der innere Ring mit dem markanten Rathaus aus dem 15. Jahrhundert, direkt am schönen Marktplatz gelegen. Dazu ein paar weitere alte sehenswerte Bürgerhäuser, ein Stück der alten, doppelten Ringmauer, sowie die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (Kościół Wniebowzięcia).
Die Sonne schien fröhlich munter vom Himmel herab, als wir in die Stadt einliefen. Ein paar Menschen saßen auf den Bänken am Marktplatz, Kinder liefen quiekend vor Freude beim Fangen spielen vor ihren Eltern weg. Wärme und Fröhlichkeit lag in der Luft.
Wir machten uns auf, zu den letzten beiden Höhepunkten, nur wenige Meter entfernt von Löwenberg gelegen. Schloss Braunau (Pałac Brunów) nahm bereits im 14. Jahrhundert seine Geschichte auf. Das Barockschloss stammt aus 1740er Jahren. Sehr schön gelegen in einen gepflegten Landschaftsgarten. Ganz akkurat gesetzt blühten die Tulpen in ihren Beeten. Der Brunnen plätscherte vor sich hin in der schon tief stehenden Sonne. Ein Ort der Ruhe.
Doch zu Zeiten der NSDAP wurden die Besitzer, die Familie Cottenet, einst enteignet, es entstand dort eine Reichssportschule. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs ging der Besitz an das Land Polen über. Eine bemerkenswerte Geschichte an einem Ort, der geradezu zur Rast einlädt.
Heute ist das Schloss wieder im Privatbesitz und bietet mit einem Hotel allen möglichen Komfort.
Zum Abschluss ging es am Baggersee Jezioro Rakowickie I, der gefüllt wird durch den Fluss Bóbr. Hier war ein guter Platz, um den Tag ausklingen zu lassen. In Nicht-Corona-Zeiten ist der See mit seiner kleinen Halbinsel ein beliebtes Ausflugsziel. Kein Wunder, gibt es doch ein paar schöne Sandstrände. Wer würde da nicht gerne mal einen Cocktail schlürfen?

Mein Fazit vom Gravelride in der Oberlausitz
Was waren das für zwei Tage voller Gravel-Spaß! Ich war und bin geflasht. Diese spröde, raue Landschaft erfüllte alle Sehnsüchte eines leidenschaftlichen Gravelriders. So lieblich und doch so wild und schroff. Eine Ouvertüre für die Sinne, voller Leidenschaft komponiert. Schotterpisten, die einen ordentlich forderten. Genau wie die nie enden wollenden Rampen, die das Laktat in die Beine pumpten. Herb duftende Wälder. Gefühlt komplett einsam und verlassen. Ein Revier, was es verdient, mit dem Gravelbike erkundet zu werden.
So viele Wege, die man noch hätte nehmen können. So viele herrliche Aus- und Ansichten, die einen flüchtigen Blick in die Region und in die Geschichte der Einwohner gewährten. Manchmal grässlichen Verfall in den Dörfern preisgebend, in denen die Zeit stillzustehen schien. Bauten, die mahnend ihre Mauern zeigten. Doch der Stolz und Ruhm aus vergangenen Tagen ist geblieben. Ein bemerkenswerter Landstrich, diese Oberlausitz und allemal eine Gravelbike-Reise wert!
Infos zum Graveln in der Oberlausitz
Viele weitere Informationen erhaltet ihr auf den folgenden Seiten: - Offizielle Tourismusseite der Oberlausitz mit Anregungen zu Graveltouren - Bernd erzählt auf seinem Blogg RADREISEGLÜCK über unsere gemeinsame Tour


