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Bikepacking durch Europa

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Bikepacking. Eine Art wiedergewonnenes Abenteuer unserer Zeit. Von Radreisen, nur mit spartanischen Habseligkeiten unterwegs, träumen viele Menschen. Eine Flucht aus dem Alltag, bei der man viel über sich selbst lernen kann, hinein in eine erstaunliche Welt, die es tatsächlich immer noch da draußen gibt. Natur, Menschen, Landschaft, Reisen.

Manche träumen nur von diesen Dingen, andere setzen diesen Traum jedoch in die Tat um. Ins Unbekannte zu starten, nicht zu wissen, wo man Abends schläft, woher man etwas zu essen und zu trinken bekommt und somit seine Komfortzone manchmal schneller verlässt, als einem lieb ist, das muss man wollen. Eigene Schranken zu überwinden, fällt nicht jedem leicht. Die Erlebnisse, die man auf diesen Reisen hat, davon zehrt man jedoch sein Leben lang.

Ihr kennt Lisa bereits von meinem Bericht zum SuperBerlinExpress in diesem Jahr, wo es um Long Distance Cycling ging und wir gemeinsam dieses Abenteuer bestritten haben. Mit ihr war ich nun auch in Misano Adriatico in der Emilia Romagna. Wir waren eingeladen beim Italian Bike Festival und in dessen Rahmen stattfindenden Gran Fondo La Gialla. Ein irres Erlebnis (Bericht folgt).

Doch für Lisa war hier noch nicht Schluss, denn während ich die Heimreise antrat, packte sie anschließend die Chance am Schopfe, um ihren Traum vom Bikepacking durch Europa wahr werden zu lassen.

Durch Italien, Österreich und über Tschechien soll’s zurück nach Dresden gehen. So ihr grober Plan, der sich immer wieder anpassen lässt. Rund vier Wochen hat sie Zeit, um ohne Druck sich alles anschauen, „erfahren“ und genießen zu können. Ein echter Traum!

Über ihre Erlebnisse wird sie hier an dieser Stelle auf dem Blog zwischendurch von nun an immer wieder mal kurz berichten. Haltet die Updates also im Auge!

Folgen könnt ihr Lisa übrigens auch auf ihrem Instagram-Account.

„Mein großer Traum – Bikepacking durch Europa“

Text & Fotos von Lisa L.

13.9. / Misano Adriatico – Arezzo

140 km / 1700 Hm

Es war endlich soweit. Das große Abenteuer begann. Ich wachte auf, bevor der Wecker klingelte und war sofort aufgeregt. Während des Frühstücks plante ich mir meine Route für den Tag. Dann checkte ich auch schon aus und das Abenteuer begann. Nach den ersten zehn Kilometern wurde ich aus heiterem Himmel plötzlich sehr emotional.

Vor ein paar Tagen wusste ich nicht, ob ich den ganzen Weg nach Hause radeln kann, weil ich die letzten Wochen krank war. Und in diesem Moment wurde mir klar, ich mache das hier wirklich. Ich konnte es einfach nicht glauben, es war so unwirklich und ist es immer noch. Radfahren durch Europa war lange ein Traum von mir und als ich die Einladung zum EMCC bekam, begann ich voller Euphorie mit der Planung meiner Radreise nach Hause. Es war die perfekte Gelegenheit.

Nach dem Start passierte ich zunächst Rimini und radelte dann weiter in westliche Richtung. Der Verkehr nahm endlich ab und die Landschaft wurde immer schöner. Der erste Teil der Tour ging bergauf und ich fing an ordentlich zu schwitzen. Es war sehr heiß und das Gewicht meiner Bikepacking-Taschen hatte ich etwas unterschätzt. Es ist das erste Mal, dass ich eine so lange Tour fahre.

Nach einer kleinen Café-Pause in dem kleinen Dorf Badia Tedalda habe ich meinen ersten großen Anstieg beendet und die schöne Aussicht genossen. Dann kam Anghiari, ein kleines Dorf auf einem Hügel. Die Steigung betrug satte 20 % und ich musste auf dem Weg nach oben einigen Pausen einlegen. Zum Glück gab es am Ende einen Brunnen, wo ich mein Gesicht waschen und meine Wasserflaschen auffüllen konnte. Das war ganz wunderbar.

Am Nachmittag erreichte ich Arezzo, mein erstes Tagesziel. Auf der Piazza Grande gönnte ich mir eine Portion Nudeln und genoss meinen ersten Erfolg. Ich entschied mich dann für ein Hotelzimmer, da ich am Abend noch die Stadt etwas erkunden wollte. Ich lief durch die Gassen und kaufte mir noch etwas Verpflegung für den nächsten Tag. Zurück im Hotel fiel ich einfach müde ins Bett. Ein perfekter erster Tag.

Der erste Tag von Lisa’s Radreise. / Screenshot: STRAVA

14.9. / Arezzo – Siena – Firenze 

181 km / 2100 Hm

Ich hatte leider ein superschlechtes Frühstück in einem Hotel in Arezzo. Kein guter Start. Doch als ich rausfuhr, war es wieder wunderschön. Toskana pur. Weinberge, alte Anwesen und viel Natur. Dazu wenig Verkehr. Herrlich.

In der altehrwürdigen Stadt Siena habe ich Mittagspause gemacht, etwas gegessen und bin durch die Gassen geschlendert. Doch die Wetter-App verhieß nichts Gutes auf meinem weiteren Weg nach Florenz. Am Abend sollte es starke Gewitter geben. Daher fuhr doch lieber zügig weiter.

Dafür war der Abschnitt zwischen Siena und Florenz der schönste heute. Dort waren tatsächlich viele andere Rennradfahrer unterwegs. Die Gegend scheint beliebt zu sein. Ich bin da zwar gefühlt einen ewig langen Berg hochgekraxelt, aber mit der Natur drumherum war das halb so wild.

Florenz selber war voller Menschen, es war unheimlich viel los. An einem schönen Platz habe ich mir etwas zu Essen geholt und noch einen Kaffee getrunken. Doch musste ich mich noch auf die Suche für eine Unterkunft begeben. Leider waren die günstigeren Hotels alle ausgebucht. 

Vierzig Kilometer außerhalb von Florenz habe ich mir dann endlich ein Zimmer buchen können. Doch die Straße raus aus Florenz, die war so schmal, ohne Radweg, ohne Gehweg, so dass ich mit dem Fahrrad mitten zwischen Autos und LKW’s im Stau stand!

Dann begann es zu regnen, es wurde stockdunkel, das hat in dem Moment einfach keinen Spaß gemacht. Dazu hätte ich das Navi auch noch verfluchen können, denn das schickte mich eine 20%-Rampe hinauf um dann wieder auf der gleichen Hauptstraße zu landen! Ich hätte ausrasten können!

Der Typ von der Unterkunft war auch nicht wirklich freundlich am Telefon, als ich ihm durchgab, wann ich denn kommen würde. Er wirkte etwas entnervt, als ich ihm sagte, das ich den Briefkasten mit dem hinterlegten Schlüssel nicht finde! 

Das er den Briefschlitz an der Tür meinte, wo er ihn so halb eingeklemmt hatte, damit ich mich selber reinlassen konnte…oh man.

Aber ich habe ein Bett und ich kann im Trockenen schlafen. Ich bin gespannt auf den morgigen Tag, denn es soll durchgehend regnen und gewittern. Na ja…

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Tag 2 von Lisa’s Tour. Screenshot: STRAVA

15.9. / Firenze – Pisa – Lucca – La Spezia

166 km / 705 Hm

Nach dem gestrigen Tag kam ich nur schwer aus dem Bett und auch erst gegen halb neun fuhr ich los in Richtung Pisa. Es war viel Verkehr und dazu taten mir noch die Beine von gestern weh. Doch als ich wieder etwas reinkam, konnte ich im Auflieger mehr Fahrt aufnehmen.

In Pisa war es total schön, dort wieder zu stehen, da ich von früheren Reisen noch tolle Erinnerungen hatte. Ich konnte es fast nicht glauben und habe erst einmal mit meiner Mutter per FaceTime gesprochen.

Leider regnete es, aber ich musste trotzdem weiter. Der nächste pittoreske Ort war Lucca. Dort bin ich etwas durch die Stadt gebummelt und habe mir erst einmal ein fettes Stück Pizza geholt und mich auf dem Platz vor der Kathedrale gesetzt. 

Vor einem Supermarkt stellte ich mir die Frage, was ich denn nun mache? Ich hatte die ganze Zeit nur Riegel und so ein Zeugs gegessen und wollte gern jetzt etwas Vernünftiges haben. Doch wie sollte ich das mit dem Fahrrad machen?

Da stand dann so ein älteres Pärchen, die noch ein Stück Pizza auf der Hand hatten und ich dachte „sch.. drauf, die quatsche ich einfach an, ob die kurz auf mein Rad aufpassen können“. Und es waren zufällig auch Deutsche. Nicht einfach für mich, mein Fahrrad wildfremden Menschen anzuvertrauen, aber ich denke, ich habe eine ganz gute Menschenkenntnis.

Ich bin dann schnell in den Supermarkt und habe mir etwas Obst und Gummibärchen geschnappt. Die Schlange an der Kasse war sooo lang. Aber mein Rad war dann zum Glück doch noch da 😉

Ein bisschen bin ich nun doch k.o.. Das Wetter hat mir heute etwas zugesetzt und ich habe etwas Halschmerzen. Es war alles dabei: von warm über regnerisch bis kalt. Daher habe ich mir heute nochmal ein Zimmer bei einem ganz netten alten italienischen Paar genommen. Total schön.  Morgen früh geht es direkt nach dem Frühstück weiter.

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Die Strecke von Tag 3. Screenshot: STRAVA

16.9. / La Spezia – Sabbioneta

124 km / 1470 Hm

Heute war ein richtig geiler Tag auf dem Rad. Ich konnte von der Tür weg direkt in den Pass Richtung Lago Paduli rein starten. Ich bin vorher ja noch nie so richtig Pässe gefahren, aber der war richtig schön. Vor allem lang, mit rund 22 Kilometern und rund 1000 Höhenmetern. Es war kein anderer Mensch auf dem Rad unterwegs. 

Die Abfahrt war dann so kalt, dass ich alles angezogen habe, was ich dabei hatte. Landschaftlich war es Hammer! Ich bin so geflasht, das war so schön. Ich hätte das so gerne irgendwie festgehalten. Fotos schaffen das manchmal einfach nicht. 

Nach Parma ging es leider etwas unangenehm an einer Bundesstraße entlang. Von der Stadt Parma selber wusste ich nicht viel, außer natürlich, dass von dort der berühmte Schinken und der Parmesankäse herkommt. 

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Nach einer Pause war ich echt in so einem Loch, ich wusste nicht, was ich machen sollte. Da es die letzten Nächte immer gewittert hat, ich aber gerne mal draußen schlafen würde, müsste ich eine überdachte Gelegenheit finden. Das hat mich etwas gestresst. Und an Unterkünften waren keine bezahlbaren mehr in Parma zu bekommen.

Ich bin dann weitergefahren, habe eine wunderschöne Alternative in dem alten, historischen Dorf Sabbioneta gefunden. Ich wusste sofort, dass ich hier bleiben wollte, es war die Idylle pur. Hier werde ich den Tag jetzt ausklingen lassen.

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Tag 4 Screenshot: STRAVA

17.9. Sabbioneta – Mori

143 km / 559 Hm

Heute Morgen in aller früh bin ich tatsächlich vom Regen aufgewacht! So laut war das hier unterm Dach. Als ich aufgestanden bin, hatte es aufgehört. Doch als ich dann los bin zum Frühstück ins Café, hat es keine hundert Meter weiter wieder angefangen richtig zu schütten.

Ich glaube übrigens, dass die Italiener morgens immer nur ein so’n süßes Teilchen frühstücken, einen Espresso dazu trinken und das war’s. Ich habe mir aber direkt zwei Teilchen bestellt und da kam dann schon der komische Blick. *lach*

Die Leute sind eh schon immer etwas irritiert, wenn sie mich mit dem Fahrrad sehen und merken, dass ich alleine reise. „Hast du denn da keine Angst?“, kommt da oft die Frage. Ehrlich? Keine Ahnung, wovor ich Angst haben sollte!

Bei 16 Grad, starkem Regen und Gegenwind bin ich dann endlich los. Ich musste aber echt kämpfen. Ich hatte keine Regenhose und meine Füße waren auch kalt. 

Dazu hatte ich die Route auch richtig gut geplant, mitten durch die Natur. Da, wo man an keine Verpflegung kommt. Unterstellen wollte ich mich in den Kirchen in den kleinen Ortschaften, so die Idee. Aber dann habe ich mir immer gedacht, ich könnte doch noch etwas weiterfahren. Irgendwann war es dann auch egal.

Im erstbesten Supermarkt habe ich mir Tüten besorgt, bin ins nächste Bushaltestellenhäuschen und habe mir meine trockenen Socken angezogen. Darüber dann die Tüten. Ich sah aus, das kann man sich nicht vorstellen. Zum Glück kannte mich hier keiner.

Aber ab da wurde es auch besser und ich habe schon die Berge gesehen. Dazu der blaue Himmel in der Ferne. Das hat mich motiviert und ich bin dann auch durchgefahren bis zum Gardasee. Dort habe ich mich erstmal in die Sonne gelegt und die Sachen zum Trocknen ausgebreitet.

Eigentlich wollte ich heute ja mal draußen schlafen, ab es war da so windig und kalt, als ich Richtung Norden und Bozen fuhr. Und dieser ausgebaute Radweg liegt zwischen den Weinfeldern, wo man nur schwer einen guten Schlafplatz findet. Hinzu kommt, dass noch alles nass war und es recht zugig war. 

Keine guten Bedingungen. Da habe ich mir dann doch lieber nochmal eine Unterkunft gesucht. Schade, ich hätte das gerne gemacht, doch das es in Italien die letzten Tage Abends so gewittrig war, konnte ich das leider nicht tun. 

Ab nun wird es in den Bergen eh kalt werden, da hätte ich das ganze Schlafzeug doch zu Hause lassen können *lach*.

17.9. Sabbioneta - Mori 143 km / 559 Hm Heute Morgen in aller früh bin ich tatsächlich vom Regen aufgewacht! So laut war das hier unterm Dach. Als ich aufgestanden bin, hatte es aufgehört. Doch als ich dann los bin zum Frühstück ins Café, hat es keine hundert Meter weiter wieder angefangen richtig zu schütten. Ich glaube übrigens, dass die Italiener morgens immer nur ein so’n süßes Teilchen frühstücken, einen Espresso dazu trinken und das war’s. Ich habe mir aber direkt zwei Teilchen bestellt und da kam dann schon der komische Blick. *lach* Die Leute sind eh schon immer etwas irritiert, wenn sie mich alleine mit dem Fahrrad sehen und merken, dass ich auch alleine reise. „Hast du denn da keine Angst?“, kommt da oft die Frage. Keine Ahnung, wovor ich Angst haben sollte! Bei 16 Grad, starkem Regen und Gegenwind bin ich dann endlich los. Ich musste aber echt kämpfen. Ich hatte keine Regenhose und meine Füße waren auch kalt. Dazu hatte ich die Route auch richtig gut geplant, mitten durch die Natur. Da, wo man an keine Verpflegung kommt. Unterstellen wollte ich mich in den Kirchen in den kleinen Ortschaften. Aber dann habe ich mir immer gedacht, noch könnte ich weiterfahren. Irgendwann im Supermarkt habe ich mir Tüten besorgt, bin ins nächste Bushaltestellenhäuschen und habe mir meine trockenen Socken angezogen. Darüber dann die Tüten. Ich sah aus, das kann man sich nicht vorstellen. Zum Glück kann mich hier keiner. Aber ab da wurde es auch besser und ich habe schon die Berge gesehen. Dazu der blaue Himmel in der Ferne. Das hat mich motiviert und ich bin dann auch durchgefahren bis zum Gardasee. Dort habe ich mich erstmal in die Sonne gelegt und die Sachen zum Trocknen ausgebreitet. Eigentlich wollte ich heute ja mal draußen schlafen, ab er es war da so windig und kalt, als ich Richtung Norden und Bozen fuhr. Und dieser ausgebaute Radweg liegt da so zwischen den Weinfeldern, wo man nur schwer einen guten Schlafplatz findet. Hinzu kommt, dass noch alles nass war und es recht zugig war. Keine guten Bedingungen. Da habe ich mir dann doch lieber nochmal eine Unterkunft gesucht. Schade, ich hätte das gerne gemacht, doch das es in Italien auch die letzten Tage Abends so gewittrig war, konnte ich das leider nicht tun. Ab nun wird es in den Bergen eh kalt werden, da hätte ich das ganze Schlafzeug auch zu Hause lassen können *lach*
Der 5. Tag von Lisa’s Reise. Screenshot: STRAVA

18.9. / Mori – Torbole – Bozen

113 km / 463 Hm

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Tag 6. Screenshot STRAVA

19.9. / Bozen – Lienz

183 km / 3219 Hm

Vor dem heutigen Tag war ich ziemlich aufgeregt. Nachdem es die ersten fünfundzwanzig Kilometer noch recht flach zugegangen war, ging es dann hinauf in die Berge. Die Anstiege am Anfang waren direkt richtig brutal, bis zu 15 % Steigung. Zum Glück war das nur am Anfang so. Danach kam ich gut rein und das Klettern wurde auch moderater. 

Die Landschaft in den Dolomiten ist wunderschön. Ich habe zwar hin und wieder echt gelitten und gekämpft. Aber ich hatte trotzdem voll Bock auf die heutige Route. Die Landschaft entschädigt für alles. Wenn’s halt mal kurz nicht ging, habe ich einmal durchgeatmet und bin dann weiter.

Bei den Abfahrten habe ich allerdings stark gefroren. Am Grödnerjoch waren es vielleicht drei Grad. Ich hatte mich dick angezogen, dicke Jacke, Handschuhe und bin dann etwa tausend Meter hinuntergefahren, um danach den nächsten Berg wieder hinaufzufahren. Das war ein einziges An- und Ausziehen von Klamotten.

Am Passo di Valparola war dann auch gleichzeitig der höchste Punkt mit rund 2200 Metern erreicht. Da habe ich dann auf einer kleinen Hütte noch einen Kaffee getrunken, aber sonst war alles sehr einsam, wie ausgestorben Das war megaschön.

Erst nachdem ich wieder von den Bergen herunter war, habe ich gemerkt, dass ich großen Hunger hatte. Da bin ich erst mal ins Goldene M und habe zwei Portionen Pommes verputzt. In dem Moment habe ich mich auch entschieden, morgen einen Ruhetag einzulegen.

Das Hotel, wo ich gerade bin, hat eine Sauna und ich werde einfach etwas entspannen. Dazu werde ich das Rad etwas umbauen und einige Dinge, die ich nicht mehr benötige, per Post nach Hause schicken.

Ich freue mich aber jetzt schon riesig auf den Großglockner, weil ich nach heute weiß, was für mich machbar ist. Obwohl es noch heftiger vom Anstieg und der Länge her wird und weil ich ja doch wenig Bergerfahrung habe. Das wird gut.

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Der 7. Tag der Bikepacking-Tour. Screenshot STRAVA

Tag 8

20.9. RUHETAG


21.9. / Lienz – Bruck

100 km / 2943 Hm

Heute war ein superkrasser Tag. Ich habe mich über mich selber wegen meiner Planung geärgert. Da hat mich komoot direkt wieder so einen Radweg für vier Kilometer mit 15 % hochgejagt, da hätte einfach auf der Bundesstraße bleiben sollen. Da wäre ich wahrscheinlich schneller oben gewesen.

Trotzdem ging es danach eine ganze Zeit moderat zu, bis es plötzlich schlagartig losging. Ziemlich knackig, so dass mir die Beine echt weh taten. Am Morgen zuvor hatte ich noch mit einem Pärchen gequatscht und meinten: „Du willst da über den Großglockner?“ Die beiden kamen einen Tag zuvor aus der anderen Richtung über den Pass und da war noch Schneekettenpflicht! 

Die Sorge war groß, dass ich nicht mehr rauf gelassen werde. Ich hatte mir da gar keine Gedanken gemacht, weil ich dachte, es würde wettertechnisch noch gehen. Zum Glück durfte ich dann doch rauf. Ich hätte nicht gewusst, was ich sonst gemacht hätte. Der Umweg wäre riesig gewesen und das nächste Hotel war schon gebucht!

Da oben lag schon Schnee, es war richtig kalt und der Wind kam von vorne. Ich musste da echt kämpfen. Und dann kam das Schild „In vierhundert Metern Hochpass“. Den Ausblick hatte ich mir hart verdient! 

Und da sah ich Edda oben gefühlt zwanzigtausend Autos, die Leute machten alle Selfies, stiegen wieder ins Auto und fuhren weg. Ich habe mich da vier Stunden hochgekämpft! Die haben es gar nicht verdient, da ein Foto zu machen *lach*. Ein krasser Moment.

Bei der Abfahrt war ich vorsichtig. Es war verdammt kalt bei knappen zwei Grad, dann floss Wasser von geschmolzenem Schnee über die Straße und ich konnte nur schwer erkennen, ob das glatt war oder einfach nur nass. Da war ich lieber supervorsichtig.

Wichtig war heute, dass ich stündlich gegessen habe, um mein Energielevel zu halten. Sonst habe ich auf dem Rad nie Hunger und Durst. Das merke ich meist erst immer, wenn’s schon zu spät ist. Aber das hat heute gut geklappt.

Die weitere Strecke habe ich nun etwas umgeplant. Die nächsten Tage soll das Wetter in den Bergen sehr schlecht sein, dafür bin ich leider nicht gut genug ausgerüstet. Daher werde ich den Weg in Richtung München einschlagen. Dort treffe ich mich mit einem Freund, der nochmal eine längere Strecke fahren wollte. Wir werden den Rückweg von dem Brevet „Berlin-München-Berlin“ einschlagen. Das war sowieso eine Option und daher ist das jetzt auch die richtige Entscheidung.

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Tag 9 von Lisa’s Tour. Screenshot: STRAVA

Bruck – Neumarkt

166 km / 1285 Hm

Mal etwas zu meinem veränderten Set-up am Bike. Einige Sachen hatte ich ja per Post nach Hause geschickt, wie Schlafsack, Isomatte sowie die dünnen Radklamotten. Sogar meinen Ebook-Reader! Ich hatte tatsächlich gedacht, ich komme öfters zum Lesen.

Die Rahmentasche ist inzwischen ebenfalls ab und die beiden Trinkflaschen befinden sich wieder im Rahmen an ihrem Platz. Das Werkzeug habe ich jetzt in der Aufliegertasche und hinten in der Satteltasche kann ich jetzt entspannter packen. Gefällt mir gut.

Los bin ich heute bei saukalten zwei Grad. Trotzdem fuhr ich euphorisch los. Das endete kurz darauf dann schon mit völliger Kraftlosigkeit. Ich hatte einfach das Gefühl, die Energie wäre weg, obwohl ich gut gegessen hatte. Ich denke, der gestrige Tag hat mich doch ganz schön geschafft. 

Bei den vielen kleinen Hügeln heute war es ein Kampf gegen den Körper. Ich hatte geplant, am Chiemsee entlangzufahren. Dort habe ich eine Pause gemacht, etwas gegessen und mich noch ein wenig auf einen Steg gesetzt und bin dann voll motiviert weiter.

Nach einer halben Stunde bin ich dann doch wieder völlig kraftlos eingebrochen. Das fühlte sich einfach komisch an. Vielleicht, weil ich dachte, das Schlimmste wäre jetzt hinter mir und vom Gefühl her geht es schon Richtung Zuhause. Es lief echt nicht rund.

Mein Navi hatte dann in Bayern auch noch die Karten nicht drauf! Ich hätte ausrasten können! Ich habe nur gesehen, dass es um die Ecke geht, aber nicht die Straßen selber! Das konnte doch nicht wahr sein! Dann weiß ich nicht, was heute mit meiner Satteltasche los war. Ich habe die eigentlich genauso gepackt, wie gestern. Das war aber einfach nur sch…Irgendwie war heute echt der Wurm drin.

Ich hatte mich den ganzen Tag nur von Riegeln und Gummibärchen ernährt. Die konnte ich dann irgendwann nicht mehr sehen. In einem Supermarkt wollte ich mich etwas eindecken, auch schon für den morgigen Tag. Dann hatten die schon um 18 Uhr zu! Welcher Supermarkt hat den bitteschön schon um 18 Uhr zu??? Dann musste ich echt noch zu einer Tankstelle fahren! Die war natürlich auch unverschämt teuer.

Am Hotel angekommen durfte ich das Rad nicht mit aufs Zimmer nehmen, obwohl das Rad sauber war und ich natürlich immer äußerst vorsichtig bin. Die Dame wurde richtig grantig und hat mich irgendwann einfach ignoriert. Ich solle das Rad in die Garage stellen. Nun gut. Ein weiterer Mitarbeiter ist dann mit mir dorthin und sagte mir, er schließe die Garage dann später ab! Das ging ja mal gar nicht! 

Am Ende hat er das Rad dann bei sich in der Privatgarage eingeschlossen, da er wohl mit auf diesem Grundstück wohnt. Dafür musste er aber ewig warten, bis ich meinen ganzen Krempel abgemacht hatte, den ich brauchte! Auf dem Zimmer habe ich dann nur gedacht „Nee, eigentlich willst du einfach direkt wieder gehen!“

Ich hoffe einfach, dass es morgen besser wird!

Tag 10. Screenshot: STRAVA

Neumarkt – Wolfringmühle

154 km / 1222 Hm

Ich war richtig froh, als ich morgens mein Rad in der Garage genauso vorfand, wie ich es am Abend zuvor abgestellt hatte. Die Einkäufe im Supermarkt hatte ich bereits erledigt und ich war bereit für den Tag.

Nach den ersten 60 km am Bahnhof Neufahrn traf ich auf meinen Kumpel und wir starteten zusammen in die letzten Tage meiner Tour. Mittagspause machten wir in Regensburg, wo wir beide vorher noch nicht gewesen waren und nutzten die Gelegenheit durch die Altstadt zu fahren. Zügig ging es weiter, da wir noch etwas Strecke machen wollten. Es war schön mal, wieder in Gesellschaft zu fahren. Das Tief vom Vortag hatte ich hinter mir gelassen und körperlich fühlte ich mich auch deutlich besser.

Abends in der Unterkunft angekommen, planten wir die zwei verbliebenen Tage. Es sollte auf der Strecke ziemlich hügelig werden und wir hatten noch ungefähr 320 km vor uns. Ich hatte vor diesen Teil der Tour doch noch Respekt, da die Beine nicht mehr ganz so fit waren, die Hügel einen viel Kraft kosten und man nicht richtig in einen Rhythmus findet. Aber zum Glück war ich ja nicht mehr allein. 

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Route von Tag 11. Screenshot: STRAVA

Wolfringmühle – Schöneck

166 km / 2272 Hm

Wir starteten den Tag mit einem guten Frühstück und dann ging es auch schon raus in die Kälte. Die Strecke verlief auf kleinen unbefahrbaren Straßen und guten Radwegen. Die angekündigten Hügel kamen und schneller als erwartet, sammelten sich die Höhenmeter.

Das gemeinsame fahren wurde für mich zunehmend schwieriger, da ich das Tempo nicht mehr halten konnte. Schnell sah ich meinen Kumpel nur noch in weiter Ferne und versuchte mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass ich nicht mehr so flink unterwegs war. Schließlich war ich schon 11 Tage unterwegs. Trotzdem fiel es mir für einen Moment schwer, weiterhin mein Tempo zu fahren und mich dadurch nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.

Nach ca. 100 km machten wir in einer kleinen Stadt Pause, wo wir ewig auf unsere Pizza warteten. Völlig ausgekühlt fuhren wir weiter. Der letzte Anstieg des Tages war nochmal richtig knackig. Schöneck liegt auf einem Hügel und der Anstieg betrug um die 9 %. Im Ort angekommen, gingen wir Proviant für den kommenden Tag kaufen und anschließend zur Unterkunft, die sich in einer alten urigen Schmiede befand. Die heiße Dusche tat wahnsinnig gut. Frisch und warm geworden ging es dann noch in die Gaststätte der Pension und der hungrige Magen wurde gefüllt.

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Tour-Tag 12. Screenshot: STRAVA

Schöneck – Dresden

162km / 2023 Hm

Nun war also der letzte Tag angebrochen. Die Vorstellung, heute zu Hause anzukommen, ging irgendwie nicht in meinen Kopf. Ich fühlte mich immer noch nicht bereit, dem Ende des Abenteuers ins Auge zu sehen und wäre am liebsten noch länger unterwegs gewesen.

Ich versuchte diesen letzten Tag besonders zu genießen, alles in mich aufzusaugen und einfach Spaß zu haben. Der erste Teil der Tour führte auf dem Mulderadweg durch das Erzgebirge. Es war einfach herrlich, im morgendlichen Dunst durch die Wälder zu fahren. Allerdings merkte ich heute meine Beine ganz schön. Jeder Anstieg tat weh und die Kraft ließ nach, aber das war mir egal. Ich freute mich einfach auf dem Rad zu sitzen und in der Natur zu sein.

Dresden rückte immer näher, nun waren es nur noch 60 km. Wir beschlossen nur eine kleine Kaffeepause einzulegen, da es das letzte Stück bergab ging und wir bei unserer Ankunft richtig essen gehen wollten, zur Feier des Tages. Die Umgebung wurde einem zunehmend bekannter und plötzlich waren wir wieder in Dresden.

Wir fuhren durch die Stadt und ich konnte es einfach nicht glauben. Ich war tatsächlich den ganzen Weg von Misano Adriatico bis nach Hause mit dem Rad gefahren. Insgesamt 1798 km und 20.000 Hm. Was für ein Abenteuer. Und was ich alles gesehen und erlebt habe. Wahnsinn. Dieses Gefühl, man kann es schwer in Worte fassen. Davon werde ich noch lange zehren!

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Der finale Tag. Screenshot: STRAVA
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