Hohe Venn,Gravelride,Belgien,Fahrrad,Gravelbike
TOUREN

Durchs Hohe Venn und Belgien mit dem Mann

Text: Melanie Terbeck Fotos: bikingtom

Vier ganze Tage mit dem Rad unterwegs in Belgien und durchs Hohen Venn, zusammen mit meiner besseren Hälfte. So war es eigentlich geplant. Doch das Leben hatte für uns andere Pläne.

Wir wollten eine kleine Rundreise durch das Hohe Venn in Belgien machen und ich freute mich darauf, meine erste Bikepacking Tour zu erleben, und war dementsprechend aufgeregt. Jedoch konnte ich aufgrund von Schulterproblemen nicht so oft in den letzten Wochen fahren, wie ich es gerne gewollte hätte (eigentlich so gut wie gar nicht), was bedeutete, dass die geplante Tour auf Grund mangelnder Kondition so definitiv nicht durchführbar war.

Die schlechte Wettervorhersage für Freitag tat sein Übriges und da ich als bekennender Schönwetterfahrer keine wetterfeste Ausrüstung hatte, beschlossen wir, erst am Samstag zu starten und stattdessen eine kleinere und stark verkürzte Tour, ohne Gepäck am Rad, durch die wilde Natur Belgiens zu machen, mit Übernachtung im Städtchen Verviers.

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Start im Hohen Venn

Belgien bietet nämlich zahlreiche Möglichkeiten zum Graveln auf einfachen bis hin zu extrem anspruchsvollen Wegen. Auf unserer Tour sollte es auch darum gehen, meine eigenen Grenzen auszuloten, mich selbst besser kennenzulernen und meine Fähigkeiten zu erweitern. Ich wollte mich dieser Herausforderung mutig stellen und mich außerhalb meiner geliebten Komfortzone bewegen.

Gesagt, getan.Samstag in aller Herrgottsfrühe ging es zuerst mit dem Auto Richtung Belgien. Es herrschte draußen bestes Waschküchen-Wetter, die Sicht betrug nicht mehr als 50 Meter und der Nebel wurde von Minute zu Minute immer dichter. Zum Glück war nicht viel Verkehr um diese Uhrzeit und so waren wir recht schnell auf einem Parkplatz neben einem Ausflugslokal irgendwo im tiefen Nirgendwo in Belgien angekommen. 2 Grad Außentemperatur, Nebel und keine Menschenseele weit und breit. Ich fragte mich, was ich mir da angetan hatte.

Wir machten unsere Räder startklar, Schuhe, Helm und Handschuhe an und sind losgefahren. Laut WAHOO waren knapp 80 Kilometer und 800 Höhenmeter geplant. Einige von euch mögen denken, dass dies nicht viel ist, aber ich bin keine Bergziege und habe fast keine Kondition. Daher hatte ich jede Menge Respekt vor den Höhenmetern.

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Schon nach wenigen Metern führte uns unser Weg von der Straße direkt in den Wald. Der Untergrund war gut befahrbar und wir konnten leicht bergab fahren. Es war eine wunderbare Atmosphäre mit den dichten Bäumen, dem Nebel und dem Licht. Wir waren die einzigen Menschen weit und breit, als plötzlich rechts von uns zwischen den Bäumen die ersten Wildtiere auftauchten.

Die Rehe wurden vermutlich durch uns aufgeschreckt und sprangen in ausreichendem Abstand zwischen den Bäumen hin und her. Wir hatten wirklich Glück, so etwas erleben zu können. Einige Meter weiter sprang dann eine ganze Herde von vielleicht 4-5 Tieren über unseren Weg hinweg. Die vorderen Tiere waren riesig und hatten ein imposantes Erscheinungsbild. Es war ein unglaubliches Erlebnis, aber wir mussten nun etwas vorsichtiger fahren, da wir hier tatsächlich mit allem rechnen mussten.

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Die ersten paar Meter waren gefahren als es rechts vom Weg abging zu einem mittelgroßen Wasserlauf. Wir mussten kleinere Brücken überqueren und die Räder darüber tragen, um auf die andere Seite zu gelangen. Es war wunderschön – so mitten in der Natur. Die Ruhe und die klare Luft taten richtig gut. 

Aber nun wurde es etwas anstrengender, denn der Weg vor uns war mit dicken Steinen, ausgewaschenen Wasserrinnen und extremen Steigungen gespickt und mit dem Rad unpassierbar.

Also hieß es Schieben und teilweise auch Tragen. Oben auf der Anhöhe angekommen hatten wir nun einen ersten, wunderbaren Blick auf die atemberaubende Landschaft. Das Hohe Venn ist ein großes Hochmoor-Plateau im Osten Belgiens, in der Nähe der deutschen Grenze. Es ist ein einzigartiges Naturschutzgebiet mit einer faszinierenden Landschaft und reichhaltiger Flora und Fauna. Ich denke die Bilder, die wir gemacht haben, sprechen für sich.

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Die nächsten Kilometer vergingen wie im Fluge und wir waren immer noch allein unterwegs. Erst am späten Vormittag begegneten uns die ersten Spaziergänger mit ihren Hunden. Obwohl es noch immer nebelig und kalt war, störte mich das an diesem Tag überhaupt nicht, denn die Schönheit der Natur und die Ruhe waren eine wunderbare Entschädigung.

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Am höchsten Punkt

Weiter ging es zum höchsten Punkt Belgiens, dem Signal de Botrange.An dieser Stelle haben die Belgier einen kleinen Hügel aufgeschüttet und eine Steintreppe gebaut, um auf eine Höhe von 700 Metern zu gelangen. Dieser Aussichtspunkt ist eine sehr beliebte Attraktion in Belgien, weshalb dort etwas mehr los war. Jeder wollte die Steintreppe erklimmen und ein Erinnerungsfoto machen, uns eingeschlossen.

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Und was war das?!? Plötzlich brach die Sonne durch die Wolken. Das veränderte die ganze Landschaft schlagartig. Ich hätte mir noch etwas mehr Sonne an diesem ansonsten sehr grauen Tag gewünscht. Das Restaurant an diesem Aussichtspunkt hatte leider noch nicht richtig geöffnet und ein Paar Pommes auf die Hand hatten die leider nicht im Angebot. Echt schade, denn es war jetzt schon fast Mittagszeit und etwas zur Stärkung wäre nicht verkehrt gewesen. Also entschieden wir uns, einfach weiterzufahren.

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Ein kleiner Anstieg nach dem nächsten wurde überwunden und wir fuhren zwischen feuchten Wiesen, Torfmooren und Heidelandschaften durch dieses faszinierende Naturschutzgebiet. Unsere Kleidung und unsere Räder waren mittlerweile voller Dreck und Schlamm, der uns teilweise nur so um die Ohren flog, da es auch hier die Tage zuvor viel geregnet hat.

An manchen Stellen war es unmöglich, mit dem Fahrrad weiterzufahren, und wir mussten das Rad durch den Schlamm und über dicke Baumwurzeln tragen. Ihr könnt euch also vorstellen, wie wir aussahen. Ein echter Gravelride also. Aber es machte uns nichts aus, denn wir hatten Spaß. Was für ein Abenteuer. Irgendwann spuckte uns der Wald wieder aus und wir fuhren bergab auf einer Landstraße durch mehrere kleinere Ortschaften. Doch leider gab es hier ebenfalls keine geeigneten Lokalitäten zum Einkehren. Was für ein Mist. 

So viele Eindrücke im Hohen Venn

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Wir hatten bereits einige Kilometer auf der Venn-Bahn zurückgelegt, als wir endlich ein Schild mit der Aufschrift „Atschi’s Imbiss“ sahen, das uns nach links in nur 50 Metern Entfernung zu einem Trampelpfad führte. Doch leider stand dort kein Imbisswagen, und so setzten wir unseren Weg frustriert und hungrig fort.

Ein paar Meter weiter sahen wir erneut ein Schild mit der Aufschrift „Atschi’s Imbiss“, dieses Mal jedoch in 100 Metern Entfernung und nach rechts weisend. Zuerst dachten wir, es wäre ein schlechter Scherz, aber dann entdeckten wir einen Imbisswagen auf einem Schotterparkplatz. Unsere Gebete wurden anscheinend erhört. Der Besitzer war ausgesprochen freundlich und unterhielt sich gerne mit uns, während er unser Essen zubereitete. Nachdem wir uns gestärkt haben, setzten wir unseren Weg fort und fuhren auf der Venn-Bahn immer bergab. Das war dann unser schnellste Teil der Strecke. 

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Irgendwann ging es dann wieder hinein in den Wald und die Wege wurden etwas anspruchsvoller, zumindest für mich. 

Hier und da wurden noch einzelne Fotostopps eingelegt, so zum Beispiel an der Wanderhütte Renerthött, die idyllische mitten am Wegesrand stand, aber leider verschlossen war, oder einige Meter weiter direkt am Wasser. Eine relativ neu gebaute Holzbrücke führte hier nämlich über den Getzbach zu einem Wanderweg (Fahrräder verboten) und mit der Umgebung ergab es eindrucksvolle Fotomotive.

Die Vorfreude auf eine heiße Dusche wurde immer größer. Und dann ganz plötzlich war es auch schon geschafft. Der Parkplatz, der heute Morgen noch komplett leer war, war jetzt in Sichtweite und platzte aus allen Nähten. 

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Wir hatten den ersten Tag mit fast 80 Kilometern und über 900 Höhenmetern geschafft. Nachdem wir die Fahrräder aufgeladen hatten, fuhren wir direkt ins Hotel. Nach der ersehnten heißen Dusche und einem leckeren Abendessen mit anschließenden Aperol-Sprizz ging es für mich verhältnismäßig früh ins Bett, ohne wirklich zu wissen, welche Strecke am morgigen Tag auf mich warten würde.

Es standen tatsächlich zwei unterschiedliche Strecken für den morgigen Tag zur Auswahl: die eine mit 90 Kilometern und etwa 500 Höhenmetern und die andere mit 75 Kilometern und 700 Höhenmetern. Ich war mir unsicher, welche für mich besser geeignet wäre. Wie würde ich mich am nächsten Morgen fühlen? Ich wusste es zu diesem Zeitpunkt nicht. Würde meine Schulter wieder schmerzen oder würde ich Muskelkater haben? Diese Fragen beschäftigten mich den ganzen Abend.

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Zweiter Tag in Belgiens schöner Landschaft

Erst am nächsten Morgen nach einem großartigen Frühstück (wir waren übrigens die ersten am Buffet) fiel dann die Entscheidung. Es sollte die erste Strecke werden. Mein Mann riet mir dazu, mich nicht nur von Zahlen leiten zu lassen. Bei der längeren Strecke wären zwar mehr Kilometer zu bewältigen, aber das Streckenprofil wäre besser für mich geeignet und es wäre sicherlich schön, entlang der Maas zu fahren.

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Die Beine fühlten sich, dank Franzbranntwein, recht gut an. Keine Schmerzen, kein Muskelkater! Zu unserem Glück ließ sich die Sonne heute etwas häufiger blicken. Von einem Parkplatz an einer alten Bastionsanlage aus führte uns der Weg direkt auf eine tolle Trasse, immer schön leicht bergab, hinein in neue Abenteuer. Es war zwar noch recht frisch, aber wenn die Sonne rauskam, war das schon schön.

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Heute waren wir nicht ganz so alleine unterwegs wie am gestrigen Tag. Immer wieder kamen uns andere Radfahrer entgegen, die uns hier alle sehr freundlich „Bon jour“ entgegneten. An vielen grünen Wiesen vorbei, an alten Eisenbahnen und Wartehäuschen und durch malerische Dörfer, die gerade zum Leben erwachten, fuhren wir so unseres Weges. Anscheinend hatten wir einen Pfad erwischt, der gerade zur Osterzeit sehr gerne als Pilgerweg genutzt wurde, denn es kamen uns viele ältere Leute entgegen, die einer Wegmarkierung folgten und mit Zetteln bewaffnet waren und dabei Texte lasen. Es war so herrlich.

Die Tour verlief sehr abwechslungsreich und wir sprangen immer wieder zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden hin und her und genossen wunderbare Aussichten. An einigen Weiden mit Schafen oder Pferden vorbei, gab es auch heute einige Anstiege zu erklimmen, die ich aber tapfer angegangen bin und gemeistert habe.

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In Ejsden-Moelingen überquerten wir das Wasser mit einer kleinen Fähre, um dann immer schön weiter am Wasser entlang fahren zu können. Eine schön ausgebaute Promenade, eigentlich breit genug, damit sich Spaziergänger, Radfahrer, Inliner, Skater und Rollerfahrer nicht in die Quere kommen. Es war jetzt ungefähr die Hälfte der Strecke gefahren und im nächsten schönen Lokal wollten wir Pause machen, um eine Kleinigkeit zu essen. Doch soweit kamen wir dann leider nicht, da unsere Tour plötzlich und völlig unerwartet endete. Wie es dazu kam? Tja, was soll ich sagen. 

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Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…

Leider gibt es immer wieder Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner nicht im Griff haben. So auch am Ostersonntag. Mein Mann hatte schon rechtzeitig in ausreichender Entfernung geklingelt, um den Hundebesitzer auf uns aufmerksam zu machen, damit er seinen Hund etwas enger an der Leine hätte führen können.

Zuerst ist der Hund auch zu seinem Herrchen gegangen, doch dann hat er es sich plötzlich wieder anders überlegt und ist meinem Mann direkt vors Rad gesprungen. Er hat zwar noch rechtzeitig bremsen können, um den Hund nicht zu überfahren. Ich konnte es aber leider nicht mehr und bin ihm direkt hinten reingefahren. Meine Bremsscheibe verkeilte sich sofort in seiner Schaltung, aber mein Mann konnte die Räder vorsichtig wieder voneinander trennen. Nach einem ersten Check war schnell klar, dass meine Bremsscheibe etwas verbogen war und schleifte und seine Schaltung in den Speichen hing. Vermutlich war das Schaltauge defekt.

Das war’s dann für uns. Ende aus, Micky Mouse. Game Over. 

Abruptes Ende

Zum Glück sind wir nicht sonderlich schnell unterwegs gewesen, da sonst wahrscheinlich noch Schlimmeres passiert wäre. An eine Weiterfahrt war so trotzdem nicht mehr zu denken. 

Ich habe noch nie verstanden, warum die Hunde an der langen Leine an solchen Stellen geführt werden, wo sich doch viele verschiedene Menschen den Weg teilen und auf einander Rücksicht nehmen sollen. Meiner Meinung nach unverantwortlich und total rücksichtslos. Nicht daran zu denken, wenn ein kleines Kind mit seinem Rad an dieser Stelle gerade gewesen wäre.

Aber zurück zum Hundebesitzer. Er schaute uns nur verständnislos an, nahm seinen Hund und ging einfach weiter, ohne sich zu entschuldigen. Wären wir zu Hause in Deutschland gewesen, hätten wir ihn direkt zur Rede gestellt und notfalls sogar vielleicht die Polizei gerufen. Doch hier in Belgien ohne Französisch-Kenntnisse waren wir total auf uns alleine gestellt und einfach nur hilflos, wütend und total gefrustet. 

Das war bei Kilometer 45. Also, was sollten wir nun tun?!? Sollte ich alleine weiterfahren, um das Auto zu holen? Bei meinem Tempo hätte das natürlich eine halbe Ewigkeit gedauert und wenn ich dann auch noch eine Panne unterwegs gehabt hätte, wäre es einer halben Katastrophe gleichgekommen? Das war also keine gute Idee. 

Zum Glück war in unmittelbarer Nähe ein Krankenhaus, an dem wir möglicherweise ein Taxi finden sollten. Das war jedoch ein Trugschluss. Anders als in Deutschland gab es in Belgien keine Taxis in der Nähe eines Krankenhauses. Deshalb bin ich ab in die Notaufnahme und habe ganz lieb eine Krankenschwester gefragt, ob sie uns vielleicht ein großes Taxi für 2 Personen und 2 Fahrräder bestellen könnten. Sie fragte erstmal was passiert und ob jemand verletzt wäre und wo wir hinmüssten.

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Im gleichen Atemzug sagte sie, dass es schwierig und teuer werden würde, ein geeignetes Taxi zu finden. Nachdem sie bei verschiedenen Taxiunternehmen angerufen hatte und von allen eine Absage bekommen hat, dass die keine Vans im Angebot hätten, entschied ich mich dafür ein normales Taxi bestellen zu lassen. 

So kam es, dass ich dann alleine zum Auto mit dem Taxi gefahren bin und mein Mann mit den Rädern am Krankenhaus, schön in der Sonne sitzend, gewartet hat. Ich bin nicht ganz 20 Minuten mit dem Taxi gefahren, hauptsächlich auf der Autobahn, und habe dafür unglaubliche 105 Euro zahlen müssen. Ein ganz schön teurer Spaß. Kein Wunder, dass es in Belgien nicht viele Taxis gibt und nur wenige Menschen damit fahren.

Ich bin dann mit unserem Auto zurück zum Krankenhaus, wir haben die Räder aufgeladen und sind wieder Richtung Heimat. Es war wirklich sehr schade, dass unser gemeinsames kleines Abenteuer so schnell zu Ende war.

Wieder zu Hause angekommen haben Toms bester Bike Buddy Timo und seine Frau Kira uns spontan zu sich nach Hause eingeladen. Dort haben wir uns bei Pizza und Bier wieder etwas von dem Schrecken erholt und konnten sogar wieder lachen.

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Für mich war dieses kleine Abenteuer im Grenzgebiet von Deutschland, Belgien und den Niederlanden trotzdem eine großartige Möglichkeit, um die Natur zu erkunden und abgelegene Landschaften zu entdecken, um etwas abzuschalten und neue Kraft für den Alltag zu tanken. Und ja, ich bin über meinen eigenen Schatten gesprungen und hab gemerkt: Ich schaffe das, wenn ich nur will!

- Einen weiteren Bericht von Melanie zur Festive500 findet ihr unter diesem Link, wenn ihr Lust habt.

- Wissenswertes zum Hohen Venn

- Infos zur Vennbahntrasse
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