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MOMENTE

Festive500 – Das Duell gegen den inneren Schweinehund

Die Festive500. Künstliche Legendenbildung, Marketing-Gag oder doch eine echte Challenge mit Heroen-Charakter? Jedenfalls hat die britische Radbekleidungsfirma Rapha damit weltweit einen Nerv bei abertausenden Radfahrern getroffen. Wer zwischen Heiligabend und Silvester bereit ist 500 Kilometer mit dem Rad zu fahren, der bekommt am Ende einen (digitalen) Patch. 

Zwischen Weihnachtsgans, Plätzchen und der zum Glück geringer ausgefallenen Böllerei dank Corona sollte sich das auch für mich organisieren lassen, dachte ich. Im letzten Jahr hatte ich die Festive500 bereits erfolgreich absolviert. Ich wusste also, dass dies im Bereich des Machbaren lag. 

Doch 2020 sah es zunächst danach aus, als ob das noch schwieriger werden sollte, als gedacht. Zunächst gab es Gerüchte, mein Arbeitgeber würde zwischen den Feiertagen Betriebsferien machen. Das schien mir in die Karten zu spielen. Leider zerschlug sich das wieder schnell. Daher hieß es Arbeit und Radfahren zusätzlich noch unter einem Hut zu bekommen.

Urplötzlich war dann schon Heiligabend und ich irgendwie so gut wie gar nicht vorbereitet, quasi total überrascht. Meine Motivation war zum Ende des Jahres irgendwie ganz schön im Keller. Das passiert mir selten, aber die vielen Kilometer des Jahres hatten mich tatsächlich ein wenig müde gemacht.

Tag 1/8 – Siebenundachtzig Kilometer

So stand ich da am ersten Tag der Challenge mit meinem Latein…oder besser gesagt mit meinem Fahrrad und wusste gar nicht genau, was ich fahren sollte. Abends zuvor hatte ich mir einen Track zusammen gebastelt, den ich nun fahren wollte. Das Frühstück im schummrigen Licht der Küche heruntergewürgt guckte ich auf die Uhr. Ich atmete tief durch. Es war noch stockfinster draußen. Aber ich wollte früh los, denn Abends spät erst zur Bescherung kommen, fände die Family wahrscheinlich nicht toll. 

Die Luft war richtig kühl, das Buff zog ich mir bis über die Nase. Auf der HOAG-Trasse in Oberhausen kam ich am dunklen Turm der alten Zeche Sterkrade vorbei. Bedrohlich wirkte das Relikt aus alter Zeit auf mich. Wenige Meter später fing es bereits an zu regnen. „Na toll, das geht schon gut los“, dachte ich mir. Kein Unterstand weit und breit, so dass ich die Regenkleidung halt so schnell anziehen musste. Half alles nichts. 

Unter Regenkleidung fühle ich mich immer etwas eingeengt. Ich mag das nicht so gerne. Ich pedalierte vor mir hin. Ich war nicht sonderlich in guter Stimmung, als es über einen vielleicht 150 Meter langen Feldweg ging. Der Matsch spritze überall hin, anscheinend besonders gerne auf die Vorderbremse. Die noch nagelneuen Bremsbeläge wurden vom Dreck regelrecht massakriert. Das jämmerliche Gequietsche war kaum auszuhalten. Meine Stimmung und mein Fahrrad fuhren gemeinsam knirschend weiter und ich mit gesenktem Haupt.

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Richtung „Schwarze Heide“ fahrend kam ich im Wald an einem Unterstand. Erstmal Pause machen. Die Handschuhe waren jetzt schon durchnässt, die eigentlich guten Rad-Winterschuhe schützten meine Füße sehr unzulänglich. Die Zehen machten einen auf Eisklumpen. Wie sollte das nur weitergehen? Wie wollte ich das hier bis Haltern am See in dieser überragenden Tagesform schaffen? Oder wäre umkehren tatsächlich eine Option? Ich könnte ja morgen dann etwas mehr fahren…

Ja, die frostigen Gedanken kamen. Ich gebe es zu. Zum Glück ließ der Regen langsam nach. Bevor ich ganz anfror, fuhr ich lieber weiter. Warmfahren. Irgendwie. Im Wald war es dann tatsächlich schöner, die Gemütslage erhellte sich von tiefschwarz nach dunkelgrau. Immerhin.

Kurz nach Gahlen am Wesel-Datteln Kanal sollte der Track mich weiter ein Stück nördlich in Richtung Reken sowie Lembeck bringen. „Ich könnte hier auch einfach an der Lippe und dem Kanal ganz easy geradeaus fahren“, kam es mir in dem Sinn. Einfach stupide geradeaus. Keine Experimente, keine Matsch-Wege, keine unliebsamen Überraschungen. Ich schaute auf die App von komoot. Ich würde gar nicht viele Kilometer weniger fahren, dafür wesentlich einfacher. Wer sagt, das man die Festive500 nur schwer fahren muss? 

Daher ging es jetzt in östliche Richtung, dem Kanal und der Lippe entlang, die beide hier parallel verliefen. Vorbei an Dorsten fuhr ich jetzt etwas runder. Mein innerliches Genörgel wurde weniger. Am dem Abriss geweihten Schacht 8 der Zeche Auguste Victoria wurde es dann interessant. Alte Industrie-Brachen sind immer ein Highlight für mich. Der alte verwitterte Parkplatz der Belegschaft, ein altes Verwaltungsgebäude mit eingeschlagenen Fenstern und natürlich der verrostende Förderturm. Das alles gab eine coole Location her. 

Meine Motivation lugte nun freundlicher hinter meiner grimmigen Fassade hervor. Auch, wenn der Himmel grau in grau verhangen war, jetzt fiel es mir etwas leichter die Festive500 vor mir zu sehen. Plötzlich war ich dann schon in Haltern am See. Von hier aus sollte es eigentlich mit dem Zug zurückgehen. Doch man lese und staune: Ich fuhr weiter, ich konnte ja schließlich eine Haltestelle später einsteigen…

HAH! Nicht zu glauben, aber so war’s. Den Wesel-Datteln-Kanal nun in westliche Richtung folgend wollte ich bis nach Marl! Was für ein Motivations-Flash! Ich war dennoch froh, als ich mit kalten Fingern mein Zugticket in Marl-Mitte löste, meinen Kadaver mit dem nervenden, kalten Füßen in das Zugabteil hievte und mir einen fragwürdigen Blick des Bahn-Personals zuzog. Das Motto „Siff statt Zwift“ hatte ich wohl auffällig verinnerlicht.

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Tag 2/8 Einhundertfünf Kilometer

Passend zum Wetter am zweiten Tag, dem ersten Weihnachtstag, hellte sich auch mein Gemüt auf. Welch ein Glück. Leicht blauer Himmel passte mir für die Festive500 besser in den Kram. Nach dem Frühstücksprocedere war ich frohen Mutes. Ich hatte Bock. Was schönes Wetter doch ausmachen kann morgens um zehn. 

Der Plan sah einen reizvollen Track vor, der mit ein paar Sehenswürdigkeiten versehen war. Etwas zumindest. An der Ruhr in Richtung Duisburg bot sich mir ein Bild, wie es später am Ende der Tour am Baldeneysee noch viel schlimmer sein sollte. Fußgänger, Fußgänger und nochmals Fußgänger. Alle dicht an dicht, keine Masken auf. Scheiß auf Corona. Dazu hilflos überforderte Hundehalter, denen ihre Köter auf der Nase und mir auf dem Weg rumtanzten. Fürchterlich. 

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Ich ließ mir die Stimmung nicht verderben, kam an der Rhein-Organge vorbei, überquerte den Fluss über die marode A40-Brücke. Dann hatte ich erstmal Ruhe. Herrlich. Den Rhein zur Linken, ging’s vorbei am Naturschutzgebiet Friemersheim, dem markanten Wasserturm Hohenbudberg, dem stinkenden Chemiepark Krefeld-Uerdingen und der alten Schnapsbrennerei Dujardin. Kennt noch jemand die Werbung mit dem Slogan „Darauf einen Dujardin!“?

Richtig cool wurde es dann kurz darauf an der „Rhine Side Gallery“. Direkt am Wasser gelegen, an einem alten Hafengelände, gab es Graffiti-Kunst auf den alten Gebäuden zu bewundern. Ziemlich kreativ, was die Künstler dort auf Mauern, Kränen und Beton gezaubert haben.

Das war echt cool. Dazu lief es irgendwie gut für mich. Nachdem ich den Rhein bei Uerdingen erneut überquert hatte, gab’s Rückenwind satt. Auf offenen Feld bei Mündelheim war ich natürlich sehr erfreut wenig eigene Energie zu verbrauchen. Ich hatte so einen Spaß, das ich mich nach Duisburg-Großenbaum entschloss die Runde zu erweitern und ein Stück den Baldeneysee in Essen noch mitzunehmen.

Das dachten sich bei dem kalten, aber schönen Wetter auch unzählige Spaziergänger, die wie Lemminge über die Uferpromenade trampelten. Wenn ein Hase Zacken schlagen muss, so war das mit den Menschen hier noch eine Spur schlimmer. Ich kam mir fast vor wie jener Hoppelhase. Im Zick-Zack-Kurs bahnte ich mir meinen Weg bis Kupferdreh, fuhr Richtung Steele und die Gruga-Trasse in Richtung Heimat. Ein guter Tag mit einigen Kilometern. 

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Tag 3/8 Neunundfünfzig Kilometer

Der zweite Weihnachtstag. Mittags sollte es Kaffee und Kuchen geben. Eher suboptimal für mich. Bevor ich mir eine interne familiäre Klatsche einfangen würde, plante ich eine flotte Runde am Morgen. Wenn da nicht immer das frühe Aufstehen wäre. Irgendwie schaffe ich es nur schwer aus dem Bett. Ist da halt schön kuschelig. Verdammt. Darum geht es ja bei der Festive500, den ureigenen niedrigen Instinkten den Mittelfinger zeigen und seinen Astralkörper auf dem Fahrrad zu schleifen. 

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Schleifen taten meine Beine dann bei den Kurbelumdrehungen. Gefühlt. Irgendwie. Zum Glück spielte das Wetter noch weiterhin mit. Wenigstens ein bisschen. Um die müden Knochen etwas zu beruhigen, fuhr ich einen sehr leichten Kurs. Über die alte Bahntrasse „Grüner Pfad“ ging es zunächst in den Landschaftspark Duisburg. Ich ertappte mich dabei, wie ich viel zu viel Zeit bei dem durchcruisen der immer wieder imposanten Industriekulisse verplemperte. 

Musste ich also später mehr Gas geben. Vom Landschaftspark war es ein Katzensprung bis ich erneut am Rhein war. Diesmal ging es in nördliche Richtung. Der Abschnitt bis zum Alsumer Berg ist meist schön zu fahren. Leicht knirschender Kies unter dem Reifen ist Musik in den Ohren. Herrlich.

Erneut ging es auf die HOAG-Bahntrasse, direkt am Anfang in Aldenrade. So einfach wie möglich, diesem Prinzip blieb ich treu. Einen Schlenker durch den Revierpark Mattlerbusch hielt mit vor Augen, das es noch viel Neues zu entdecken gibt in meiner näheren Umgebung. 

Ich tingelte in Richtung Heimat und schloss die Runde pünktlich ab. Ich okay, Family zufrieden. Kuchen ab in den Schlund und Ende im Gelände für den Augenblick.

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Day 4/8 Dreiundvierzig Kilometer

Geplant war ein langer Ausritt. Hatte mich tags zuvor genug ausgeruht. Die Wettervorhersage war allerdings nicht gut. Es sollte eher ungemütlich werden. Regen und Wind. Puh. Der Wecker ging erneut früh, der Blick aus dem Fenster offenbarte, wie Recht das kleine Teufelchen auf meiner linken Schulter doch hatte mich einfach wieder umzudrehen. Sch… auf die Festive500. Braucht man nicht. Was ein Blödsinn. Warum soll man diesen Schwachsinn machen? Gibt nix zu gewinnen, also lohnt es sich gar nicht.

„Los, beweg dich, du Schlafmütze“, säuselte mir der kleine Engel auf der anderen Seite ins Gewissen. „Das macht gaaaaaannnnnzzz viiiiiiieeeeelll Spaß.“ Grummelnd fluchend blickte ich weiter aus dem Fenster. Keine Lust. Definitiv nicht. Egal. Ab ins Bett weiterschlafen. Das Teufelchen hatte gesiegt. Vorerst.

Der Mittag. Danach die Couch, ein paar Waffeln, wieder Couch. Es wurde Dunkel. Und mein Gewissen verdunkelte sich ebenfalls. Verdammt. Das konnte so nicht enden. Ich musste ein paar Kilometer retten. Jetzt. Die Augen meiner Frau sagten alles. „Irre“. Genauso. Los ging’s im Regen. Völlig plan- und ziellos in Richtung Stadt. Es waren kaum Autos unterwegs. Ich fuhr doofe Hauptstraßen und fragte mich, warum? 

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Wie leicht könnte ich bei dem Schmuddelwetter doch noch von einem Auto erwischt werden? Ich bog in die „Rü“ im Stadtteil Rüttenscheid ein, an Feiertagen ein sonst volles In-Viertel mit vielen Lokalen und Cafés. Alles hatte geschlossen dank Lockdown.

Der Regen hörte gar nicht richtig auf. Im Gegenteil, er nahm noch etwas zu. Immer diese Schnapsideen. Und wieso befand ich mich plötzlich mitten auf der abschüssigen B224 in Richtung Werden wieder? Keine Ahnung, was mich dazu verleitete. Vielleicht die Verlockung des wenigen Verkehrs? Trotzdem, so ganz hatte ich wohl nicht alle Latten auf dem Zaun.

Ab Werden ging es dann ruhiger zu. Ich fuhr auf dem Radweg die Ruhr in völliger Finsternis entlang. Kein Mensch, nur ich und mein Rad. Ob man solche Dinge zur Festive500 machen muss, damit man auch in diesen Breitengraden mit seiner Leistung anerkannt wird? Das ist wohl völlig egal. Ich hab’s gemacht, für mich, weil ich’s kann. Punkt. 

Es war ein Stück bis Mülheim/Ruhr. Mittlerweile war ich kladdernass. Ich ärgerte mich über meine Regenkleidung, die ihren Namen nicht verdiente. Ich benutzte den Fahrstuhl, der mich auf das Viadukt des Radschnellweg RS1 hievte. Jetzt war es nicht mehr weit bis nach Hause. Von sämtlichen Stellen tropfend stellte ich das Rad in seinem Unterstand ab. Tapfer hatte es dem Regen getrotzt. 

Meine erste Amtshandlung nach der Dusche: eine RICHTIGE Regenjacke bestellt! Shake it, Baby!

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Tag 5/6 Vierundvierzig/Siebenundvierzig Kilometer

Die Festive500 mit der Arbeit zu verbinden. Das war eine kleine Herausforderung. Gerade für die Motivation. Um auf ein paar mehr Kilometer als üblich zu kommen, musste ich auf dem Hinweg kleine Schlenker machen. Genauso wie auf dem Rückweg nach der Spätschicht. So richtig Bock kam da nicht auf. Ich sah die Festive500 eher dahinschwinden, als mich schon auf der Zielgeraden.

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„Was soll ich denn da fahren?“, dachte ich. Mir fiel ein, dass ich ja nebenbei ein bisschen was für wrandrer.earth tun könne. Also Straßen abklappern, die ich in Essen noch nicht gefahren bin. Daher plante ich ein paar merkwürdige Routen für den Heimweg. 

Ich fuhr an den beiden Tagen merkwürdige Kreisel, mal links herum, mal rechts herum und hin und her. Das muss schon manchmal komisch aussehen, wenn man in fremden Straßen dermaßen herumkurvt. Ich ertappte mich dabei, wie ich anfing zu schauspielern. Auf meinen Wahoo guckend den Kopf schüttelnd. Das jemand, der mich vielleicht so merkwürdig in seiner Hood sah, dachte, ich hätte mich verfahren. Bescheuert.

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Im Dunklen zu fahren macht mir ja bekanntlich Spaß. Man bekommt gerade in der Stadt ganz andere Ansichten präsentiert, die tagsüber eher untergehen oder nicht genauso wirken, wie in der Nacht. Ich entdeckte Wassertürme, bemalte Gebäude und mysteriöse Tunnel. Dementsprechend war das wirklich äußerst interessant.

Allerdings fühlte sich das nicht nach einer Challenge an. Der Spirit der Festive500 ging etwas unter dabei. Ich musste halt Kilometer schrubben. Darum ging es in dem Moment. Ich war freudig überrascht, als mir vom Arbeitgeber gesagt wurde, ich könne am nächsten Tag daheim bleiben! Ich war wieder im Rennen!

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Tag 7 Einhundertachtzehn Kilometer

„Scheiße kalt und möglicherweise gleich zusätzlich noch nass“, ging es mir durch den Kopf beim erneuten Blick aus dem Fenster. Erfreulicherweise war gestern bereits die neue Regenjacke gekommen. Gleichzeitig sollte sie gut isolieren. Ich hatte also hohe Erwartungen. An mich, meinem Rad, an der Regenjacke mit der herausragenden Membran. 

Die Erwartungen am Wetter waren eher gering. Der Plan mit wesentlich mehr Energie im Kopf sah vor, bis Gronau zu fahren und mit dem Zug wieder zurück. Warum ich auf den Trichter kam, erst um halb zwölf loszufahren erschließt sich mir nicht mehr. Egal.

Zunächst auf bekannten Pfaden wandelnd gelangte ich über Bottrop zum Moviepark. Sonst ein Quell großen Spaßes zu jeder Jahreszeit war jetzt alles zu. Die Achterbahnen so wie die anderen Fahrgeschäfte standen still. Die großen Parkplätze waren leer. Hier herrschte eine gespenstige Ruhe.

Es fisselte vor sich hin. In der Jacke war es trocken und warm. Trotzdem sie sich unheimlich dünn anfühlt, blieb ich mollig warm. Das gefiel mir gut, als ich den usseligen Weg am Munitionsversorgungszentrum West der Bundeswehr in Wulfen passierte. Eigentlich hatte ich auf viel Asphalt zu Erleichterung meiner Beine geplant, der Weg entsprach meinem Standard für den Tag allerdings nicht. Verdammt.

Zum Glück war das matschige Vergnügen schnell vorbei, aber ich und das Rad sahen jetzt schon aus wie zwei grunzende Schweinchen, die im Münsterland ihr Unwesen trieben. Ich hatte kurz zuvor spontan Uli angeschrieben, der bei Vreden beheimatet ist. Er macht im Grunde mit dem Rad tagtäglich die Gegend unsicher. Vielleicht hätte er ja Lust, mich ein Stück zu begleiten.

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Er hatte aber tatsächlich bereits seine 70 Kilometer gemacht, wie er zurückschrieb. Er würde mal schauen, ob er mich trotzdem irgendwo an der Strecke erwischen würde mit dem Auto. Also stehend, nicht mich umfahrend! Er hatte ja meinen Live-Track, wir würden also sehen, ob das klappt.

Die Wege waren allesamt einsam, die Landschaft wirkte bei dem Wetter meist ziemlich trist. Für kalte Füße hatte ich diesmal vorgesorgt. Heizpflaster für die Zehen! Die klebt man einfach auf die Socken. Sie reagieren mit Luft und werden dann schön muckelig warm. Halten sollten sie angeblich rund 6 Stunden. Eigentlich ausreichend. Aber irgendwie war nach nicht mal der Hälfte die Luft raus. Vielleicht sind meine Schuhe auch so hermetisch von Luft abgeschirmt, dass die Dinger keine richtige chemische Reaktion hervorrufen können. Wer weiß…

Plötzlich stand am Liesner Wald Uli mit dem Auto am Wegesrand. Ich hatte ihn zunächst nicht bemerkt und fuhr vorüber, da noch andere Autos dort standen. Hupend überholte er mich jetzt. Wir hielten an. Ich freute mich sehr. Als er dann den Kofferraum öffnete und mir Kaffee und Stollen anbot, war ich doch leicht perplex aber sehr dankbar. Das Leben kehrte zurück in meine Füße. Ganz tolle Aktion! Nochmal vielen herzlichen Dank für diesen wunderbaren Motivationsschub bei der Festive500!

Ich tauchte kurz darauf in einen Wald ein, erreichte Ahaus, wo das Schloss gerade renoviert wurde. Es ging jetzt weiter in die Dämmerung rein. Das ging jetzt recht fix. Ich erreichte über Epe endlich Gronau! Es reichte für diesen Tag. Definitv. Ich kaufte mein Ticket am Bahnhof, was überraschenderweise nur halb so viel kostete wie im Internet. Es ging über Münster zurück zum Essener Hauptbahnhof. Von dort hieß es ein letztes Mal aufsteigen. Die letzten Kilometer einheimsen. 

Mein Plan war tatsächlich aufgegangen. Ich hatte die Kilometer der Festive500 im Sack. Ich war froh, das gepackt zu haben. Einen Tag hätte ich sogar noch über gehabt. Trotz einer eher mickrigen Planung, dabei teilweise kaum zu glaubenden Motivationsmangel absolvierte ich die Festive500 erfolgreich. Schade, dass es keine Patches mehr gibt. Nur ein digitales Abzeichen hat weniger Anreiz. Ein physikalischer Patch dagegen hat einen Hauch von Exklusivität. 

Obwohl ich die Festive500 geschafft hatte und nicht mehr auf’s Rad steigen musste, fuhr ich am nächsten Tag mit der Holden eine kleine Tour. Ihr neues Rad muss ja auch mal ausgeführt werden 😉 Nächstes Jahr will sie übrigens selber die Festive500 in Angriff nehmen. Es könnte ein spannendes Radfahr-Jahr werden…

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Mehr Infos zur festive500 auf der Seite von rapha cycling.

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