
Ich & Rollentrainer – Völlig von der Rolle?
Wer hätte jemals gedacht, dass in meiner Hütte plötzlich ein Rollentrainer steht? Ich selber wohl am allerwenigsten. Bisher ging mir immer einer ab, wenn ich nur das Wort „Indoor Cycling“ gehört habe. Doch plötzlich kam es anders und ich bin selber etwas überrascht.
Ich und Indoor Cycling! Niemals! Die richtigen Klamotten an und dann ab nach draußen! Bei Wind und Wetter! Das härtet ab! Nun ja, das ist einerseits natürlich richtig, auf der anderen Seite aber auch etwas engstirnig. Mir war immer klar, dass das Training auf der Rolle natürlich hilfreich und effizient sein kann. Ich habe es vor einigen Jahren bereits einmal getan. Auf einem klassischen Rollentrainer. Als Vorbereitung auf das Rennen Eschborn-Frankfurt (was dann aber wegen Corona ausfiel). Sechs Wochen intensives Training, alles schön und gut. Aber dermaßen langweilig … laaaaaannnnggweeeiillig … das hat meinen Kopf damals gekillt.

Ich und Rollentrainer? Niemals!
Danach war Ruhe mit dem Thema. Wenn ich alleine die Zwift-Welten auf Strava gesehen habe. Meine Güte, was für eine Grafik von gestern! Und dann die Karten! Die sahen – und sehen – immer so aus, als ob man über das Wasser fährt. Wie einst Moses, der das Meer teilte. Was für ein Schwachsinn! Nicht meine Welt, auch wenn es sehr vielen Menschen gefällt. Selbstverständlich halte ich diese Leute nicht für dumm, im Gegenteil. Sie haben auf diese Weise Spaß, trainieren erfolgreich, messen sich mit vielen, vielen anderen und erbringen in der virtuellen Welt Leistungen, da kann ich nur von träumen. Also Hut ab, ich finde das super. Jeder macht das, woran er Spaß und Gefallen hat. So muss das. Also kein Dissen von mir.

Natürlich habe ich das Geschehen mal mehr, mal weniger intensiv verfolgt. Gerade in der kalten Jahreszeit plöppen auf Strava im Feed immer mehr virtuelle Fahrten auf dem Rollentrainer auf. Da bekommt ja einiges mit. Auch, dass sich die Zeiten ändern und es noch mehr Angebote als Zwift gibt. Die Entwicklung bleibt nicht stehen.
Indoor Cycling kann doch Sinn ergeben
Doch was hat mich dazu gebracht, umzudenken? Meine eigene Mauer einzureißen und mir so ein Foltergerät von Rollentrainer (und das kann es durchaus sein) zuzulegen? Also gut, frei von der Leber weg: Die Frau ist schuld! Und jetzt tief durchatmen, bevor der Aufschrei kommt. Denn es ist nicht so schlimm, wie es sich liest. Es begab sich folgendermaßen:

Urlaubszeit gleich Radfahr- und Ausflugszeit. Im Herbst ging es in den Süden Frankreichs, die Pyrenäen im Blick. Andorra war nicht allzu weit entfernt, sodass wir einen Tagesausflug dorthin machten. So schlimm der Kommerz dort hoch oben in den Bergen in dem „Dorf“ betrieben wird, so interessant war am Ende des Tages eine Ausstellung zum Thema „Vuelta“ und allgemein dem Thema Fahrrad. Wir sahen dies tatsächlich nur zufällig. Wer mag es mir verdenken, dass ich da unbedingt hinein musste?

Willkommen im Wahoo-Universum
Ziemlich verloren waren wir als einzige Besucher, aber dennoch war es spannend. Siegertrikots, Siegerfahrräder und dazu Räder aus der Geschichte dieses Fortbewegungsmittels. Schön drapiert und multimedial hergerichtet. Und dann stand da plötzlich dieser Rollentrainer von Wahoo, samt einem Kickr Climb vor einem riesengroßen Monitor. Frei zum Ausprobieren. Nette Sache, also wieso nicht mal draufsitzen? Die erste Pedalumdrehung und schon ging es in sagenhaft realistischer Kulisse den Berg rauf. Das Gerät, an das die Vordergabel befestigt war, ging jeden einzelnen Prozent der Steigung mit. Das fühlte sich gut an. Richtig gut. Meine Frau probierte ebenfalls ihre ersten wenigen Meter auf der Rolle aus. Und war ebenfalls sehr angetan davon.

Wieder zu Hause dachten wir zunächst gar nicht mehr an dieses Erlebnis, bis wir durch Zufall erneut darauf kamen. Ab da ließ uns das Thema nicht mehr los. Ob ihr es glaubt oder nicht, aber meine Frau war die erste, die sagte, so ein Ding wäre was für sie! Der Grund ist einfach: nach der Arbeit ist es schon fast wieder dunkel und sie fährt da nicht mehr draußen. Doch um etwas Fitness zu bekommen und auch mal den Stress von der Arbeit hinter sich zu lassen, wäre das eine echte Option.

Zu dem Zeitpunkt machte ich mir gerade Gedanken, worauf hin ich denn nächstes Jahr so trainieren möchte. Da ich gerne am Berg etwas besser werden möchte, wäre so ein Rollentrainer schon gar nicht so verkehrt, um jetzt anzufangen, die Form aufzubauen.
Okay, das war genau der Moment, wo alles Sinn ergab. Für mich, für meine Frau und dem echten Indoor Cycling. Wichtigster Punkt für mich war: so realistisch wie möglich, um Langeweile und schneller Aufgabe entgegenzuwirken. Und dann gab es da diesen Laden in Düsseldorf … bekannt weit über die Grenzen der Stadt hinaus … die Schicke Mütze. Und die hatten alles sofort da, was wir uns vorstellten. Kein elendiges Warten, sondern direkt verfügbar. An diesem Samstagmorgen wurden wir kompetent beraten, ohne uns was aufzuschwatzen. Das gefiel uns. Dafür ist der Laden aber auch bekannt, muss man ja auch mal sagen. Wir nahmen das Vollprogramm…

So kam es also, dass seit dem dieser Rollentrainer bei uns im Wohnzimmer seinen Platz gefunden hat. Mit meinem Rennrad eingespannt, das von der Größe auch meiner Frau passt. Zum Glück. Nicht schlecht geguckt habe ich, als meine Frau sagte, die Rolle kann jetzt bis Ostern da stehenbleiben! Ich musste erstmal nachfragen, ob ich das akustisch richtig verstanden hatte. Ergebnis: ich habe noch nichts an den Ohren.

Rouvy überzeugt
Nachdem wir zunächst diverse Plattformen getestet haben, sind wir beide dann am Ende bei Rouvy gelandet. Tolle, realistische und echte Strecken. Dazu kann man gegen andere Fahrer antreten, diverse Challenges austragen, Workouts bestreiten oder ganz alleine durch die schönsten Landschaften dieser Erde fahren. Eigentlich das, was andere Plattformen mehr oder weniger (fast) auch können. Das Schöne: es wird bei Rouvy auf zu viel Kirmesrummel, wie zum Beispiel bei Zwift mit der für mich zu überladenen Oberfläche, verzichtet. Für uns passt es also mit Rouvy, wie es bei vielen Menschen mit anderen Plattformen passt.

Mein bisheriges, persönliches Fazit
Dadurch, dass die Strecken bei Rouvy in sehr guter Qualität abgefilmt wurden, die Steigungen durch den Wahoo Kickr Climb sehr realistisch sind und der Wahoo Kickr Move nicht statisch ist, sondern gerade beim Sprint „mitschwingt“, fühlt sich das Training doch sehr „echt“ an. Beim Preis des Ventilators mussten wir zunächst schlucken, doch der funktioniert hervorragend, da er über die Herzfrequenz gesteuert wird. Ja, der Spaß ist verdammt teuer. Gar keine Frage. Muss man sich nicht drüber unterhalten. Alleine wäre ich tatsächlich nicht auf die Idee gekommen, mir einen Rollentrainer anzuschaffen. Doch in der gemeinsamen Kombi macht die Rolle für uns Sinn. Gut, Weihnachten wird für uns nichts mehr unterm Tannenbaum liegen. Da steht bereits jetzt schon was etwas ein Stück weiter davor…
Leute, die sich jetzt bereits Sorgen um mich machen...das ist lieb von euch. Doch ihr müsst euch keine Sorge machen. Trotzdem fahre ich weiterhin auch in dunkler Jahreszeit dort draußen. Und gerne auch mal mit euch. Wer Zeit hat für einen Groupride am 2. Dezember 2023, der kann gerne mal beim "Dirty? Ham' 'wa!"-Gravelride vorbeischauen.

One Comment
Werner Piontek
Ganz genau meine Meinung.
Seitdem ich mir vor 3 Jahren einen Smarttrainer gekauft habe und den im Winter mit Rouvy betreibe, bin ich hellauf begeistert.
So fit bin ich noch nie ins Frühjahr gestartet.