
Die Festive500 aus anderer Sicht
Raphas Challenge „Festive500“ war immer eine tolle Herausforderung für mich selber. Doch zum Ende des Jahres 2021 stellte sich heraus, das es diesmal zu kniffelig für mich werden würde, da die Arbeit zwischen den Feiertagen für mich nicht ruhen würde. So ist es, wie es ist. Doch jemand anderes aus dem Haushalt wollte dafür die Challenge angehen:
Meine Frau!
Klischees geben es her, das coole Typen sowas ja angeblich immer mit links rocken. Doch können es Frauen ganz genauso cool angehen. Und daher verwunderte es mich nicht wirklich, das meine Frau sich an Heiligabend auf das Gravelbike setzte und ihre ganz persönliche Erfahrung der Festive500 machen wollte.
Aus ihrer ganz eigenen Sichtweise heraus erzählt sie in diesem Bericht, wie es überhaupt dazu kam loszufahren, sie ihren eigenen „Plan“ im Kopf umsetzte und wie sie sich als quasi Wenig-Fahrerin geschlagen hat. Eine Inspiration für andere Frauen? Wieso nicht?
Was zum Henker mache ich eigentlich hier? Bin ich eigentlich verrückt, bei so einer Geschichte mitzumachen? Diese und tausend andere Gedanken schießen mir immer wieder durch den Kopf. Es ist der zweite Weihnachtstag, um die 0 Grad (gefühlt aber wie – 5 Grad) und ich sitze auf dem Rad. Eigentlich wollte ich die Tage zwischen Heiligabend und Silvester nutzen, um wieder etwas Kraft für das neue Jahr zu tanken, doch irgendetwas ist wohl schiefgelaufen, denn ich fahre schon den dritten Tag in Folge mit dem Rad. Also, was war passiert?
Ich sag nur: RAPHA Festive 500.
Alles fing vor gut einem Jahr an, als ich mir mein erstes Gravelbike zugelegt habe. Ihr müsst wissen, Sport war noch nie so mein Ding. Ab und zu mit Tom eine kleine Runde zu drehen hat gereicht. Bei irgendwelchen Events mitzufahren, hat mich nie gereizt. Doch letztes Jahr, als Tom bei der Festive 500 wieder einmal mitgefahren ist, habe ich in geistiger Umnachtung gesagt: „Nächstes Jahr, da fahre ich dann auch mit.“
Das Jahr verging wie im Fluge und ich muss ehrlich gestehen, meine Ansage hat sich irgendwie in der hintersten Ecke meines Gedächtnisses versteckt. Bis Anfang Dezember Tom meinte, dass Timo, einer seiner Gravelboyz, nachgefragt hatte, ob ich denn jetzt bei der Festive500 mitfahren würde?
Wer? Ich? Verdammt! Da hatte ich den Mund wohl etwas zu voll genommen. So nahm das Spiel seinen Lauf. Ich überlegte hin und her. Bei Wind und Wetter zwischen den Feiertagen 500 Kilometer zu fahren, das ist schon eine Ansage. Gerade für jemanden wie mich, ohne Erfahrung und eigentlich nur als Schönwetterfahrerin.
Aber was soll’s. Irgendwie hat es mich dann doch etwas gereizt zu testen, ob ich diese Challenge denn schaffen würde. Eigentlich ist es ein einfaches Rechenbeispiel. 500 Kilometer an 8 Tagen macht 62,5 Kilometer pro Tag. Na ja, sollte vielleicht machbar sein, wenn da nicht noch die unbekannte Formel Wetter sein würde.
Die Vorhersage war furchtbar. Laut Wetter-App Regen, Wind und Graupelschauer und Temperaturen, wo eigentlich die Couch rufen würde. Ich wollte es aber versuchen.
Damit es auch hochoffiziell sein würde, richtete mir Tom noch einen Strava-Account ein, erklärte mir, wie man mit dem Wahoo navigiert und die erste Strecke wurde geplant. Die RAPHA Festive 500 wollte ich übrigens ganz alleine fahren und eigentlich sollte es auch niemand wissen. Tom hatte es allerdings Timo von den Gravelboyz erzählt und so hatte ich auf einmal auf Strava neben Tom meinen ersten Follower.

Festive500 – Tag 1
Heiligabend! Was hatte ich schlecht geschlafen! Um 07.00 Uhr ging der Wecker. Draußen noch alles dunkel und ich war total aufgeregt. Kurzes Frühstück, welches nur aus einem großen Milchkaffee bestand, und dann ging meine Reise los.
Das erste Mal mit Navi ganz alleine unterwegs. Was, wenn ich unterwegs eine Panne habe oder einen Platten? Ich wäre total aufgeschmissen. Könnte höchstens Tom anrufen oder ein Taxi nehmen. Aber wie heißt es so schön: Das Glück ist mit den Doofen. Wird schon alles klappen.
Den ersten Teil der Strecke kannte ich nur zu gut. Erst Richtung Essen-Borbeck, dann zur Gruga-Trasse. Es war bekanntes Territorium, dort fühlte ich mich sicher und wusste auch, wie ich wieder nach Hause kommen würde. Bald verließ ich allerdings meine Komfortzone. Unbekanntes Gebiet galt es zu erforschen. Es ging Richtung Stadtwald, bis ich an die Ruhr kam. Wirklich schön zu fahren, immer nur geradeaus. Doch dann ging es los. Ich musste lernen, das Navi zu lesen. Kurz hinter der Kurt-Schumacher-Brücke an der Ruhr habe ich mich tatsächlich gleich 3 Mal verfahren, bis ich wieder auf dem richtigen Weg war. Nur gut, dass mich keiner gesehen hat. Über Überruhr, Heisingen und Kupferdreh ging es Richtung Werden, immer schön am Baldeneysee entlang.
Das ich morgens nichts gegessen habe zeigte so langsam seine Wirkung. Ich bekam Hunger. Richtig Hunger. Tom hatte immer wieder gepredigt, wie wichtig ein gutes Frühstück ist. Und auch zwischendurch sollte man immer genug essen und trinken. Nach einem kurzen Stopp beim Bäcker ging es frisch gestärkt auch schon weiter nach Kettwig. Etwas mehr als die Hälfte war geschafft.
Hier und da noch einen kleinen Fotostopp eingelegt und ehe ich mich versah, war ich schon in Mülheim. Hier kannte ich mich wieder etwas besser aus. Das mulmige Gefühl nicht zu wissen, wo man genau ist, verschwand. Am Aquarius vorbei, konnte ich schon fast mein zu Hause wittern. Das gab mir noch mal etwas Aufschwung. Ich hatte es geschafft. Mein erster Tag bei der RAPHA Festive 500. Immerhin hatte ich 70,8 Kilometer zurückgelegt. Es war kurz nach 14 Uhr. Die dreckigen Radsachen noch schnell in die Waschmaschine geschmissen, ab unter die heiße Dusche und jetzt konnte Weihnachten kommen.

Festive500 – Tag 2
Der 1. Weihnachtstag hatte eine wirklich sehr schlechte Wettervorhersage. Es hieß, es sollte die Nacht über Schnee fallen. Das hat mich natürlich sehr beunruhigt. Ich hatte wieder schlecht geschlafen, bin um kurz nach 04:00 Uhr wach geworden, und habe am Küchenfenster geschaut, ob Schnee liegen würde. Zum Glück war dort kein Schnee. Also schnell wieder zurück ins Bett. Heute wollte ich eigentlich etwas länger schlafen, doch es kribbelte irgendwie in den Beinen, sodass ich um 07:00 Uhr wieder in der Küche saß und dieses Mal eine Kleinigkeit frühstückte.
Für heute war keine geplante Tour am Start. Ich wollte da lang fahren, wo ich mich auskannte, ohne permanent aufs Navi schauen zu müssen. Also hatte ich mir überlegt schön am Rhein-Herne-Kanal lang zu fahren, erst Richtung Nordsternpark in Gelsenkirchen, dann auf den Nordsternweg Richtung Revierpark Nienhausen. Es war ruhig, keine Menschenseele unterwegs. Erst im Stadtgarten begegneten mir die ersten Spaziergänger, oft Familien mit kleinen Kindern und noch kleineren Hunden. Wie sich wohl in den nächsten Tagen herausstellen sollte, war ein Hund DAS Weihnachtsgeschenk in diesem Jahr schlechthin. Ich habe noch nie so viele kleine Hunde gesehen, wo sich offensichtlich Herrchen und Hund erstmal kennenlernen mussten.

Es war kalt an diesem 1. Weihnachtstag. Zwar riss der Himmel hier und da auf, aber es war kalt. Also entschloss ich mich durch Schalke zu fahren, am Schloss Horst vorbei, um meinen Eltern in Bülse einen Besuch abzustatten. Hier konnte ich mich erstmal etwas aufwärmen, um mich mit einem leckeren Latte Macchiato und noch leckerer Plätzchen stärken. Mensch, war ich durchgefroren. Ich saß bei ihnen auf der Heizung und nur langsam kamen die Lebensgeister zurück. Mein Papa wollte mich mit dem Auto zurückfahren. Das hat er bestimmt dreimal angeboten. Aber ich wollte mir nicht die Blöße geben und schon am zweiten Tag einbrechen. Inzwischen sah es draußen wesentlich freundlicher aus. Die Sonne kam tatsächlich raus. Aber es war immer noch kalt, bitterkalt. Temperaturen um die 0 Grad, aber gefühlt wie -6 Grad.
Es hieß also Zähne zusammenbeißen und durch. Mit cooler Mucke auf den Ohren ging es fast die selbe Strecke wieder zurück. Kaum zu glauben, aber wahr, ich hatte auch den zweiten Tag der RAPHA Festive 500 geschafft. Immerhin hatte ich 69,4 Kilometer auf dem Zähler.
Auf die heiße Badewanne habe ich mich an diesem Tag besonders gefreut. Radsachen wieder ab in die Waschmaschine, das Bike etwas sauber gemacht und abends noch sehr gute Freunde getroffen. Ja, das war mein 1. Weihnachtstag.

Festive500 – Tag 3
Gestern war schon kalt. Doch was heute kam, war noch kälter. Der 2. Weihnachtstag! Als ich aufgestanden bin und aus dem Fenster blickte, waren die Autos teilweise zugefroren. Himmelherrgott! Warum kann ich nicht irgendwo leben, wo es jetzt schön warm ist? Das würde es viel leichter machen, mich anzuziehen und auf’s Bike zu schwingen. Aber nein, ich bekam die volle Breitseite bei der Festive500 ab.
Da zum Abendessen die Familie eingeladen war, hatte ich heute auch noch etwas Zeitdruck. Das Essen musste ja vorbereitet werden. Also war mein Plan heute 3 Mal meine Käsekuchen-Runde zufahren. Nichts Wildes, aber so würde ich zumindest auf meine Mindest-Kilometerzahl von 62,5 kommen. So dachte ich zumindest.
Es ging wieder Richtung Borbeck, dann auf die Trasse des RS1, an der Radmosphäre vorbei, um zur Essener Innenstadt zu gelangen. Hier wurde bereits der Weihnachtsmarkt abgebaut. Alles sah etwas trostlos aus. Auch in Rüttenscheid war alles irgendwie zu und sah verlassen aus. Kein Wunder. Wer um Himmelswillen geht auch bei so einer Kälte vor die Tür. Die Pfützen waren teilweise gefroren und der Wind war eisig, pfiff mir um die Ohren. Viele Radfahrer habe ich unterwegs nicht gesehen. An der Gruga vorbei, entschloss ich mich erstmal wieder Richtung Heimat zu fahren. Ich wollte mich aufwärmen, einen heißen Tee trinken und auf Klo gehen. Ja, auch das musste ich ganz dringend. Als Frau hat man es da nicht so leicht, wie als Mann. Vor allem, wenn man auch noch alleine unterwegs ist und kein Fahrradschloss dabei hat.

Also saß ich wieder zu Hause, in der Küche an der Theke, trank meinen heißen Tee, hatte die Kuscheldecke über die Beine und kämpfte mit meinem inneren Schweinehund. Zu Hause bleiben oder doch wieder los? Zwei Runden wollte ich eigentlich noch fahren. Würde ich jetzt aufgeben, müsste ich die nächsten Tage umso mehr Kilometer zurücklegen. Wer weiß wie das Wetter dann noch wird?
Kurz gesagt, ich schwang meinen Allerwertesten wieder aufs Rad und fuhr noch eine Käsekuchen-Runde. Doch bei der sollte es dann auch tatsächlich bleiben. Ich war fertig, total durchgefroren und gefrustet. Immerhin hatte ich so noch knapp 50 Kilometer für die Festive500 abgestrampelt. Aber mich quälte die Frage, ob das reichen würde.
Festive500 – Tag 4
Tom war heute wieder gefragt, mir eine schöne, aber vor allem einfache Tour zu planen.
Gesagt, getan. Es sollte dem Grünen Pfad lang gehen, erst durch Oberhausen Sterkrade, Richtung Duisburg. Ein Teil der Strecke sollte auch durch Marxloh führen. Er hatte erst einige Bedenken, mich dort lang zuschicken. Aber ich war der Meinung, das wird schon passen.

Ich hatte trotzdem einige Schmetterlinge im Bauch als es losging. Das Wetter war traumhaft. Ein wunderschöner Sonnenaufgang, tolles Licht und zum Glück nicht mehr ganz so kalt wie am Vortag. Ich war guter Dinge , dass dies ein prima Tag werden würde. Durch das Duisburger Industriegebiet mit seinem Stahlwerk, vorbei an riesigen Hallen ging es weiter, immer am Rhein lang.
Es passte einfach alles an diesem Tag. Das Wetter war gut, die Musik von sunshinelive machte gute Stimmung und ich kam prima vorwärts. So ging es ungefähr bis Mülheim-Styrum. Dann brach ich wie aus heiterem Himmel total ein. Die Beine wurden extrem schwer, ich hatte das Gefühl kaum noch Kraft zu haben und dann war da auch noch der Drang, wieder auf Klo zu müssen. Ich hatte Toms Rat befolgt immer schön viel unterwegs zu trinken. Das sollte sich jetzt rächen. Die letzten Kilometer bis nach Hause zogen sich wie Kaugummi. Ich dachte schon, ich müsste mir in die Hose pullern. Das dreckige Bike stellte ich nur kurz im Flur ab, sprintete mit den dreckigen Schuhen nach oben und war heil froh es noch gerade rechtzeitig geschafft zu haben.

Was soll ich sagen. Ich war wieder im Rennen. 67,71 Kilometer weniger von den 500 Kilometern.
Abends auf der Couch merkte ich wieder die schweren Beine. Tom meinte, ich sollte doch Allgäuer Latschenkiefer nehmen. Der würde wahre Wunder bewirken. Ich schmierte das Zeug auf meine Oberschenkel und hoffte auf ein Wunder. Würde ich Morgen früh überhaupt noch aus dem Bett aufstehen können?
Festive500 – Tag 5
Der Wecker machte mich um 07:30 Uhr wach. Im Liegen war alles gut. Doch was würden meine Beine sagen, wenn ich aufstehe? Gestern waren sie noch schwer wie Blei.
Überraschung! Sie fühlten sich tatsächlich ganz gut an. Vom Fenster aus konnte ich sehen wie es langsam hell wurde. Sollte es etwa doch wieder ein schöner Tag werden?
Die Wetter-App hatte etwas anderes prophezeit. Regen, Regen, Regen.

Mein persönlicher Tourenplaner für die Festive500 hatte mir eine Tour zur Halde Hoheward geplant. Bis dahin war auch alles super. Schönes Wetter, wenig Wind. An der Halde angekommen drehte es sich auf einmal. Keine Ahnung, wo auf einmal der Wind herkam. Er brachte Regen. Jede Menge Regen. Das macht doch keinen Spaß! Was mache ich denn nur hier? Der Regen tropfte mir ins Gesicht. Zum Glück hatte ich zumindest eine Regenjacke an, die Schlimmeres verhinderte. Ich musste durch den alten Stadtteil von Westerholt. Schöne kleine alte Fachwerkhäuser, aber auch kleine enge Gassen und was mache ich? Ich fahre wieder im Kreis, weil ich nicht genau auf dem Navi lesen kann, wo ich lang muss. Denn jetzt war das Display auch noch mit Dreckspritzern und Regentropfen übersät.

Im Blindflug fuhr ich irgendwie zu meinen Eltern. Dort angekommen konnte ich mich erstmal trocken machen. Die leicht nassen Socken (ich war an einer Ampel in eine Pfütze getreten und das Wasser drang nur so durch die unteren Löcher der Cleats) konnte ich auf der Heizung trocknen. Nach einem sehr leckeren Mittagessen bei meinen Eltern (Bratkartoffeln mit Frikadellen) sollte es über Gladbeck und Bottrop nach Hause gehen. Unterwegs merkte ich leider immer wieder, dass das Essen zwar lecker, aber vielleicht nicht die klügste Entscheidung von mir gewesen war. Mein Magen kämpfte, ebenso wie meine Beine, die sich ebenfalls wieder zu Wort meldeten. Tag 5 wird entscheidend, hatte Tom gesagt. Wenn du den überstehst, dann schaffst du das.
Ich hatte ihn überstanden, mit 70,24 Kilometern. Noch 3 Tage und rund 170 Kilometer.

Festive500 – Tag 6
Und täglich grüßt das Murmeltier. Ich hatte so langsam eine gewisse Routine entwickelt: Aufstehen, frühstücken, Sachen zurechtlegen, anziehen, Bike fertig machen und los.
Wer hätte das gedacht! Die heutige Route sollte wieder viel am Wasser lang gehen. Da es die ganze Nacht aber auch durchgeregnet hatte, ging sie auch durch viel Wasser. Nach der ersten halben Stunde hatte ich einen richtig nassen Arsch und die Nase gestrichen voll. Ich sah aus wie Sau. Es ging wieder einmal zum Duisburger Hafen, um dann weiter zum Duisburger Landschaftspark zu fahren. Ein kleiner Schlenker durch Oberhausen und am Centro vorbei, ging es auch schon Richtung Heimat.
Der Kilometerzähler zeigte nur knapp 40 Kilometer. Viel zu wenig für die Festive500! Also doch noch eine Käsekuchen-Runde dran gehängt, mit einigen kleinen Schlenkern. Zwischendurch kam dann wieder der Hänger. Ich war nass, mir war kalt und die Beine wurden schwer. Tom musste mich per Telefon einmal kurz aufbauen. Mach langsam, aber ich glaube an dich und du wirst das schaffen. Ich fuhr also in meinem Tempo weiter, stellte mir vor, ich würde irgendwo am Meer lang fahren, die Sonne würde scheinen und es wäre warm. Daydreaming pur. Zu Hause angekommen gab es für mein Bike eine kleine Wellness-Behandlung. Es war so dreckig, wie noch nie. Ich war danach dran. In der Badewanne entspannte ich mich etwas und malte mir gedanklich schon aus, wie es wohl sein wird, wenn ich die 500 Kilometer geschafft habe. Immerhin waren es heute 65,59 Kilometer weniger.

Festive500 – Tag 7
Der Kopf muss bei der Sache unbedingt mitspielen. Heute sollte ich mal ganz ohne Musik auf den Ohren fahren. Ich sollte mich auf das Wesentliche konzentrieren. Die Geräusche im Wald bewusst wahrnehmen und einfach mal den Kopf frei bekommen. Und was soll ich sagen: Es war toll! Die Tour sollte an der Burg Vondern vorbei zur Halde Haniel gehen, mit vielen schönen, aber auch wieder schlammigen Waldwegen. Ich habe jede Menge Vögel gehört, der Wind rauschte in den Bäumen und ich fühlte mich irgendwie frei. Es ging durch den Bottroper Stadtwald, wo wieder viele Spaziergänger mit kleinen und großen Hunden unterwegs waren, die teilweise sehr unkontrolliert durch die Gegend liefen. Nur gut, dass mir keinen von den Hunden vors Rad gelaufen ist.

Auf die Halde Haniel bin ich dieses Mal nicht rauf gefahren. Dafür waren die Beine doch zu müde. Aber nächstes Mal wieder. Versprochen. Das mit dem Wahoo lesen klappte auch immer besser. Obwohl in der Nähe vom OLGA-Park der Radweg wegen Brückenarbeiten gesperrt war, habe ich trotz kleinem Umweg wieder auf die ursprüngliche Route gefunden. Ich war schon etwas stolz auf mich. Hatte ich doch 51,11 Kilometer geschafft. Morgen letzter Tag der Festive500!

Festive500 – Tag 8
Trommelwirbel. Silvester! Letzter Tag der RAPHA Festive 500. Und ich bin dem Ziel sehr nah. 55 Kilometer musste ich noch abfahren. Chaka, das werde ich jawohl schaffen! Tom wollte auch heute Radfahren, allerdings seinen Gran Fondo für Dezember. Ich könnte ja mitfahren, meinte er noch morgens beim Frühstück. Ja nee, ist klar. Ich war froh, dass ich lebte und wollte noch mal zum Abschluss einfach zu meinen Eltern fahren, einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen und dann ab auf die Couch. Wir fuhren gleichzeitig los.

Mit Allgäuer Latschenkiefer die Beine wieder eingerieben und los ging es zum Nordsternpark. Das Licht war an diesem Morgen fantastisch. Das Ziel vor Augen strampelte ich einen Kilometer nach dem nächsten ab. Meine Eltern freuten sich wieder über meinen Besuch. Dieses Mal gab es aber nur einen Latte Macchiato. Auf Magendrücken wollte ich heute verzichten. Die Rückfahrt verging auch wie im Fluge und ehe ich mich versah, war ich fast wieder zu Hause. Doch was war das? Es fehlten mir noch etwa 3 Kilometer. Ich fuhr also noch 2 kleine Extrarunden um die Felder in Frintrop.
Ich hatte es geschafft. 56,01 Kilometer. Die 500 Kilometer waren voll. Tom und ich kamen übrigens zeitgleich zu Hause an, nur dass er doppelt so viele Kilometer gemacht hatte wie ich.
Fazit
Was soll ich sagen? Ich habe wirklich stark daran gezweifelt, dass ich es schaffen würde. Ich fahre sehr langsam, bin total unsportlich und eher der Mimimimi-Fahrer.
Aber ich habe es geschafft. Ich habe den Badge von RAPHA. Und da bin ich wirklich sehr stolz drauf.
Es ist schon erstaunlich, was man so alles schaffen kann. So gesehen bin ich fast bis nach Berlin mit dem Rad gefahren. Und das bei Wind und Wetter. Ich weiß, dass ich noch ganz am Anfang stehe. Meine Trittfrequenz und Geschwindigkeit ist grottenschlecht und ich fahre viel zu unregelmäßig. Aber daran kann man arbeiten. Wer weiß, vielleicht war das ja erst der Auftakt. Wir werden es sehen.
Eins hat mir die RAPHA Festive 500 aber gezeigt. Unterstützung von Familie und Freunden ist bei solchen Herausforderungen enorm wichtig.
Ob ich es nochmal machen würde? Ich weiß es nicht. Aber eigentlich ist es doch ganz cool, sich Herausforderungen zu stellen und zu sehen, wie weit man gehen kann.
Die nächste Challenge könnte vielleicht mein erster Gran Fondo sein…


9 Comments
alex
Ja Glückwunsch zu der gelungenen Nummer. Da ich persönlich bisher stets zwischen den Feiertagen immer mit Anwesenheit am Job zu glänzen habe, ist dieser Teil des Radlebens stets an mir vorbei gegangen. Aber Hand aufs Herzlos ganz traurig bin darüber nicht. *grins*
Was mich jetzt nur wundert, hier am östlichen Rand vom Pott hatten wir dann doch wohl komplett anderes Wetter, oder eben mehr Glück.
Lerchbacher Adi
Hallo Mélanie. Wir als deine Eltern sind wirklich stolz auf diese Leistung. Dazu gehört schon wirklich sehr viel Mut. Also wenn man es schaffen will dann kann man es auch.. Das spielt sich alles nur im Kopf ab.
Hut ab vor deiner Leistung .
Andreas Braukmann
Glückwunsch! Die ersten #Festive500 sind sicher etwas besonderes! Ich wünsche schonmal viel Spaß für die letzten Tage des frisch angebrochenen Jahres. 🙂
Und solange „Gran Fondo“ 100 km am Stück heißen sollte: das ist einfacher als die #Festive500. Du bist nun wirklich gut dafür gewappnet.
Claudia
Herzlichen Glückwunsch, Mel!!!
Hast Du super gemacht. Hast du ja am 1. Weihnachtstag noch nicht so dran geglaubt….
Super!!
LG
Claudia
Heldenkurbel
Aber hallo! Stramme Leistung. Ich muss es wissen, habe ich doch nur 280 km der 500 geschafft. Gesellschaftliche und familiäre Verpflichtungen ließen mehr nicht zu. Ich gestehe, dass ist nur eine Ausrede. Wenn mal wirklich will geht alles! Die Familie muss lediglich ein bisschen Verständnis aufbringen 😉
Viele Grüße aus Duisburg,
Markus
Konrad Weyhmann
Für irgendwas musste es ja gut sein, dass Du Tom geheiratet hast. Wie heißt es so schön – in guten wie in schlechten Zeiten .. smile. Glückwunsch und immer schön locker bleiben!
Volker
Glückwunsch! Mein Schweinehund war stärker. Mehr als 200 km hab ich leider dieses Jahr nicht geschafft. Das Wetrer war echt zum Abgewöhnen!
gabiwinck
Hallo. Habe deinen Bericht gelesen. Klasse, dass du das durchgezogen hast!!!! Bei uns war leider zu viel Schnee und Eis und auf dem Ergobike hatte ich keine Lust … naja, vielleicht nächstes Jahr wieder … Schöne Grüße aus Südtirol Gabi
PS: Dass immer mehr Frauen sich für „verrückte“ Events entscheiden, finde ich toll
Dirk
Moin unbekannterweise
Ein klasse Bericht und eine noch „klassere“ Leistung. Du kannst echt stolz darauf sein. Ich werde diesen Bericht kurz vor Weihnachten noch einmal lesen und mich (unsportlich wie die Nacht) motivieren, dieses auch einmal zu schaffen.
Danke für die Motivation
Dirk