
Außergewöhnliche Oberlausitz mit dem Gravelbike – Teil 1
Die Kosten dieser Bloggerreise wurden im Rahmen einer bezahlten Kooperation von der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien übernommen. Daher kennzeichne ich dies hiermit als Werbung. Nur das ihr es wisst 😉
Auf neuen, unbekannten Gravelpfaden zu wandeln ist immer eine herrliche Sache. Wenn man dann noch die Chance bekommt, für eine Tourismusregion, wie die der Oberlausitz, Routenvorschläge zu erkunden, dann kann das durchaus eine spannende Angelegenheit werden. Trotz einiger Komplikationen durch die Pandemie, warum auch sonst, ging es nach gründlicher Vorbereitung in eine Region, die ich im letzten Jahr schon einmal in meinem Radurlaub „angekratzt“ habe. Doch so intensiv, wie ich jetzt in das Grenzgebiet zwischen Tschechien, Polen und Deutschland eingetaucht bin, war es nicht gewesen. Daher freute ich mich riesig auf dieses kleine Projekt namens „Geologische Schätze der Oberlausitz“, das mich alleine vom Namen her schon sehr ansprach.

Anfang Mai war es dann so weit und ich trudelte zusammen mit Bernd, der den Blog RADREISEGLÜCK betreibt, in Dresden ein. Von dort sollte es am nächsten Tag dann nach Zittau ins Dreiländereck gehen. Als Begleitung gab es Christian, unseren direkten Guide, der die Route im groben geplant hatte. Stefan, der den Transport des Gepäcks organisierte, sollten wir erst spät Abends in unserer Unterkunft in Polen wiedersehen.
Hallo Oberlausitz: Jetzt geht’s los
Schon beim vorherigen studieren des Tracks war ich voller Freude, denn es schien genau die Sorte von Gravelride zu werden, die ich so sehr mag. Anfangs zum Aufwärmen noch schön flach an der Lausitzer Neiße entlang, dann hinein nach Tschechien bei Hrádek Nad Nisou und in eine andere Welt. Gefühlt tickte die Uhr direkt mal etwas langsamer.

Schon bald darauf, die Muskeln waren angenehm warm geworden, fuhren wir abseits stark befahrener Wege. Christian machte den Vorschlag, wenn wir denn schon in dieser Gegend sind, sollte man sich den etwas über 1000 Meter hohen Ještěd, auch Jeschken genannt, eigentlich nicht entgehen lassen. Er sprach von einem kleinen Umweg, der zwar größer war als gedacht, aber sich dafür wirklich lohnte. Wir wanden uns durch kleine Dörfer, in denen sich kein Mensch blicken ließ. Die Hänge waren von Bäumen gesäumt.

Christian sprach davon, dass das Bahnfahren, sogar mit Fahrrad, selbst in solchen kleinen Orten meist kein Problem ist. „Ein Zug fährt dort immer“, sagte er. Und so erblickten wir tatsächlich ein schönes Bahn-Viadukt, wo man nicht unbedingt damit rechnet und urige Bahnhöfe, die man erst auf den zweiten Blick als solche erkannte.


Am Naturschutzgebiet Karlovské bučiny vorbei, an den nordöstlichen Hängen des Ještěd-Kamms mit schönem Buchenwald, ging es immer höher. Von der Straße ging es dann links auf einen matschigen Waldweg. Alles war aufgeweicht vom Regen der vergangen Tage und den Spuren von LKWs und Harvestern, die hier das Holz in Massen aus dem Wald holten. Die Räder bekamen es ordentlich mit seifigem Schlamm zu tun. Aber ohne dem ist das ja auch kein echter Gravelride 😉
Der Berg ließ sich nicht Blicken, er war verhüllt in einer Wolkendecke. Nur talabwärts konnten wir Blicke in die von leichtem Dunst gehüllte Landschaft erhaschen. Das letzte Stück den Ještěd hinauf ging es dann auf Asphalt. Schmutzige Schneereste lagen noch in den seitlichen Gräben, uns empfing feinster Niesel- und Graupelschauer. Als ob der Berg uns erst nicht hinauf lassen wollte.
Oben gab es bei der Sicht nicht viel zu sehen. Die Spitze des futuristischen Fernsehturms gab aber trotzdem eine coole Szenerie ab. Dieser Punkt ist ein beliebtes Ausflugsziel, an diesem Tage waren wir aber die einzigen Verrückten da oben. Bei klaren Wetterverhältnissen kann man übrigens bis zur Schneekoppe, der höchsten Erhebung im Riesengebirge, schauen. Wir machten schnell ein paar Fotos und fuhren mit Schuss durch die Nebelschwaden den Berg wieder hinunter, wo wir bald darauf auf dem ursprünglichen Track waren. Übrigens: nachdem wir unten am Fuße des Berges angekommen waren, war oben freie Sicht! Blauer Himmel, klare Aussicht! Hätten wir nur zehn Minuten länger gewartet…

Die Feldwege wurden nun ruppiger. Wir passierten vereinzelte Reitställe und Gehöfte. Wir befanden uns auf Wegen, die man teilweise unter unseren Reifen suchen musste. Auf dem verwurzelten, schmalen Grenzweg zwischen Tschechien und Polen gerieten wir in eine Sackgasse, die am Ende dermaßen steil hinunterging, dass wir dann lieber doch eine Alternative suchten. Die war wirklich schön! Von dort erblickte man eine herrlich friedliche Landschaft. Sonnenstrahlen, die auf die Felder fielen und Wolken, die wunderbare Schattenspiele darauf inszenierten, gaben der Gegend etwas Magisches. Ich konnte mich von diesem Trampelpfad aus kaum sattsehen an diesem Anblick.
Ein kleines Stückchen weiter wurde der Himmel zu einer Seite hin tiefschwarz, aber zugleich strahlte die Sonne von der anderen Seite auf die Bergkuppen. In diesem Augenblick mit dem Gravelbike Teil dieses Moments zu sein, führte mir deutlich vor Augen, wie schön es ist, draußen auf diese Art und Weise in der Natur unterwegs zu sein. Ich fühlte mich ein bisschen demütig.


Knackige Hänge und schöne Waldwege am Fuße entlang des über 700 Meter hohen Śpičák waren ein Genuss. Dichter Kiefernwald verströmte einen feucht-würzigen Geruch. Die Abfahrt war rasant. Das brannte mir ein Grinsen ins Gesicht. Herrlich. In Richtung Frÿdlant breiteten sich einige Gehöfte mit umliegenden Wiesen aus. Saftig grün war das Gras. Ein Traum für jedes Rindvieh.


Majestätisch erhob sich das frühgotische Schloss Frýdlant mit seiner mächtigen Mauer über die Stadt. Urkundlich im Jahre 1278 erstmals erwähnt, wurden hier aber bereits im 6. Jahrhundert slawische Siedler sesshaft.
Ein näherer Blick auf die Burg lohnte sich. An den Türmen und Fassaden waren allerlei Verzierungen zu erkennen, die auf einen vielseitigen Ausbau der Burg in verschiedenen Epochen deutete. Adelsgeschlechter derer von Waldstein, Bieberstein und Redern hinterließen ihre Spuren.
An einem Supermarkt in dem Städtchen füllten wir unseren Proviant auf. Immer wieder Körnerfressende Passagen forderten nun ihren Tribut. Durst und Hunger konnten wir nicht leugnen. Ein paar Kilometer lagen noch vor uns.
Die Sonne kam jetzt etwas mehr aus ihrem Versteck hinter den Wolken. Wir fuhren durch schönes, welliges Terrain. Auf einigen Asphaltstücken konnten wir jetzt mal die Räder rollen lassen. Das war gar nicht verkehrt, denn weitere Gravel-Passagen, die unsere Beine beanspruchten, folgten unweigerlich. Christian hatte da eine wirklich anspruchsvolle Route zusammengestellt.

Die Erkenntnis, das Feldwege nicht gleich Feldwege sind, hatten wir früh zu spüren bekommen. Wer dereinst diese oft mit klobig-spitzen Steinen versehen hat, wird für mich ein Rätsel bleiben. An einigen Stellen musste man schon hoch konzentriert sein. Doch als Gravelride-Fan tauchte ich hier quasi ins pure Abenteuerland ein. Den hektischen Alltag konnte ich komplett vergessen. So schön. So herrlich. So wohltuend.
Geschichtliches in der Oberlausitz
Die Oberlausitz sowie Nordböhmen sind geschichtlich eng miteinander verpflochten. Ein Kommen und Gehen diverser Herrschaften prägte diese Region jahrhundertelang. Die großen Städte der Oberlausit, zum Beispiel, entstanden alle zur Zeit der böhmischen Herrschaft, als Kaiser Friedrich I. Barbarossa ein Bündnis mit dem böhmischen Herzog Vladislav II. einging.

Von einstiger Herrlichkeit war allerdings nur noch wenig zu erkennen. In den kleinen Dörfern konnte man nur noch erahnen, wie prächtig so manches Gebäude oder Marktplatz einmal gewesen war. Morbider Charme war allgegenwärtig. Oft war die nackte Mauer hinter dem abbröckelnden Putz zu sehen. Doch hinter gräulich, dreckig wirkenden Gardinen regte sich immer noch Leben. Das die Jugend aus diesen Gegenden immer öfter in die Großstädte abwandert, dadurch die Dörfer mehr und mehr veröden, lässt sich nicht von der Hand weisen.
Ein Gravelride, so schön!
Radfahren durch diese Landstriche übt eine Faszination aus, die ich nur schwer beschreiben kann. Wunderschöne Landschaften, die eine gewisse Melancholie ausstrahlen. Eine Ruhe, sanft und wild zugleich. Gleißendes Sonnenlicht, nur unterbrochen von lautlos dahin schwebenden Wolkenformationen über den Wäldern und Wiesen. Mal dunkel und bedrohlich, mal lieblich und in ihr Schönheit fein und grazil. Aber immer mit einer perfekt anmutenden Inszenierung, voller Stolz. Sich ihrer Strahlkraft bewusst.

Die Bergkette begleitete uns die ganze Zeit im Hintergrund. Es ist plausibel, dass auch sie zu den geologischen Schätzen dieser Region gehört. Die Berge, die übers Riesengebirge bis hinunter zum Schwarzen Meer reichen. Die Muskeln wurden langsam müde. Immer wieder gab es kleine Rampen zu erklimmen, spitzen Steinchen auszuweichen, Schlaglöcher zu Umkurven oder brettgeile Abfahrten hinunter zu rauschen. Als ob es kein Morgen geben würde. Die Bremshebel umklammert, aber so wenig wie möglich drückend. Ein Kaleidoskop der Sinne, atemberaubend in jeder Hinsicht.
Und dann wurde es plötzlich Dunkel. Wo eben noch die Sonne schien, machten sich auf freiem Feld die Regenwolken breit. Mit ohrenbetäubendem Wind in den Ohren jagten wir die endlose Schotterpiste entlang. Blitze zuckten am Himmel, Adrenalin pumpte in meinen Adern. Gewitter mag ich beim Radfahren überhaupt nicht. Vor allem, wenn weit und breit keine Unterstellmöglichkeit vorhanden ist. Das flache Land. Düstere Gewitter- und Regenwolken über uns. Ganz in der Ferne erkennbarer Sonnenschein. Was für ein Schauspiel. Gruselig, but Breathtaking!


So schnell der Regen und das Gewitter kam, so schnell waren sie wieder weg. Zurück blieben nasse Wiesen, Wälder und Radhosen. Die zur Abendstimmung passenden Strahlen der Sonne, die jetzt schon tief stand, ließ die Wassertropfen im Gras glitzern. Die Baumkronen leuchteten im letzten Abendlicht. Langsam wurde es Zeit, zu unserer Unterkunft zu kommen.
Matschige Gravelpfade
Was zunächst einfach erschien, da das letzte Stückchen anscheinend über eine perfekt als Radweg hergerichtete alte Bahntrasse führte, entpuppte sich dann am Ende als Sumpfweg. Der Regen hatte hier einen Boden hinterlassen, der quasi nicht mehr befahrbar war ohne sich und die Räder irgendwann im Schlamm zu suhlen.
Tatsächlich mussten wir ziemlich genau auf der Grenze zwischen Tschechien und Polen unsere Räder ein Stück durch Matsch und über fiesen Wurzeln schieben, um am Ende, zum Abschluss des Tages, noch einmal voller Konzentration sein. Wieso? Glitschige Steine, die auf dem Weg in allerlei eckiger Form aus dem Boden ragten, als ob jemand die extra als unpassierbares Hindernis dahin gewürfelt hätte.
Doch schließlich kamen wir noch rechtzeitig an der Unterkunft an, einer alten Jugendstilvilla bei Pobidna in Polen. Es war bereits Dunkel geworden. Auf den letzten Metern hatte ich schon das Akku-Licht an meinem Rad eingeschaltet. Die Unterkunft gehörte uns für diese Nacht ganz alleine. Stilvoll erstrahlte sie in alter Schönheit. Sie gehörte einst einem deutschen Unternehmer, der direkt nebenan eine Weberei besaß.
Im 17. Jahrhundert erlebte die Oberlausitz einen großen Aufschwung mit der Leinweberei. Kurios: In den darauf folgenden zwei Jahrhunderten gab es quasi eine Monopolstellung auf dem Damast und der weißen Leinwand aus gebleichten Garn. Führend im europäischen Kunsthandwerk. Daher wurde beschlossen, die Technologie als Staatsgeheimnis zu behandeln! Die Weber wurden samt und sonders von der Wehrpflicht ausgeschlossen!


Wir schliefen in alten stilvollen Betten, in schlichten Zimmern mit hohen Wänden. Die Bäder waren neu. Der harte, warme Wasserstrahl der Dusche gab dem Rücken eine wohlige Massage. Wir fühlten uns richtig gut. Wir waren voller Eindrücke, als wir in den verdienten Schlummer fielen…TO BE CONTINUED!!!
Informationen
Weitere Infos samt Routenvorschlag zum Thema "Graveln" in der Oberlausitz und im Grenzgebiet des Dreiländerecks könnt ihr auf der offiziellen Tourismus-Seite der Region entdecken! HIER KLICKEN



2 Comments
Radelnder Uhu
Klasse-Tour in (m)einer Lieblingslandschaft 🙂
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