
Deutschland West
TOUR: Der letzte Gran Fondo
Auch wenn 2018 bereits Vergangenheit ist, möchte ich euch von meiner letzten Radtour des Jahres erzählen. Nichts anderes als ein Gran Fondo stand auf dem Programm. Wer nicht weiß, was das ist: da verbringst du einen Tag im Sattel um mindestens 100 Kilometer zu erradeln. Und wer bei STRAVA unterwegs ist, der bekommt für die erbrachte Leistung ein virtuelles Abzeichen. Genau das wollte ich mir zumindest für den Dezember noch verdienen. Und so sollte der Wecker eigentlich um kurz nach sieben in der Früh schellen, wach wurde ich allerdings erst eine Stunde später. „Verdammt“, dachte ich mir. Irgendwie war da was schief gelaufen. So hinkte ich dieser verlorenen Stunde irgendwie hinterher, als ich mich relativ zügig auf das Rad schwang. Zum Glück hatte ich schon Abends zuvor alles notwendige für die Radtour am Fahrrad verstaut. So musste ich dann einfach nur noch losfahren.
Die Tour sollte mich von der Haustür weg quer durch den Pott bis zum Dortmunder Flughafen führen, mit kleinem Schlenker über Unna. So mein Plan. Die ersten 20-25 Kilometer wollte ich relativ schnell abspulen. Das Terrain kenne ich halt recht gut, erst auf Bochumer Stadtgebiet fing es richtig an interessant zu werden und für mich Neues zu entdecken. Und im Pott gibt es so viel davon! Das ist immer wieder sehr bemerkenswert! Das hindert mich dann manchmal auch daran ein paar Kilometer am Stück zu fahren. Einfach weil es so viel zu gucken gibt.

So fuhr ich also zunächst über die Rheinische Bahntrasse, einigen ruhigen Nebenstraßen und dem Radweg Krayer-Wanner-Bahn nach Wattenscheid. Die Wettervorhersage war eigentlich recht trüb gewesen, doch tatsächlich liess sich sogar zwischendurch die Sonne blicken, mit etwas blauen Himmel dazu. Das tat dem Gemüt recht gut und das Radfahren macht direkt noch mehr Spaß als es sonst eh schon macht.

Plötzlich sah ich links von mir ein merkwürdiges Areal, das irgendwie überwuchert war. Woran erinnerte mich die Form dieses Geländes? Und was waren das für hohe Masten? Da fiel es mir auf. Das war ein alter Fußballplatz mit Laufbahn drumherum und den alten Flutlichtmasten. Von Gestrüpp überwuchert, doch erkennbar. Da musste ich unbedingt drauf. Das war auch kein Problem, denn der alte Eingang war als Trampelpfad vorhanden. Hier fuhr ich durch bis zur völlig vergammelten Ersatzbank, die da noch stand. Auf dem „Sportplatz Berlinerstraße“ wurden einst wahre Schlachten geschlagen und 22 Mann rannten dem Ball hinterher. Bei Sonne, bei Regen. Bei Kälte und bei Hitze. Heute kann man die alte Zeiten nur noch erahnen. Und das Gelände wartet sicherlich auf eine neue Nutzung.


Vorbei an der riesengroßen Halle des Kaltwalzwerk von Thyssen-Krupp ging es auf schmalen Pfaden und über den Radweg Parkband West nach Eppendorf. Hier musste erst mal der örtliche Bäcker für ein Frühstück herhalten. Glücklicherweise war sogar eine kleine Metzgerei eingebunden und so gab es für mich frisch belegte Brötchen. Perfekt.
Gut gestärkt traf ich bei Weitmar dann auf einen „Pump-Track“, wo Mountainbiker gerne ihre Sprünge oder andere Tricks vollführen. Eine kleine Anlage in einem Park, wo jedermann seine Skills vollführen konnte. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen und mit meinem Crosser auch einmal über die kleinen Kuppen brettern. Vom Regen, der ein paar Stunden zuvor noch runtergekommen war, war die Bahn etwas matschig. So sah das Bike dann hinterher auch aus. Egal, Hauptsache es hat Spaß gemacht.

Direkt an diesem Park führt der Springorum-Radweg vorbei. Dieser Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse ist eine wichtige Nord-Süd-Verbindung der Stadt Bochum. Und natürlich ist er äußerst beliebt. Steigungsarm wie Bahntrassen nunmal sind, lässt es sich hier gut mit dem Rad fahren. Nach kurzer Zeit bog ich ab nach Altenbochum und kam zu einem unscheinbaren Highlight.

Der Walter Lohmann-Ring, eine Trainingstrecke der Bochumer Radsportler, liegt etwas versteckt hinter Büschen. Sie ist dem Mann aus Bochum gewidmet, der 1927 seine Karriere als Radsportler und Straßenfahrer startete. Er gewann als „Steher“ unter anderem das Sechstagerennen in Berlin (1934) oder bei der Bahn-Weltmeisterschaft in Kopenhagen (1937) Gold. Außerdem stellte er 1955 auf der Bahn einen Weltrekord auf: über die Distanz von 100 km benötigte er nur 1:03,40 Stunden!


Die 10 Deutschen Meisterschaften als Steher sind nur ein Bruchteil seiner Erfolge. Weit über 500 Siege erlangte er in seiner Karriere! Also kein Wunder, das ihm da als Sohn der Stadt eine gewisse Ehre gebührt.
Die Trainingsstrecke steht jedermann offen, wenn der Radsportverein nicht trainiert. Ich befuhr den Parcours ganz alleine. Niemand war vor Ort. So bretterte ich ein, zwei Runden und genoss dieses kleine Tour-Highlight in vollen Zügen.

Kurze Zeit später erreichte ich die Werner Teiche und die hatten etwas von Sommer-Feeling. Wieso das? Weil es dort türkisfarbenes Wasser gibt! Und das kommt daher, das hier Grubenwasser aus fast 500 Metern Tiefe hochgepumpt wird! Durch die Freisetzung von natürlichen Inhaltsstoffen sieht das Wasser dann nach Südsee aus. Es kann allerdings auch etwas nach faulen Eiern riechen. Das kann ich bestätigen. Dafür ist wiederum die Wärme des Wassers neben der eingezäunten Pumpe deutlich spürbar!


Nach Bochum-Langendreer wurde es dann ländlicher. Über Oesterheide ging es durch leicht hügelige Felder und danach auf einen tollen Trail durch den Wald. Der machte mal so richtig Spaß mit dem Crossbike! Für meinen Geschmack hätte der ruhig länger sein können. Doch der weitere Weg war auch nicht schlecht und entschädigte doch sehr. In der Ferne, hinter den Hügelkuppen, musste der beliebte Hengsteysee liegen. Der lag allerdings nicht auf meinem Track. Stattdessen fuhr ich vorbei an einem großen Reiterhof. In der Ferne konnte ich den Dortmunder Florian erkennen. Der Turm ist ein Wahrzeichen der Stadt.

Doch zunächst hieß es Höhenmeter machen. Die Halde der Zeche Glückauf ( Halde Gotthelf ) wollte ich erklimmen. Die letzten Meter musste ich doch glatt schieben ( ich geb’s zu ), da die Steigung echt fies war. Oben hätte man eine tolle Aussicht gehabt, wenn es nicht ganz so diesig gewesen wäre. Zumindest das Westfalenstadion des BVB konnte ich sehen. Immerhin. Und schon ging die muntere Abfahrt die Halde wieder hinunter.

Vorbei am Zoo Dortmund und durch den Geographischen Wald fuhr ich mit dem Rad auf das Gelände des alten Hochofenwerks Phoenix West mit seinem markanten HÖSCH-Gasometer. Gegründet wurde das Werk 1841 von Hermann Diedrich Piepenstock. Das Roheisen wurde hier gewonnen und im benachbarten Stahlwerk zu Stahl umgewandelt. 1998 war damit Schluss, das Land NRW erwarb 2001 das Gelände und seit 2002 steht das Gelände unter Denkmalschutz. Eine Wandlung in ein Naherholungsgebiet und Gewerbepark scheint zu gelingen. Es ist sehr interessant dort mit dem Rad einmal herumzufahren. Man kann am Wochenende anscheinend wunderbar auf den gut asphaltierten Straßen mit seinem Rennrad seine Runden drehen und trainieren. Autos waren so gut wie nicht vorhanden.


Außerdem gibt’s die sehenswerte Phoenix-Halle, einen Skywalk und die Music Hall mit diversen Veranstaltungen. Das Gelände hat mir gut gefallen, bietet es doch eine tolle Kulisse für allerlei Fotos. Und ganz in der Nähe verläuft die Emscherpromenade, die dann zum Phoenixsee führt. Dieser künstlich angelegte See auf den ehemaligen Gelände des Stahlwerks ist heute ein äußerst beliebtes Ausflugsziel. Es gibt Bootsanleger und Hafen-Gastronomie. Und zahlreiche, sündhaft teure Mehrfamilienhäuser umzingeln den See. Man darf aber nicht vergessen, das der Boden dort durchaus mit Schadstoffen versetzt ist! Höhere Infektionen u.a. der oberen Atemwege als üblich sind nachweisbar! Das schadet aber nicht der Beliebtheit des seit 2010 gefluteten Sees!


An diesem Sonntag war es sehr voll an der Promenade, die am See herumführt. Eigentlich gibt es einen deutlich getrennten Fußgänger- und Radweg. Und ohne zu übertreiben: wer kann sich nicht daran halten? Genau. Unfassbar, aber wahr. Da habe ich mich schon gefragt, wie blöd so manch einer eigentlich sein muss. Ein ewiges, leidiges Thema. Trotzdem ging’s weiter.

Hinter dem See nahm der Trubel schnell ab, das Gelände war da nicht mehr attraktiv genug für Fußgänger. Mir als Radfahrer war das egal, ich fuhr über schmale Wege und auf den Bahntrassenweg zwischen Hörde und Asseln, bog dann ab, kam zur bekannten Stau-Straße B1, stolperte dort am ADFC-Gebäude durch eine Foto-Shooting, fuhr über eine Brücke und war kurz darauf an der nostalgisch wirkenden Galopprennbahn. Uff. Doch die Pferdchen blieben an dem Tag im Stall, nur meins rollte an dem 1913 errichteten Gelände vorbei. Die imposanten Tribühnengebäude stehen sogar unter Denkmalschutz.

Direkt hinter der Galopprennbahn verläuft ein schmaler, unscheinbarer Weg entlang der Bahnlinie. Dort gibt es die Graffiti Wall Of Fame. Auf über einen Kilometer alter, bröckelnder Betonmauer, die circa zwei Meter hoch ist, wird gesprayt was das Zeug hält. Tolle Tags und Bilder gibt es dort zu sehen. Manche sind echt kreativ. Und da diese Wall legal zu besprühen ist, waren dort auch zwei Gruppen an verschiedenen Stellen aktiv. Sehr sehenswert.

Im Grunde fuhr ich jetzt sogar auf einem kommenden Teilstück des zukünftigen Radschnellweg RS1 der ja bekanntlich von Duisburg bis Hamm verlaufen soll. Leider immer noch viel Zukunftsmusik, aber so bekam ich mal einen Eindruck vom möglichen Verlauf. Hier wurde es jetzt wieder ländlicher, die Großstadt lag hinter mir. Und auch das Tageslicht wurde weniger. Die Tage sind halt kurz so Ende Dezember. Andere Radfahrer waren keine unterwegs. Wer ist denn auch so blöd bei dem kalten Wetter mit dem Fahrrad zu fahren?…Hüstel, hüstel…



So kam ich in der Dämmerung nach Unna. Ich radelte durch den Kurpark und kam zur Altstadt. An einem Kiosk musste eine kurze Pause her. Ein leichtes Hungergefühl schien im Anflug zu sein. Und so ein Kiosk hat meistens immer das passende Futter-Material für Möchtegern-Radsportler. Danach ging es mir besser, verfranzte mich aber irgendwie in den kleinen, sich windenden Straßen. Doch irgendwann war ich wieder in der Spur. Und Gas geben musste ich jetzt auch mal langsam. Denn es wurde nun rasch Dunkel. Sich etwas anschauen war da nicht mehr möglich. Durch eine hügelige Landschaft mit einsetzenden Nieselregen in der Dunkelheit zu fahren ist jetzt nicht unbedingt der Hit. Von einer Hügelkuppe konnte ich mein Ziel aber trotzdem jetzt schon sehen. Die Lichter des Flughafen Dortmunds konnte man gut erkennen. Es war also nicht mehr weit. Doch als ich meinen Radcomputer betrachtete, sah ich, das ich doch tatsächlich nicht auf 100 Kilometer kam, wenn ich die Restdistanz zur bereits gefahrenen Strecke addierte. Wenige Meter müssten am Ende fehlen. So musste ich doch tatsächlich noch einen kleinen Umweg von rund 1,5 Kilometern fahren. Dumm gelaufen, aber ohne die volle Distanz für den Gran Fondo wollte ich nicht nach Hause. Am Ende stand somit also mein verdientes, virtuelles Abzeichen auf STRAVA und ich hatte viele, neue und tolle Eindrücke im Ruhrpott gesammelt. Mit dieser Radtour beendetet ich auch gleichzeitig mein wunderbares Radfahr-Jahr 2018.

TOUR: Verspäteter Halloween-Ride
Mitte November 2018. Halloween…! Bitte wann?…Ja, Halloween, Mitte November! Okay, ich muss da mal anscheinend kurz was erklären. Also: am eigentlichen Tag, an dem dieses gruselige Ritual mittlerweile auch hierzulande stattfindet, wurde ganz in der Nähe ein „Halloween-Ride“ organisiert. Der sollte teilweise halt eben zu gruseligen Orten führen. Verlassene Siedlungen, zurückgelassene alte Munitionsbunker und so weiter. Das hörte sich gut an und ich wollte da sehr gerne in der Dunkelheit mitfahren und mich auch ein wenig „spaßig-fürchten“. Doch manchmal kommt es anders als man denkt und ich hatte keine Zeit an dem besagten Tag. Da war ich allerdings auch nicht alleine mit, andere konnten ebenfalls nicht. Und so entschieden wir uns diese Tour einfach ein anderes mal zu fahren. Den Track hatten wir von Andreas B. bekommen, der die Strecke ausgearbeitet hatte. Und wir waren uns sicher, das er nichts dagegen haben würde. An dieser Stelle also einmal vielen Dank vorweg für eine prima Radtour!

So kam es also das wir uns Mitte November an einem schattigen, aber sehr sonnigen Sonntag Morgen am Bottroper Hauptbahnhof trafen. Wir waren zu dritt. Daniel und Patrick waren schon da als ich dort eintrudelte. Noch schnell einen kleinen Snack aus der Bahnhofsbäckerei reingeschoben und schon ging es los zum eigentlichen Startpunkt. Der war am „Grusellabyrinth NRW“. Das ist eine Entertainment-Show in einer alten Maschinenhalle der Zeche Prosper Haniel. Hier kann man sich das ganze Jahr über „begruseln“ lassen, wenn man denn will. Deshalb war diese Kulisse natürlich standesgemäßer Pflichtpunkt. Zumindest die Deko im Außenbereich liess uns schon mal erschaudern. Okay, es war dann wohl doch eher die Kälte.


Schon wenige Meter weiter verliessen wir den eigentlichen Track und fuhren auf die Halde Prosper. Das war in dem Moment einfach zu verlockend dort mal hochzufahren. Oben auf der Halde ist übrigens das Alpincenter Bottrop. Die Aussicht ist herrlich, auch wenn es etwas diesig war. Nur zu gruseln gab es hier nichts. Skifahren in einer Halle hat wahrlich andere Reize. Mit Karacho ging es dann wieder abwärts und weiter auf dem Track.
Abseits von Hauptstraßen schlängelte sich der Weg. Kurz vor dem Wasserschloss Wittringen, welches wir aber nicht sahen, wurde es kurz ländlicher, bevor wir wieder zur dichter bebauten Stadt Gladbeck und dem Nordpark kamen. Recht idyllisch bei dem Wetter und keine Spur von unheimlichen Begegnungen. Bei dem Sonnenschein hätte ich als Untoter auch keine Lust Leute zu erschrecken.

Anders hingegen wurde es dann an der alten, verlassenen Siedlung Schlägel & Eisen in Gladbeck Zweckel. Die alte Bergmanns-Siedlung wurde ab 1913 erbaut. Gewohnt haben hier einst die Arbeiter der Zeche Zweckel, die ein paar Meter weiter liegt. Geschlossen wurde diese aber bereits 1963 wieder. Bewohnt war dieses Areal mit den letzten Mietern zwar bis 2013, aber schon vorher war der Niedergang und Verfall besiegelt. Investoren-Hick-Hack trug dazu bei, das die Siedlung immer mehr verkam und die Natur einen großen Teil des Geländes langsam überwucherte. Und wie das so ist bei solchen Orten, der Vandalismus liess nicht lange auf sich warten. Fenster und Türen sowie ganze komplette Einrichtungen wurden mutwillig zerstört. Grafitti-„Künstler“ verewigten sich an den schmutzigen Wänden, Müllberge sammelten sich an. So begann die Siedlung ihren Ruf als „gruseligsten“ Lost-Place in ganz NRW zu bekommen. Das vor ein paar Jahren in einem schmutzigen Keller eine Leiche eines ehemaligen Bewohners gefunden wurde, trug dann ihr übriges zur Legendenbildung bei.


Heute ist das Ende dieser Siedlung aber besiegelt, ein Investor hat sich tatsächlich gefunden. Ab Mai 2019 soll sie komplett abgerissen werden und an deren Stelle ein Altenwohnheim sowie weitere 120 moderne Wohnungen entstehen. Dann wird es sich ausgegruselt haben.

Wir radelten jedenfalls ein wenig dort herum. Aus schwarzen, fensterlosen Löchern glotzten uns die Gebäude an. Überwucherte Eingänge, verrottende Laternen und verrammelte Türen boten uns eine passende Halloween-Ride-Kulisse. Trotzdem wir tagsüber unterwegs waren. Nachts muss das noch eine Spur übler sein. Eine dunkle Ruhe lag über dem Areal. Wir lehnten die Räder an eine Hauswand und lugten vorsichtig durch eingeschlagene Fenster und eine offene Tür. Der Mensch ist bekanntlich neugierig. Muffig war es dort drinnen. Holzböden waren aufgerissen und irgendwelche Schmierereien an die Wände gesprüht. Toilettenschüsseln waren zerbrochen worden und ganze Duschwannen zerstört. Überwall musste man aufpassen wegen irgendwelchen Scherben.

Auch im Hinterhof war es etwas gespenstisch. Dabei muss das große Gelände einmal richtig schön gewesen sein. Gemüsebeete und kleinere Geräteschuppen boten den Bewohnern einst ein heimeliges Zuhause nach getaner Arbeit auf der Zeche. Hier wurde mit den Nachbarn gequatscht und gelacht und wahrscheinlich auch das ein oder andere Bier gezischt. Nun herrschte Stille. Ringsherum bröckelte die Fassade und Gras und Gestrüpp wucherten überall. Trotzdem gab es überall niedergetrampelte Pfade. So verlassen konnte diese Siedlung also gar nicht sein. Wir waren anscheinend nicht die einzigen Neugierigen, die sich hier einmal umschauen wollten. Doch gesehen haben wir niemanden.

Weiter ging es zur benachbarten Maschinenhalle Zweckel mit ihren zwei alten Fördertürmen. Nicht im ursprünglichen Track vorgesehen, doch nur ein paar wenige Meter entfernt. Das wollten wir uns nicht nehmen lassen. Und bis auf eine einsame Spaziergängerin mit ihren Hund hatten wir auch hier das ganze Gelände für uns alleine. Die Maschinenhalle Zweckel steht seit 1988 unter Denkmalschutz und in der Halle hat Kunst und Kultur Einzug erhalten. Ein wirklich schönes Gebäude, welches eine hervorragende Kulisse für ein paar Fotos bot.

Nun kamen ein paar Straßen, ehe es nach Bottrop-Kirchhellen ging. Ich war überrascht wie schnell man von Gladbeck nach Kirchhellen gelangen konnte. Vorbei an der prachtvollen Kirche ging es nun ein Stück neben der Landstraße her in Richtung Flugplatz Schwarze Heide. Dort, hinter dem kleinen Flughafen, befindet sich Mitten im Wald ein ehemaliges Munitionsdepot der Bundeswehr. Es wurde 1995 geschlossen. Alle Bunker wurden verschweißt so das dort niemand hinein kann. Die ganzen anderen Gebäude wurden komplett abgetragen. Und auch hier erobert die Natur nach und nach wieder das Gelände. Und wo solche alten militärische Anlagen stehen, ist „gruseln“ vielleicht das falsche Wort. Aber eine eigenartige Atmosphäre herrscht dennoch. Auf den Bunkern, die auf dem Dach einst mit Erde versehen wurden, wachsen heute Bäume. Auf den stählernen Toren haben Vandalen natürlich auch ihre Tags hinterlassen. Doch ganz unbekannt ist dieser Ort nicht, einige Spaziergänger waren auf dem Areal anzutreffen.


Wir fuhren mit unseren Rädern weiter durch die herbstlich-frische Landschaft. Rötlich-braune Blätter in rauen Mengen pflasterten unseren Weg. Plötzlich lag links von uns noch ein abgesperrtes Militärgelände. Stacheldraht und hoher Zaun sicherten das Areal. Die Gebäude schienen verlassen und ohne Nutzung zu sein. Doch auf keiner Karte findet man einen Namen dieses Sperrbezirkes. Nur Schilder, das der Zugang verboten ist. So im Wald gelegen, wirkt das sehr mysteriös und spannend. Einen klitzekleinen Blick konnten wir aber an einer Stelle auf das Gelände werfen. Nämlich dort, wo der Zaun schon an einer Stelle niedergerissen worden war. Doch zu sehen gab es dort nichts. Also besser wieder aufgeschwungen und ab durch die Mitte.

Im Zick-Zack-Kurs radelten wir nun durch den Wald. Die Wege waren allesamt gut zu befahren. Bis auf wenige Ausnahmen, wo der Untergrund recht sandig war. Also perfekt um das Gravelbike mal zu fordern. Nächster Grusel-Stopp waren die im Wald gelegenen „Teufelssteine“. Diese von Laub bedeckten Steine sind der Sage nach vom Teufel dorthin geworfen worden, als er die Kirche von Hünxe zerstören wollte. Es roch an der Stelle aber nicht nach Schwefel! Deshalb gehe ich davon aus das diese Steine, auch „Tertiärquarzite“ genannt, wie auf dem Schild daneben stehend beschrieben wurde, rund 10 Millionen Jahre alt sind und durch Verkieselung des Sandbodens entstanden sind. Daniel war aber so mutig und machte vorsichtshalber mal einen Test 😉


Jetzt ging es bei der Tour so langsam dem Ende entgegen. Wir radelten noch ein Stück weiter durch den Wald, am Fuße der Halde Haniel vorbei und kamen so wieder in Richtung Bottrop. Mittlerweile war es schon ganz schön frisch geworden. Nach dem Stadtpark gelangten wir in die Bottroper City. Mir fiel ein, das ja der Weihnachtsmarkt schon geöffnet haben sollte. Das wäre doch eine passende Gelegenheit noch eine Kleinigkeit gemeinsam zu Essen und den ersten Glühwein des Jahres zu schlürfen. Das passte Daniel und Patrick auch gut und so stellten wir unsere Räder sicher an einer kleinen, aufgebauten Hütte ab. Dort wärmten wir uns auf und genossen die Annehmlichkeiten eines Weihnachtsmarktes mit Glühwein und Currywurst! Was für eine Kombination! Aber ein schöner Abschluss dieser Grusel-Radtour. Wir waren uns einig das Andreas da eine sehr nette Tour zusammengestellt hatte und es sich gelohnt hat, sie einmal nachzufahren. Auch wenn wir am helllichten Tag unterwegs waren und nicht wie anderen durch die Nacht gefahren sind.

TOUR: Cooler LTD Ride #1
Der erste NIGHTOFTHE100MILES Limited Ride LTD #1 „is in the books“. Und es war wieder eine sehr schöne Tour am Abend und in die Nacht hinein. Was das ist? Bei den LTD-Rides geht es uns, das sind Cycling Dan und ich, darum, das wir mit interessierten Leuten rund um die „Hauptveranstaltung“ der NIGHTOFTHE100MILES weiterhin in Kontakt bleiben und das Ganze etwas am Köcheln halten. So werden wir in unregelmäßigen Abständen kurzfristig diese LTD-Rides anbieten. Nur die ersten 25 Teilnehmer, die sich melden, bekommen den offiziellen Track und den genauen Treffpunkt mitgeteilt. Die Touren können von der Kilometeranzahl variieren, vom Gelände her mal flach oder mal hügeliger sein. Vieles ist möglich. Zu jedem LTD-Ride gibt es dann am Ende einen exklusiven Aufkleber, der nur speziell für den jeweiligen Ride designed wird! Mit der Zeit kann man dann sehen, wer schon ein alt gedienter Veteran der Limited Rides ist.

Beim ersten LTD Ride war der Treffpunkt an der Dampfbierbrauerei in Essen-Borbeck. Das Wetter war für Oktober mal wieder erste Sahne. Warme Temperaturen weit über 20 Grad sorgten für sommerliche Stimmung. Beste Vorraussetzungen also für eine tolle Tour. Die tapferen Recken rollten gegen 17:45 Uhr los. Es ging über verschlungene Pfade und Wege durch den Stadtteil Borbeck hinunter zum Gleispark Frintrop. Die Sonne schien uns lachend ins Gesicht, die Stimmung war gut. Wir fuhren auf einen Weg zwischen den hochgewachsenen Linden über das ehemalige Gelände eines der größten Güterbahnhöfe Europas in Richtung Knappenhalde in Oberhausen. Hier ging es darum, schon früh die meisten der Höhenmeter der Tour abzureißen. Einmal rauf auf die kleine Halde und oben den Aussichtsturm bestiegen und schon raste die Meute den Berg wieder hinunter.


Über Nebenstraßen erreichten wir dann schnell das Gelände des Shoppingtempels CENTRO, das wir am Rande über einen großen Platz streiften. Die Leute, die dort saßen oder liefen, staunten nicht schlecht als sie den Zug an Radfahrern an sich vorbeifahren sahen. Wir überquerten den Rhein-Herne-Kanal und die Emscher, umfuhren den OLGA-Park und gelangten dann nach ein paar Kilometern in den ersten Waldabschnitt im Sterkrader Wald. Die Sonne stand nun tiefer, die Sicht wurde schlechter, aber es war ja mit gutem Licht an den Rädern vorgesorgt. So wurde auf den Trails ordentlich Gas gegeben. Die braunen Blätter der Bäume auf dem Boden wurden ganz schön durch die Luft geschleudert.
Mittlerweile hatten sich zwei Gruppen gebildet, da an einer Ampel zuvor die Rotphase recht groß gewesen war. Das passiert natürlich schon mal bei so einem Feld, ist aber auch kein Ding. Trotzdem sahen die Lichter in dieser Gruppe im Wald schon cool aus, als sie da so der Reihe nach durchschossen. Der Trail war cool zu fahren, man musste aber ein paar mal aufpassen wegen einiger Wurzeln. Über einen Trampelpfad am Rande einer Wiese ging es hinaus aus dem Wald um kurz darauf in einem weiteren Waldstück, dem Hiesfelder Wald, zu gelangen. Hier war jetzt mehr Technik gefragt als Tempo. Viele Wurzelpassagen, schmale Pfade, Baumhindernisse und Erdaufwerfungen liessen die Augen bei so manchem Teilnehmer größer werden. Gerade die MTB-Fraktion kam hier auf ihre Kosten. Viel später am Abend hätten wir hier wegen der Lichtverhältnisse aber nicht fahren dürfen.

In der Dämmerung erreichten wir nun die Rotbach-Route. Gelegen am Rande des Naturschutzgebietes Hohe Mark. Sehr schön schlängelte sich der Weg über feinsten Schotter, und durch weitere Waldabschnitte dem Rotbach entlang in Richtung Dinslaken. Ein feiner Nebelschleier lag schon flach über den angrenzenden Wiesen. Kurz nachdem wir die kleine Stadt erreichten kam hier jetzt auch unser erster und einziger Stopp auf der Tour. Natürlich standesgemäß an einer Tankstelle. Außerdem trafen hier beide Gruppen wieder aufeinander. Mal eben zur Erfrischung ein Radler gezischt, ein Bounty verdrückt, ein bisschen gequatscht und schon fuhren wir wieder weiter. Durch die nette Altstadt ging es dann über kleine Wege, der schmale Bach war weiterhin unser stetiger Begleiter.

Kurz danach wurde dann ordentlich aufs Tempo gedrückt. Als wir auf breiten, gut befahrbaren Wegen in den sogenannten „Wohnungswald“ fuhren, namentechnisch zurückführend auf das alte Rittergeschlecht „Wonyngen“, legten einige anscheinend mal eben den Schalter um und gaben kräftig Gas. Die roten Rücklichter sahen toll aus, als sie hier durch die Dunkelheit tanzten. Es ging mal nach rechts, wieder nach links, mal hier rum, mal da rum. Der Orientierungssinn war irgendwann dahin. Aber es machte einen derben Spaß so durch den Wald zu brettern.
Kurz darauf gelangten wir, die meisten werden es gar nicht bemerkt haben, an der Mündung des Rotbachs in den Rhein. Die Gruppe teilte sich hier auch wieder auf in diejenigen, die Tempo machten und in die anderen, die es etwas gelassener angingen. Auf dem Rhein war es ruhig, nur ein oder zwei Schiffe dümpelten den breiten Fluß hinab. Die Atmosphäre in der Dunkelheit war hier sehr schön. Ein Stück ging es nun den Strom entlang und wir überquerten dabei auch die Emscher-Mündung. Mittlerweile waren wir zu viert in der Gruppe. Für die Mountain Bikes war das Tempo bis hier enorm hoch gewesen. Die Kräfte zollten ihren Tribut. Und da niemand alleine gelassen wird, fuhren wir jetzt in moderater Geschwindigkeit zusammen weiter.

Durch einen winzigen Tunnel, der bei der Durchfahrt wie ein Zeittunnel mit dem huschenden Lichtkegeln wirkte, kamen wir über kleine Straßen und ruhigen Wohngebieten hinüber zum Emscher-Radweg. Die Umgebung war ziemlich Dunkel, der Radweg lag völlig verlassen da. Genau richtig für den LTD Ride durch die Nacht. In der Ferne war dann plötzlich ein rotes Licht zu sehen. Zunächst dachten wir, dort wäre eine Baustelle, doch beim näher kommen sahen wir dort einen unserer Teilnehmer stehen. Er hatte den Anschluss an die „Spitzengruppe“ verloren und wollte nicht alleine weiterfahren. Deshalb wartete er auf uns. So ging es nun als 5er Gruppe weiter an der Emscher entlang und dann über die alte HOAG-Trasse weiter. Diese Wege mal in der Dunkelheit zu fahren hat schon ihren Reiz.


Als wir am RWO-Stadion vorbeifuhren, direkt am Rhein-Herne-Kanal gelegen, bot dies eine tolle Kulisse. Auch eine Brücken-Beleuchtung und der riesige, dezent beleuchtete Gasometer in Oberhausen machten um diese Uhrzeit ordentlich was her. Ein Stück weiter überquerten wir wieder den Kanal und gelangten in den Essener Stadtteil Dellwig. Kleine, versteckte Schotterwege und Pfade durchqueren hier die Ortschaft. So kamen wir, der ein oder andere etwas mehr oder weniger müde, wieder nach Borbeck und zur „Dampfe“. Start und Zielpunkt zugleich. Und jetzt unser Hot-Spot für ein zünftiges Weizen im noch offenen Biergarten in der lauen Herbstnacht! Die anderen waren etwa 20 Minuten vor uns eingetroffen. Unter wolkenlosen Himmel und in ein netter Location wurde über die vorangegangene Tour gesprochen. Alle hatten Spaß und waren wieder heil ans Ziel angekommen. Der Track war gelungen, so der gemeinsame Tenor. Und zur Belohnung gab es nun auch für alle Anwesenden den Aufkleber des LTD-Rides #1! Ich wurde dann auch gefragt, wie ich denn an solche Wege kommen würde? Tja, da muss ich enttäuschen, das ist dann wohl Betriebsgeheimnis… 😉
Wenn auch ihr einmal an den LIMITED RIDES teilnehmen möchtet und gerne über neue Termine informiert sein möchtet, dann könnt ihr
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TOUR: Wenn der Vater mit dem Sohne
Der Mai bot im Jahre 2018 ein paar schöne Möglichkeiten um ein langes Wochenende zu verbringen. Den Feiertagen sei dank! Was gibt es schöneres diese dann mit dem Fahrrad zu genießen? Trotzdem kann ich ja auch nicht nicht immer alleine durch die Walachei fahren. Aus diesem Grund hatte ich beschlossen, das Pfingst-Wochenende zu nutzen um eine schöne Radtour mit meinem Sohn zu machen. Schließlich hatte er sich ja schon darüber beschwert, das ich die letzten Wochen so viel unterwegs gewesen wäre. Das geht natürlich mal gar nicht. Und da er die Idee hatte auch mal mit mir Radfahren zu wollen, war das doch eine tolle Chance. Nur Vater und Sohn. Also ein Wochenende mit totaler Eskalation und Absturz.
Natürlich ein Scherz und mit Sicherheit wegen Altersgründen und auch so nicht auf unserer Agenda. Statt dessen wollten wir unsere beiden Hobbys miteinander verbinden. Flugzeuge gucken und Radfahren ist deshalb rund um den Frankfurter Flughafen gar keine schlechte Idee! Denn wer sich zum Beispiel mal auf dem Kartenmaterial von opencyclemap umschaut, der wird erkennen, das es dort einige interessante Wege rund um den Flughafen gibt. Mit denen der FRAPORT sogar teilweise selber auf seinen Seiten wirbt. Den Track habe ich zwar selber zusammen gezimmert, aber wegen Tipps habe ich auf deren Website gerne zurückgegriffen. Heraus kam dabei eine Radtour von 35 Kilometern länge. Sehr flach, für Familien mit Kindern gut zu fahren. Das vorweg.

Los ging es vom Hotel in Flughafennähe. Der unmittelbar dort verlaufene Radweg führte erst kurz zum Main weg, aber ging dann direkt wieder rauf zum Mönchwaldsee. Und weil der auch als Löschteich dient und er nicht ganz so klein ist, MUSS die Flughafenfeuerwehr sogar dort ein richtiges Rettungsboot unterhalten. Also wenn da jemand mal baden geht, Rettung naht! Außerdem liegt er wiederum schon ziemlich nah an der Start- und Landebahn. Da wurden die Augen natürlich direkt riesengroß, als die ersten Flugzeuge doch in relativ naher Entfernung aufsetzten. Der Radweg führt dort direkt am Flughafenzaun entlang und man hat einen klasse Blick auf die nahenden Jets.
Einen Spaß für Groß und Klein kommt schon einige wenige Meter weiter. Denn da steht man direkt hinter der Start- und Landebahn. Das war echt irre, als die großen Flugzeuge so direkt wenige Meter über unseren Köpfen hinweg donnerten! Wenn Erwachsene das in diesem Moment äußerst spannend finden, dann kann mich sich ja vorstellen, wie das auf Kinder wirken muss! Deshalb standen wir auch ziemlich lange dort und staunten bei jedem landenden Flugzeug aufs Neue und duckten unsere Köpfe, obwohl das natürlich Quatsch war.

Doch der Frankfurter Flughafen hat natürlich nicht nur eine Start- und Landebahn. Getrennt werden sie aber durch die Autobahn A3. Die überquerten wir über eine Brücke, von wo aus Kinder dann noch als Bonus auf ein- und ausfahrende ICE’s gucken können. Die Bahnstrecke führt nämlich hier direkt parallel neben der Autobahn her. Was die Kinder manchmal für ein Glück haben können…

Kurz darauf kamen wir zu einem extra gebauten Aussichtspunkt an der Startbahn West. Auf einer treppenartigen Erhöhung können die Leute von hier einen hervorragenden Blick auf diese Startbahn und die Flugzeuge erhaschen, die sich direkt vor einem in den Himmel bohren. Faszinierend. Das fanden auch zahlreiche andere Leute so, denn dieser Punkt war sehr gut besucht. Viele mit Fernrohr und Fotoapparat ausgestattet. Viele von ihnen Planespotter. So etwas möchte man ja auch irgendwie festhalten. Und dank dieser Leute findet man auf einschlägigen Apps auch immer das passende Foto zu dem Flugzeug, welches gerade über einem fliegt.

Ruhiger wurde es aber sofort wenige Meter weiter. Mit dem Fahrrad fuhren wir nun parallel die ganze Startbahn West entlang. Und man hat so auch weiterhin einen guten Blick auf die bunten Vögel der Lüfte. An der Spitze umrundeten wir die Piste und radelten ein kleines Stück wieder in die entgegengesetzte Richtung um kurz darauf in den Wald abzubiegen. Und der war wunderschön. Mir wurde da auch klar, warum Naturschützer so vehement gegen einen weiteren Ausbau des Flughafengeländes sind. Die Kiefern spendeten einen angenehmen Geruch, der allerdings auch manchmal mit dem von Kerosin vermischt wurde!

Doch wir entfernten uns nun ein Stück vom Flughafengelände und der Kieferngeruch setzte sich durch. Nur das imposante Donnern der startenden Flugzeuge liess zwischendurch erahnen, das wir uns immer noch nah am Flughafengelände befanden. Da muss man auch schon mal an die Tiere hier im Wald denken. Und wenn der Sohn einen dann fragt, wo sich die Tiere denn verstecken, würde ich am liebsten antworten, daß sie sich bestimmt wegen der permanenten Unruhe mit Sack und Pack vom Acker gemacht haben. Zumindest ich hätte das an deren Stelle schon längst getan.
An Tieren haben wir also keine gesehen, außer einen Ameisenhaufen. Da war ordentlich Gewusel auf und am Wegesrand. Und bevor die kleinen, kräftigen Tierchen uns in die Hosenbeine krabbeln konnten, waren wir aber schon wieder auf unseren Fahrrädern unterwegs durch die schöne Natur des Waldes. Viele einladende Wege gibt es übrigens dort, die man allesamt anscheinend auf dem Rücken eines Fahrrads gut erkunden kann! Die Wegqualität ist ziemlich gut. Abstecher sind somit jederzeit möglich.

Oberhalb von Mörfelden-Walldorf überquerten wir die Autobahn A5, trugen die Fahrräder eine kleine Treppe hinunter, und fuhren auf dem Radweg weiter in Richtung Zeppelinheim. Dort gibt es, wie es der Name schon vermuten lässt, ein Zeppelin-Museum. In der Zeit der Luftschiffe starteten vom Rhein-Main-Gebiet die imposanten Zeppeline in Richtung Nord- und Südamerika. Die vielen Angestellten brauchten Unterkünfte. So entstand dieser Ort. Im Museum kann man einige interessante Dinge über diese Zeit erfahren.

Wenige Meter später erreichten wir einen beliebten Pausenstopp bei Radfahrern. Das „Terminal 4“ ist eine kleine Holzhütte mit angrenzenden Biergarten. Sehr gemütlich waren die Liegestühle direkt vor der Hütte und wir konnten sehr bequem die Flugzeuge sehen, die gerade gestartet waren und hier über den Baumwipfeln erschienen. Das alles, bei einer leckeren Portion Pommes und einer Bratwurst, war dann schon eine nette Belohnung für die bisher gefahrene Strecke. Direkt vom Terminal 4 sind vor kurzem übrigens erst die Teilnehmer des „Candy B Gravellers“ nach Berlin aufgebrochen. Ich habe darüber erst kürzlich im meinem Artikel von der VELOBerlin berichtet.

Hintergrund war, das der eingeschlossene Teil Berlins kurz nach dem zweiten Weltkrieg von den sogenannten „Rosinenbombern“ der US-Armee angeflogen wurde um die dortige Bevölkerung zu versorgen. Eine absolut logistische Meisterleistung. Am nur wenige hundert Metern entfernten Luftbrückendenkmal stehen noch zwei Maschinen, mit denen damals von hier aus geflogen wurde und es wird an dieser Stelle den Menschen gedacht, die damals im Einsatz waren und teilweise dabei sogar ums Leben gekommen sind. Der Candy B Graveller sieht eine Tour in dem einstigen Luftkorridor in Richtung Berlin vor. Das ebenfalls für einen guten Zweck. Eine tolle Sache. So können auch Kinder noch in Geschichte etwas dazulernen. Nicht unwichtig.
Und auch ein weiterer Aussichtspunkt ist etwas oberhalb des Luftbrückendenkmals gelegen. Einen tollen Ausblick haben hier Groß und Klein auf fast das ganze Flughafengelände. Teilweise rollen die Flieger auf dem Weg zu ihren vorbestimmten Positionen hier nahe am Zaun vorbei. Oder man sieht wie wir, das größte Passagierflugzeug der Welt, den Airbus A380, sanft und elegant über einen abheben. Absolut empfehlenswert also diese Stelle.

Dicht am Flughafenzaun führte uns der Radweg nun entlang in Richtung Terminal 2. Dort gibt es auch die neu gebaute Besucherterrasse, von wo aus man noch einen weiteren Ausblick auf das Vorfeld des Flughafens genießen kann. Da gibt es allerdings dann zum Ende hin doch noch ein Problem. Laut Karte auf der Website des FRAPORTS soll es Abstellmöglichkeiten für Fahrräder am Flughafen geben. Und zunächst waren wir guter Dinge, da der Radweg ziemlich nahe am Terminal vorbeiführt. Doch wir fanden keine Möglichkeit annähernd zu solchen Plätzen zu gelangen. Im Gegenteil. Plötzlich endete ein Weg unerwartet im Nichts und es ging nicht mehr weiter. Das empfand ich dann etwas unglücklich, da gerade am Terminal 2 doch viele Besucher nur zur Aussichtsterrasse wollen. Die Radwege ringsherum sind ja nicht ganz so schlecht um auf alternative Weise dorthin zu gelangen. Doch das hier war für uns etwas ernüchternd und wir brachen die Suche nach den Abstellplätzen ab.

So radelten wir die letzten drei Kilometer zurück zum Hotel zwischen grünen Feldern und durch kleine Wäldchen. Die Ruhe auf diesen Wegen war angenehm, von den Flugzeugen war so gut wie nichts zu hören, obwohl wir noch immer nicht weit vom Flughafen und parallel zur Landepiste fuhren. So endete schließlich unsere rund 35 Kilometer Flughafen-Runde wieder am Hotel. Für Familien ist dies garantiert eine spannende Tour. Die vielen verschiedenen Perspektiven auf das Geschehen sind alles andere als langweilig. Kombiniert mit der Natur rund um das Gelände ist die Tour doch recht abwechslungsreich. Uns hat es sehr gut gefallen und wir hatten einen schönen Tag. Wer die Runde auch einmal radeln möchte, der findet den Link zur gpx-Datei unter dem Bericht. Ein Tipp aber noch an dieser Stelle: Vorsicht beim durchstreifen der Wiesen und Wälder, denn es könnten auch Zecken auf potentielle Opfer warten. Ich habe das am eigenen Körper feststellen können, hatte aber noch Glück. Die Zecke hatte sich noch richtig in die Haut verbohrt. Alles gut 😉 Abendliches absuchen des Körpers sollte aber Pflicht sein!
EIN PAAR INFO-LINKS:
Der Flughafen als Ausflugsziel
TOUR: In der Biosphäre des Bliesgau
Wie fängt man von der ersten Radtour an zu erzählen, wenn man einige Tage in der Region des Saarlands unterwegs war? Die ersten Zeilen eines solchen Berichts sind immer die schwierigsten. Also schreibe ich einfach mal drauf los so wie mir die Gedanken und Erinnerungen aus dem Kopf sprudeln und es die Aufzeichnungen hergeben. Ich war sehr glücklich damit, als die Wettervorhersage für meinen Radurlaub durchaus nur gutes Wetter versprach. So war der Grundstein gelegt für einen herrlichen Radtag, der mich von meinem Hotel in Saarbrücken über kleinere Schleichwege hinunter in die Stadt und zur Saar führte. Gerade noch in einem Industriegebiet unterwegs war ich erstaunt wie schnell alles um mich herum grün wurde. Dabei kam ich in den Vorort St. Anuarl, der zu den ältesten Stadtteilen Saarbrückens gehört. Sage und schreibe aus dem 2. bis 3. Jahrhundert fanden Ausgrabungen heraus. Eine gallo-römische Anlage stand einst an dieser Stelle. Der Bau der schönen Stiftskirche wurde im 13. Jahrhundert begonnen und gegen 1390 beendet. Sehenswert sind die Grabdenkmäler der Grafen von Nassau-Saarbrücken! Von Mitte des 15. Jahrhunderts war die Kirche Grabeskirche dieses Adels-Geschlechts. Erwähnenswert ist auch der sarkophagartige Schrein der Gräfin Elisabeth von Lothringen (†1456), der aber nicht ihre sterblichen Überreste beherbergt!


Gleichzeitig war ich schon direkt an der Saar angelangt und ich folgte dem Flussverlauf in Richtung Güdingen. Wirkliche Highlights gab es hier nicht zu sehen, aber die Strecke war ideal um sich für den Tag einzupendeln. Kurz hinter dem Örtchen umfing mich dann auch schon ein wunderbares Grün, das „Ensheimer Gelösch“. Hier nahm das Biosphären-Reservat für mich seinen Anfang. Die Stille der Natur war wunderbar. Es war kein Autolärm mehr zu vernehmen, nur das Zwitschern der Vögel begleitete mich und mein Rad. Erst war der Weg noch asphaltiert, dann wurde es ein typischer Waldweg. Aber gut zu befahren. Die Sonne strahlte durch das Blätterdach. Ich hatte richtig Spaß, bis eines dieser Schilder kam, das die kommenden Höhenmeter auf einer gewissen Strecke angibt und im Saarland als Hinweis für alle Radfahrer gilt, die meinen sich einen Berg hoch quälen zu müssen. Der erste Schweiß perlte nun also langsam auf diesen Metern an mir herunter.


Auf einmal ließ ich die Bäume und den Wald hinter mir je höher ich kam. Wildblumenfelder waren nun zu sehen und der Ausblick war fantastisch. Das musste erst einmal genossen werden bevor es dann weiter den Berg hochging. Und plötzlich, aus einem Feldweg kommend, stand ich vor dem Flughafen Saarbrücken. Ihn musste ich quasi entlang radeln, bevor ich wieder in die Natur eintauchte. Viel war hier übrigens nicht los, es ist ja auch eher ein kleinerer Flughafen und so war hier auch nicht viel Verkehr. Gut so. Trotzdem standen hier, etwas abseits der Rollbahn, Propeller-Maschinen aus Brasilien und Indonesien wie sich herausstellte. Manchmal ist die Welt doch kleiner als man denkt.

Grinsend ging es den „Hanfberg“ hinauf, fragt mich also nicht warum der so heißt! Dort hat man an vielen Stellen weitere tolle Ausblicke in die Region. Das surren und brummeln allerlei Insekten war in der eigentlichen Stille auf den herrlich blühenden Wiesen allgegenwärtig. Da kann man sich gerne mal eine Pause auf eine der netten Bänke gönnen und einfach mal die Seele baumeln lassen.


Von der alten Römerstraße aus hat man bei gutem Wetter dann weitere wunderschöne Ausblicke bis rauf nach Sankt Ingbert, Kirkel und noch weiter! Dafür lohnt sich jeder Höhenmeter den man bis hier hin bewältigt hat. Diese Ausblicke haben für mich diese Radtour geprägt, haben sich förmlich ins Gehirn gebrannt und sie empfand ich bei jeder Höhenbewältigung als Belohnung für die Strapazen.

Der Höhepunkt war dann definitiv, als ich an ein „Milich Heisje“ (saarländisch für „Milch-Häuschen“) und dem Eichelberger Hof gelangte. Dieser Bauernhof bietet am Wegesrand einen klitzekleinen Selbstbedienungsladen an. Für Wanderer, Spaziergänger und Radfahrer gibt es dort allerlei an typischen Bauernhof-Waren wie Milch, Eier und Wurst. Was war ich erfreut darüber als ich sah, das sie sogar selbstgemachtes (!) Eis in einer Eistruhe anboten! Genau das Richtige für dieses warme Wetter und diese herrliche Fahrradtour! Mit Sitzgelegenheiten in der Sonne oder im Schatten. Herz, was willst du mehr?

So saß ich schon wieder und machte ein Päuschen. Gefühlt kam ich die letzten 1,5 Stunden kaum vorwärts. Aber ist es nicht schön sich einfach treiben zu lassen, keinen Zeitdruck zu verspüren und einfach das zu tun was man am liebsten macht? Einfach so eine Radtour mit allen Sinnen genießen. Abzuschalten vom Stress des Alltags. Bewusst sich einmal auszuklinken und neue Energie zu tanken. Der Tag war wie dafür gemacht.


Und irgendwann geht es dann doch wieder weiter. Der Saar-Nahe-Radweg schlängelte sich durch die mal mehr, mal weniger sanften Hügel des Bliesgau. Kleine Ortschaften mit Namen wie Seelbach, Biesingen und Alschbach galt es zu durchqueren. Alles liebliche Dörfer, in denen anscheinend noch Ruhe und Gelassenheit herrscht. Die Häuschen mit ihren Vorgärten meist liebevoll gepflegt. Die Zeit schien hier langsamer zu laufen. Kein Nachteil in der heutigen oftmals hektischen Welt. So empfand ich dann auch das Radfahren. Als eine Entschleunigung zum Alltag.

Die nächste Stadt auf dem Weg war nun Blieskastel. Und diese Stadt hat eine historische Vergangenheit. Wahrzeichen der Stadt ist der sogenannte „Gollenstein“, der ganz in der Nähe steht. Dies ist ein rund 4000 Jahre alter Menhir, der als größter seiner Art in Mitteleuropa gilt! Des weiteren gibt es das Rathaus, einst Waisenhaus, aus dem 18. Jahrhundert sowie die Orangerie die auch als „ Der Lange Bau“ bekannt ist. Dies ist das einzige Überbleibsel des ehemaligen Schlosses, welches in der Französischen Revolution zerstört wurde. Von weitem sieht man auch etwas oberhalb gelegen die Heilig Kreuz-Kapelle, deren Bau 1682/83 beendet wurde. Der Napoleonbrunnen wurde zu Ehren Napoleons 1804 erbaut. Die französische Inschrift wurde 1939 entfernt, nach dem Krieg wurde sie aber wieder hinzugefügt. Entgehen lassen sollte man sich also diese kleine, aber geschichtsträchtige Stadt nicht, die im übrigen auch viele Einflüsse des Barock aufweist.



Auf einer ehemaligen Bahntrasse radelte ich nun ganz entspannt weiter. Sie ist Teil des Glan-Blies-Radwegs und gut frequentiert. Von Radfahrern jeder Couleur. Rennradfahrer, Liegeradfahrer, Mountainbiker, Trekkingradfahrer – alle waren sie hier unterwegs ohne sich gegenseitig zu behindern. An einigen Stellen kann man wiederum gut Rast machen. Angetan war ich von dem ziemlich neu aussehenden Rastplatz kurz vor Blickweiler. Optimale Unterstellmöglichkeiten bei schlechten Wetter bietet eine nette Schutzhütte, bei guten Wetter kann man auch auf außerhalb stehenden Bänken prima sitzen. Die Räder lassen sich dort fest anschließen um sich ein wenig in der Gegend umzuschauen. Eine Infotafel zeigt, welche Tiere es alles hier gibt! Das waren eine ganze Menge. Ein gelungener Rastplatz wie ich finde.

Auf dem gut asphaltierten Radweg surrten die Reifen schnell vor sich hin. Das Rad ließ sich hier leicht vorwärts bewegen und manchmal musste ich aufpassen nicht einfach an Sehenswürdigkeiten vorbei zu rauschen. So waren es Kleinigkeiten am Wegesrand, die etwas von der Eisenbahn-Vergangenheit erzählten. Kilometersteine oder auch alte Bahnhöfe wie die bei Blickweiler oder Breitfurt. Im alten Bahnhof bei Gersheim kann man Rast bei einem kühlen Blonden einlegen. Ideal wenn man gerade einen Geschwindigkeitsrausch hinter sich hat. Natürlich nur wenn die Strecke das gerade hergibt. Rücksichtnahme ist oberstes Gebot! Passend dazu kann man einige Meter vorher sogar gut übernachten, denn unmittelbar am Radweg gelegen gibt es die Möglichkeit zum „Glamping“, wie es so schön neudeutsch heißt. Schlichte, aber saubere Holzhütten, aussehend wie große Weinfässer, geben dem Radfahrer die Möglichkeit die müden Glieder auszuruhen. Das hat in so einem „Fass“ bestimmt seinen Reiz!


Zwischen Reinheim und Bliesbruck verließ ich nun diese tolle Trasse und genau dort befindet sich ein weiteres Highlight, für das man ein wenig Zeit einplanen sollte. Nämlich der Europäische Kulturpark Bliesbruck Reinheim, genau auf der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich gelegen. Klingt vielleicht zuerst etwas langweilig, ist es aber ganz und gar nicht. Es handelt sich hierbei nämlich um einen Archäologiepark. Die ersten Grabungen wurden bereits 1806 durchgeführt. Bedeutend ist u.a. ein keltisches Fürstinnengrab aus der Zeit um 370 v. Chr.! Aber auch aus römischer Zeit gibt es hier Spuren zu finden. Eine Palastvilla und sogar eine kleine Siedlung, Vicus genannt. Anschaulich wird hier dem Besucher die damalige Zeit vor Augen geführt.



Kurz darauf gab es einen enormen Anstieg zu bewältigen, der auch noch ein Stück über eine Landstraße führte. Das empfand ich etwas unangenehm, fuhren die Autos doch hier ziemlich schnell an mir vorüber während ich hier mit vier Stundenkilometern daherjuckelte und aufpassen musste nicht einfach umzukippen. Zum Glück führte ein Feldweg oben weg von der Straße und die Strapazen waren auch hier schnell vergessen, denn wieder einmal war die Aussicht überwältigend. Und durchschnaufen musste ich eh, bevor es dann direkt wieder hinunter nach Habkirchen ging, das schon 819 (!) erstmals urkundlich erwähnt wurde.


Die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich verschwimmt in dieser Region doch stark wie ich finde. Eben noch auf deutscher Seite, war ich plötzlich schon auf französischem Gebiet, wie bei Blies-Schweyen. Eine kleine Brücke über die Blies führte mich direkt an typisch französischen Häusern vorbei. Die Temperaturen waren gefühlt immer noch hoch als ich am späten Nachmittag in Sarreguemines oder auch bekannt als Saargemünd, eintrudelte. Hier fließt die Blies dann auch in die Saar. Geschichtlich wurde die Stadt schon im Jahre 706 erwähnt und ist bekannt für seine ehemalige florierende Keramikindustrie.

Von hier aus war es jetzt einfach. Es galt der Saar immer weiter in Richtung Güdingen zu folgen, dem eigentlichen Ausgangspunkt der Radtour. Nachdem ich Sarreguemines hinter mir gelassen hatte, wurde es auch schon wieder beschaulicher. Boote waren nicht auf dem Wasser zu sehen, auch in den typisch kleinen französischen Schleusen, wie ich sie schon in der Bretagne kennengelernt habe, war von Freizeitskippern nichts zu sehen. Dafür waren herrliche Auen zu sehen und auf Tafeln wurde gezeigt für welche Tiere dies die Heimat ist. Auch hier musste ich feststellen, das dies nicht wenige waren.


Früher wurden auf diesen Treidelpfaden am Kanal entlang im übrigen Schiffe im Leerzustand von Menschen, Pferden und Eseln gezogen wenn der Kapitän sparen wollte. Es wurden dann Zugriemen umgelegt und oftmals musste die ganze Familie helfen. Es war eine sehr beschwerliche Arbeit, gerade zu Beginn um das Schiff in Bewegung zu bekommen. Danach glitt es gleichmäßig durch das Wasser und ging einfacher von statten. Die Motorisierung schritt aber auch hier voran und so kamen ab 1934 Zugmaschinen auf, die diese Arbeit übernahmen oder die Frachtkähne erhielten selber Motoren. Man kann an manchen Stellen noch solch alte Schiffe sehen und eine Vorstellung davon bekommen wie es einst hier ausgesehen hat.

So an einem Fluss entlang zu radeln lässt einen schon mal die Zeit vergessen. Der Radtag wurde also spät, auch weil ich langsam müde wurde und dann doch noch eine Rast am Ufer einlegte. Ich war in dem Moment dankbar für diese wunderbare Fahrradtour. Das Biosphärenreservat Bliesgau und die Gegend rund um das Mandelbachtal hat viel zu bieten für Radfahrer. Wenn ich an die Ruhe denke, die dabei von ganz alleine entstehende Entspannung, den kleinen und größeren Sehenswürdigkeiten an den Radwegen, die abwechslungsreiche Natur, die fantastischen Ausblicke, ja dann hat sich jeder Höhenmeter und jede Anstrengung gelohnt.

Wenn jetzt jemand auf die Idee kommen sollte diese Tour nachzufahren, dann gebe ich folgende Tipps: Die Höhenmeter sind nicht zu unterschätzen, die Wege aber auch nicht. Ein gutes Trekkingrad ist von Vorteil, man sollte einigermaßen fit sein. Natürlich kann man mit einem eBike nachhelfen. Einkehrmöglichkeiten sollte man in den Örtchen am Wegesrand schon finden, in den etwas größeren sowieso, teilweise liegen sie unmittelbar an der Strecke. Und zum guten Schluss gibt es hier wieder den gpx-Track zum Download! Viel Spaß!
TOUR: Fahrradtour zu den Geister-Dörfern bei Garzweiler
Endlich hatte ich mal ein paar Tage frei. Füße hoch legen, nichts tun, faulenzen…aber nicht mit mir! Denn wenn ich etwas Zeit habe werde ich nervös. Da zieht es mich bei jeder Gelegenheit raus mit dem Rad. Und da nichts Wichtiges anlag habe ich flux mal eine Tour zusammengeschustert. Die Touren-Saison steht eh jetzt vor der Tür, da können auch mal ordentlich Kilometer zusammen kommen. Dabei herausgekommen ist eine Strecke von rund 105 Kilometern. Von der Haustür weg bis zum Tagebau bei Garzweiler. Etwas skeptisch war ich schon ob ich bereits die Fitness für einen langen Tag im Sattel habe. Aber das vorweg: das war alles kein Problem. Doch nun zur eigentlichen Tour mit all den Sehenswürdigkeiten.
Von meiner Heimat aus war ich schon Ruck-zuck an der Ruhr angelangt. Da ich im Drei-Städte-Eck Essen, Oberhausen und Mülheim wohne, konnte ich quasi bis dorthin herunterrollen. Die kurze Strecke kenne ich von vielen kleineren Rad-Runden in der Gegend schon aus dem Effeff. Doch ab dort wollte ich einmal ganz bewusst unbekanntere Wege einschlagen. Entlang der Ruhr und dem für seine Staus bekannten Autobahnkreuz Kaiserberg radelte ich dann entlang des Sportplatz-Geländes von Preußen Duisburg. Mehrere Fußballplätze nebeneinander gereiht, die teilweise schon bessere Tage gesehen haben. Genauso wie die dazugehörigen Umkleiden-Gebäude. Leider fehlt es wie bei so vielen Vereinen im Pott an Geld und Sponsoren. Eine typische Bolzplatz-Anlage des Ruhrpotts war dies hier also, wie ich sie selber als aktiver Fußballer nur zu gut selber kennengelernt habe. Direkt daneben die klassischen Schrebergarten-Anlagen, ebenfalls typisch für’s Ruhrgebiet. Allesamt hübsch hergerichtet, nach den Bestimmungen und Satzungen des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde e.V.

Schon war ich im Duisburger Stadtteil Duissern, wo ich zuerst über einen lustig bemalten Stromkasten schmunzeln musste. „Königreich Duissern“ stand darauf geschrieben. Auf dem Bild war eine Nonne, ein Krug und augenscheinlich einige Stücke Kohle zu sehen. Nach Recherche gibt es dort die sogenannte Duisburger „Karnevalsgesellschaft Königreich Duissern 1934 e.V.“ Das erklärte natürlich das Bild. Pappnasen gibt es also auch hier.


Kurz darauf wurde es aber sehr beklemmend für mich. Nach wenigen Metern hinter dem Hauptbahnhof gelegen, erreichte ich den Ort der Tragödie der Loveparade von 2010, an dem 21 Menschen wegen einer Massenpanik zu Tode kamen und 541 Leute verletzt wurden. Durch einen langen, dunklen Tunnel erreicht man den schmalen Aufgang zum ehemaligen Veranstaltungsgelände. Ich war noch nie in dieser Ecke und fand diesen elendig langen, düsteren Tunnel von 400 (!) Metern Länge schon alleine dermaßen gruselig das es mich fröstelte. Die niedrige Decke tat dazu ihr übriges. Dann die schmale Lücke in der Mitte des Tunnels durch die tausende von Besuchern damals herein und vom Gelände wieder hinaus mussten. Ein verheerendes Konzept und nicht nachzuvollziehen wie man dies damals überhaupt nur Ansatzweise genehmigen konnte. Bis heute sind vor Gericht keine Urteile gegen die handelnden Personen gefällt worden, ein Skandal sondergleichen. Für die Hinterbliebenen gibt es keine Schmerzlinderung. Wahnsinn. Der kleine Ort ist heute eine Gedenkstätte. Fotos der Verstorbenen hängen dort, Kreuze sind aufgestellt worden, persönliche Gegenstände sind hinterlegt worden. Dort herrscht beklemmende, erdrückende Stille. Ein gespenstiges Fleckchen. Oberhalb der Tunnel soll auf dem Brachgelände vielleicht bald ein Shopping-Outlet-Center gebaut werden. Wenn man an dieser Gedenkstätte steht wirken die Pläne surreal und deplatziert. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch verließ ich diesen denkwürdigen Ort.


Nur wenige Meter weiter war ich auch schon am Fußballstadion des MSV Duisburg und dem direkt daneben liegenden Sportpark Wedau, bekannt für seine Ruder-Regatta und anderen sportlichen Aktivitäts-Möglichkeiten. Natürlich kann man hier auch wunderbar spazieren gehen. Das taten auch mal wieder diverse Hundebesitzer, die ihre vierbeinigen Zöglinge nicht im Griff hatten. Solche Leute mag ich nicht, die einen noch angrinsen wenn ihr Wischmop-Köter versucht einen auf den Fahrrad anzuspringen, gerade wenn man schon langsam und rücksichtsvoll vorbeifährt. Habe ich kein Verständnis für. Deshalb habe ich die Herrschaften auch einmal ordentlich angeblafft und sie mit offen stehenden Mund stehen lassen. Den genauen Wortlaut spare ich mir aber hier.




Nach dem nahe gelegenen Wolfsee und Haubachsee umfing mich bereits viel Grün. Keine Spur von Großstadt mehr. Die Badestellen wurden gerade für die Saison hergerichtet, noch waren keine Besucher zugegen. Das Wetter war bisher ja auch nur ein klägliches grau in grau. So hatte ich die Natur fast für mich alleine. Nur vereinzelt ließen sich Spaziergänger blicken. Entlang des Wäldchens Grindsmark und Heltorfer Mark waren bald auch schon die ersten Felder in Sicht. Hier blühte schon der Raps, den ich nun noch viel öfters auf den Feldern sehen sollte.


Landschaftlich schön gelegen erreichte ich Schloss Heltorf, wo die Herren von Heldorp und u.a. Otto von Heldorp bereits im Jahre 1167 als Besitzer des Schlosses urkundlich erwähnt wurden. Der angrenzende Schlosspark, im englischen Stil als Waldpark angelegt, beherbergt Deutschlands zweitälteste und sehenswerte Rhododendronanpflanzung und ist zwischen Mai und Oktober gegen Eintritt öffentlich zu bestaunen. Den langen Zufahrtsweg mit seinen hohen Bäumen links und rechts radelte ich hinunter, weiter an Feldern vorbei, über das Örtchen Froschenteich und zum Rhein.

Kurz vor Wittlaer kamen erste Wohnbebauungen. Und die, so nah am wunderschönen Rhein gelegen, zeigten deutlich wo das Geld sitzt. Schöne Villen, gepflegte Gärten und teure Autos vor den Häusern sagen schon viel aus. Kurz darauf war ich schon unten direkt am Rhein. Ein schönes Plätzchen am Wasser nutzte ich erst einmal zur Pause. Sogar die Sonne ließ sich kurz blicken, doch wenn ich in die Richtung schaute, in der ich wollte, war es dort hinten eher dunkelgrau. Kein gutes Zeichen. Doch es sollte tatsächlich für mich den ganzen langen Weg trocken bleiben. Schiffe fuhren den Strom hinunter und herauf. Beladen oder leer. Tief im Wasser liegend oder hoch aufragend. Was sie wohl alle geladen hatten in all den Containern?


Kaiserswerth war der nächste sehenswerte Halt, direkt am Rhein gelegen. Die „Altstadt“ bietet einem gepflegte Einkehrmöglichkeiten zwischen wunderbar erhaltenen Häusern u.a. aus dem 17. Jahrhundert. Sie wird auch manchmal Kaiserstadt genannt, obwohl es kein ständiger Wohnsitz eines Kaisers war. Kaiser Barbarossa errichtete 1174 die einst mächtige Kaiserpfalz, eine Zollfestung direkt am Rhein und strategisch günstig gelegen. Die Überreste sind heute zu besichtigen. Auch die Suitbertus-Basilika aus dem Jahre 1237 lohnt ein Besuch. Kaiserswerth hat eine umfangreiche Geschichte, die ihr HIER nachlesen könnt. Dank an Wikipedia! Bei Kaiserswerth überquerte ich den Rhein nun mit der dortigen Fähre. Die kurze Fahrt über den Strom ans andere Ufer kostete mich samt Fahrrad schlappe 2€. Nur ich und eine ältere Dame waren an Bord. Wenn die Saison richtig losgeht, wird das wohl anders aussehen. Da werden die Touristen, Spaziergänger, Rad- und Autofahrer wohl in Massen hin und her schippern.


Auf dieser Seite des Rheins waren ebenfalls direkt hinter dem Deich, schön ruhig gelegen, noble Villen zu sehen. Wer hier ein Häuschen besitzt, kann vergnüglich auf den Fluss blicken und dabei noch den Flugzeugen beim Starten vom Düsseldorfer Flughafen aus zusehen. Denn die fliegen hier noch in wenigen hundert Metern über einen hinweg. Ich schaute noch öfters interessiert in den Himmel während ich den Rhein mit dem Fahrrad aufwärts folgte.
Unter der markanten Brücke der A44 hindurch und nach der Ilvericher Altrheinschlinge bog ich rechts ab in Richtung Meerbusch. Hier war es für einen Werktag recht ruhig. Ich hielt bei einem Bäcker und versorgte mich mit einem sehr leckeren und mit Fleischwurst belegten Brötchen. Das wollte ich irgendwo auf dem Weg an einer schönen Rastmöglichkeit verputzen. Erst am schön gelegenen Gut Dyckhof vorbei, einer Wasserburg die erstmals 1393 erwähnt wurde, traf ich bei Neuss auf den Nordkanal, einst von Napoleon in Auftrag gegeben, wo ich so eine nette Stelle fand und erst einmal eine kleine Pause einlegte. Die Sonne schien in dem Moment kräftig und ich war rundherum zufrieden.

Gestärkt radelte ich weiter ein kleines Stück den Nordkanal entlang. Den habe ich vor längerer Zeit schon einmal auf einem Teil von Neuss bis Venlo abgeradelt und wer Lust hat, sollte das auch mal tun. Die Felder wurden jetzt immer zahlreicher. Dazu kamen einige Baumschulen. Der Wind wehte hier etwas kräftiger frontal ins Gesicht. Doch das leicht sonnige Wetter entlohnte für die manchmal nötigen und kräftigen Pedaltritte.

Nach den Ortschaften Lüttglehn, Epsendorf und Glehn wurde es mittelalterlich. Die Altstadt von Liedberg liegt auf einen Höhenrücken, das Schloss auf nicht ganz 80 Metern über N.N. Die Anlage mit mehreren Gebäuden stammt aus dem 14. Jahrhundert, die Grundmauern wahrscheinlich sogar aus dem 11. Jahrhundert! Ein Unternehmer aus Viersen hat die Anlage in sieben Jahren mit viel Mühe saniert, auch jetzt finden noch einige Arbeiten dort statt. Geschichtsträchtig ist dieser Ort mit seinen schönen Fachwerkhäuschen und ein Besuch des Mühlenturms und der Pfarrkirche ist durchaus zu empfehlen. Nebenbei gibt es dort noch einen netten Bio-Laden, in dem man sich mit allerlei regionalen Leckereien eindecken kann.


Am unweit gelegenen Natuschutzgebiet „Das Hobbruch“ kam ich an einer eher gruseligen, leicht versteckt liegenden Privatklinik vorbei. Alte Gebäude mit Türmchen und Zinnen trugen zu diesem Bild bei, dazu passend ist dies auch noch eine Klinik für psychiatrische Erkrankungen. Es wirkte dementsprechend gelegen etwas schaurig auf mich. Man könnte auch meinen die Fantasie ging mit mir durch. Das Naturschutzgebiet war schnell durchradelt und ich kam schon zum nächsten Schloss auf der Tour.



Schloss Rheydt ist eine Wasserburg, mit dem heutigen Aussehen aus dem 16. Jahrhundert, wobei es ursprünglich schon 1180 erstmals erwähnt wurde. Es befindet sich heute in der Hand der Stadt Mönchengladbach. Gleichzeitig beherbergt es das städtische Museum. Außerdem finden regelmäßig Ausstellungen, Konzerte mit namhaften Künstlern und Ritterspiele statt. An diesem Tag war es ruhig. Ich umrundete das Schloss und warf einen Blick in den Innenhof, wo einige Pfauen mit ihren prachtvollen Federn neugierig die vereinzelten Besucher beäugten.


Danach umfing mich das Umfeld von Rheydt. Einen kleinen Grüngürtel folgend bekam ich hier einmal das etwas hässlichere Gesicht eines Vororts zu sehen. Beschmierte Betonburgen einer Sozialbausiedlung, davor Müllberge, gesammelte und umgeworfene Einkaufswagen. Es fehlten nur noch die brennenden Mülltonnen. Zum Glück ließ ich diesen Abschnitt sehr schnell wieder hinter mir. Und erreichte…

…das nächste Schloss. Wie konnte es auch anders sein. Schloss Wickrath im gleichnamigen Stadtteil, ist eine Wasserschlossanlage mit herrlichem, öffentlich zugängigen Schlossgarten. Der Reichsgraf Wilhelm Otto Friedrich von Quadt ließ es zwischen 1746 und 1772 erbauen. Die ursprüngliche Burg Wickrath wurde aber bereits im Jahr 1068 urkundlich erwähnt. Heute gibt es dort diverse Veranstaltungen und eine gehobene Gastronomie.

Dem schmalen Flüsschen Niers folgend radelten ich und mein Bike genüsslich den gleichnamigen Radweg entlang. Noch immer gab es keine Ermüdungserscheinungen bei mir. Auch mein Allerwertester meldete sich nicht. Dank einem prima Sattel, einer guten Radhose und einem richtig gut eingestellten Bike. Das macht schon eine Menge aus beim Radfahren.


Doch es sollte an diesem Tag noch einmal bedrückend werden. Der Braunkohletageabbau von Garzweiler kam immer näher. Die Schlote und „Wolkenmacher“ des Betreibers RWE waren schon seit geraumer Zeit in der Ferne zu sehen gewesen. Jetzt kam ich zu einer abgesperrten Straße für Autos, der Radweg führte aber weiter. Erst dachte ich die Tour hätte ich an dieser Stelle falsch geplant. Doch ich war richtig. In einem Bogen fuhr ich in das verlassene Dorf Borschemich. Direkt am Rande des Tageabbaus gelegen. Die meisten Häuser waren schon abgerissen, die wenigen noch stehenden waren verrammelt und verriegelt. Bagger und Schuttcontainer standen an manchen Stellen. Nur wenige Meter weiter war schon die Spitze des riesigen Schaufelradbaggers zu erkennen, der aus dem tiefen Loch auftauchte. Es herrschte bedrückende Stille. Hier haben Menschen gelebt, hatten schöne kleine Gärten, nette Nachbarn. Hier wurde am Gartenzaun der neueste Tratsch ausgetauscht. Jetzt war das Dorf verlassen, die letzten Reste menschlicher Behausung werden in kurzer Zeit verschwunden sein. Der Schaufelradbagger frisst sich immer weiter durch den Boden. Unaufhaltsam.

Schlimmer wurde es dann sogar noch im nächsten Dorf, das ich nach ein paar Metern über asphaltierte Feldwege erreichte. Immerath, so der Name dieses Geisterdorfes. Wenn man die Straße ins Dorf hinunter radelt, denkt man, das man noch auf einen Umtrunk in die Dorfkneipe einkehren kann. Doch wenn man näher kommt, die Betonsperren für die Autos sieht, die mit Brettern vernagelten Fenster in allen Stockwerken, die Laternen, an denen Kabel herunterbaumeln, die zugewachsenen Hinterhöfe, geschlossenen Geschäfte und leeren Parkplätze, wo das Unkraut wächst. Dazu noch die große Kirche mit ihren zwei Türmen, ebenfalls verlassen und sich ihrem Schicksal überlassen, ja da lief es mir fröstelnd den Rücken hinunter. Als ob die Menschen fast fluchtartig ihre Häuser verlassen mussten herrschte nun eine düstere Stimmung und unwirkliche Stille über den Dächern dieses Ortes. Ich folgte der Hauptstraße, die nach einigen Biegungen wieder hinaus aus Immerath führte. Ganz am Ende, ich konnte es nicht glauben, wohnte hier anscheinend tatsächlich noch jemand. Keine verrammelten Fenster, der Gehweg noch sauber und gepflegt. Ein Auto vor der Tür. Von dieser Seite kam man damit anscheinend noch hinein. Die letzten Verbliebenen, doch auch deren Schicksal mit Ablaufdatum versehen. Um danach irgendwo anders einen Neuanfang starten zu müssen. Das surren meiner Räder klang hier irgendwie lauter als sonst. Einerseits war es spannend durch so ein Geisterdorf zu radeln, andererseits war ich froh wieder heraus zu sein.




Danach ging es über einige Meter Feldweg, mein Ziel war der Aussichtspunkt und Skywalk, direkt über den Abgrund des Tageabbaus. Von dort hat man einen sehr guten Ausblick in das tiefe Loch der Erde. Mehrere Schaufelradbagger auf unterschiedlichen Höhen des Abbaus waren zu sehen. Dazu Förderbänder die die abgebaute Braunkohle zu den weit entfernten Kraftwerken des Energie-Riesen befördern.




Auf einigen Schautafeln wurden Infos rund um das Thema Braunkohleabbau veranschaulicht. Wahrscheinlich auch um Verständnis bei der Bevölkerung zu werben. Die Tour war jedenfalls definitiv spannend, es gab viel zu sehen. Überrascht war ich aber von den bedrückenden Momenten. Zugleich war es aber auch lehrreich und informativ. Immer wieder kann man auf solchen Touren Ecken kennenlernen, mit denen man gar nicht rechnet. Das ist das Aufregende dabei. Es war ein langer Tag, aber einer der jeden Meter wert war.

TOUR: Niederrhein-Tour nach Wesel
Mein Gefühl sagte mir das es langsam an der Zeit ist um „in die Puschen“ zu kommen für die ersten „richtigen“ Radtouren im neuen Jahr. Schließlich wartet ja auch mein neues ROSE-Bike sehnsüchtig auf schöne Ausritte. Kurzerhand plante ich deshalb eine Tour, die im Grunde vor der Haustür startete und in Wesel enden sollte. Das Wetter war wie in den letzten Tagen solide grau, aber immerhin trocken. Das ist ja schon die halbe Miete. Wie interessant es in der unmittelbaren Umgebung sein kann, erfuhr ich direkt am Haus Ripshorst am Rhein-Herne-Kanal, denn dort trafen sich an diesem Morgen einige Leute auf der großen Wiese zum Drachen steigen lassen. Tolle und vor allem große Drachen waren hier zu bestaunen. Den noch spärlichen Besuchern um diese Uhrzeit wurde Kaffee und Kuchen für einen kleinen Obolus angeboten.

Ich überquerte den Kanal über eine Brücke und radelte weiter entlang des Kanals. Vorbei an dem Gasometer und dem Niederrheinstadion, wo die Fußballmannschaft von Rot-Weiß Oberhausen ihre Heimspiele austrägt. Das Rad fühlte sich schon auf den ersten Metern richtig gut an und das ließ mich ganz entspannt in die Pedalen treten. Vom Kanal weg gelangte ich nun auf den Radweg „Grüner Pfad“, einer alten Bahntrasse die nun neu asphaltiert wurde und nun optimal zu befahren ist. Nach einigen Kilometern erreichte ich den Landschaftspark Duisburg. Immer wieder bietet dieses alte Industriedenkmal eine tolle Kulisse und ist einen Besuch wert. Schon oft bin ich hier auf meinen Radtouren vorbeigekommen. Diesmal machte ich nur kurz Halt um ein paar Fotos zu machen, danach war ich dann auf der Themen-Route „Deutsche Fußballroute“ unterwegs. Einer Route, die in NRW viele Höhepunkte des Fußballs in größeren und kleineren Städten ansteuert und für Freunde des runden Leders sicherlich interessant ist.


Kurz darauf erreichte ich schon den Rhein. Winzige Regentropfen empfingen mich hier, doch die waren zum Glück nur von kurzer Dauer. Viele Schiffe waren hier auf dem Strom unterwegs. Manche schwer beladen und tief im Wasser liegend, die anderen leer und unterwegs zu den Häfen um neue Fracht aufzunehmen. Diese Bilder sollten mich jetzt bis Wesel begleiten, denn nun hieß es auch für mich den Rhein „abwärts“ zu folgen. Über die Brücke der A42 wechselte ich auf die andere Uferseite. Von dort oben hat man übrigens auch einen schönen Ausblick in die Umgebung. Die Halde Rheinpreußen mit ihrem „Geleucht“ liegt in unmittelbarer Nähe, einen Abstecher zu meiner eigentlichen Tour könnte man hier problemlos machen. Doch ich hielt mich diesmal am Wasser.



Die Gegend wurde ländlicher. Felder und Wiesen wurden zahlreicher. Die ersten Bauernhöfe waren zu sehen. Duisburg-Baerl ist eher ein Dorf als ein Stadtteil, da war ich schnell durch und wieder auf den Damm des Rheins. Über Binsheim gelangte ich nach Orsoy. Ein nettes, ruhiges Örtchen. Immer gut für einen kleinen Ausflug. Doch ruhig war es an diesem Karnevalssonntag hier nicht. Überall waren hier die Leute bunt verkleidet und standen an Stehtischen vor der Haustür zusammen, unterhielten sich, lachten, schunkelten bei Karnevalsmusik und tranken dabei das ein oder andere Bier. Hier wird Nachbarschaft anscheinend noch Groß geschrieben. Eine richtige Dorfgemeinschaft könnte man das auch nennen. Nett mitanzusehen. Ein wenig war ja auch ich verkleidet als Radfahrer…


Hätte ich irgendwo spontan gehalten, hätte ich wahrscheinlich ein Bier in die Hand gedrückt bekommen. Doch mich zog es weiter. Orsoy war schnell durchquert. Danach herrschte wieder Ruhe auf dem Weg. Den Rhein konnte ich jetzt nicht mehr sehen, da ich landeinwärts unterhalb des Damms radelte. Den Orsoyer Rheinbogen ließ ich hinter mir. Es radelte sich an dem Tag wirklich gut. Ich verspürte ein zufriedenes Gefühl in mir aufsteigen. Dieses Gefühl, das es genau richtig war heute mit dem Rad auf Tour zu gehen. Und auch das Wetter spielte mit. Hin und wieder rissen die Wolken kurz auf und ließen ein paar kurze Sonnenstrahlen durch.



Das nächste Dorf, Ossenberg, lag links von mir. Doch auch hier konnte man von weitem das halbe Dorf hören wie es mit der Karnevalsmusik schunkelte. Der Rhein und das Rheinvorland war nun auch wieder in Sichtweite. Unermüdlich waren Schiffe an diesem Tag auf den Rhein unterwegs. Gut zu sehen war auch wie sie teilweise gegen den Strom ankämpften, während die anderen mit Leichtigkeit den Fluss hinab schwammen. Felder und Wiesen blieben hier am Niederrhein ebenfalls ein ständiger Begleiter. Ich empfinde diese Landschaft immer wieder als sehr entspannend.

Die neue Niederrheinbrücke von Wesel war nun nicht mehr zu übersehen. Nach Büderich mit seiner kleinen Rheinpromenade kam ich nun zum Fort Blücher, einer Festungsruine direkt vor der Brücke. Sie wurde unter Napoleon in den Jahren 1807 bis 1813 erbaut und hat wohl einiges Geschichtsträchtiges mitgemacht. Ein paar Fotos später war ich dann bereits schon auf der besagten neuen Brücke und konnte trotz etwas diesigem Wetter gut auf den Rhein und die flache Landschaft schauen. Wesel lag direkt vor mir. Die Stadt war im Spätmittelalter eine wichtige Handelsstadt und aus militärischer Sicht hatte sie im zweiten Weltkrieg eine ebenso strategische Lage und war daher von großer Zerstörung betroffen.




Von der Brücke aus war es nur ein Katzensprung bis zu der Lippe-Mündung. Hier endet oder startet zugleich die bekannte Römer-Lippe-Route. Und auch meine Tour hatte ihr Ziel hier erreicht. Bis zum Bahnhof war es nicht mehr weit. Einen ausgiebigen Besuch der Stadt mit seiner Rheinpromenade, der Zitadelle Wesel und dem Preußenmuseum ist aber empfehlenswert.
Die Strecke ist ganz bequem als Tagestour zu gestalten und wer Lust hat diese Route einmal nachzufahren, für den gibt es hier den Link zum Download der gpx-Datei für Smartphone oder Navi.
Viel Spaß!
TOUR: KWL – Kamen.Werne.Lünen.
Der Sommer kam dieses Jahr erst spät. Doch dann mit Wucht. Im September noch so warme Temperaturen zu haben ist schon außergewöhnlich. Das wollte ich ausnutzen und bin eine schon länger geplante Tour gefahren. Am Ende des Berichts findet ihr den Link für den gpx-track zum Download!
Startpunkt für diese nette Runde war am Bahnhof von Kamen, gelegen am südlichen Ende der westfälischen Bucht. Von hier gelangte ich schnell auf den Seseke-Weg. Die Seseke, früher ein Abwasserfluss, heute renaturiert, durchfließt die Stadt Kamen von Ost nach West und endet in der Lippe. Hier hat man einen schönen Weg angelegt, der prima zu befahren ist. Von hier war auch die alte Zeche Monopol mit ihrem Fördergerüst von Schacht Grillo 1 von 1873 zu sehen. Auch in dieser Gegend hatte die Kohleförderung zu der damaligen Zeit eine große Bedeutung.

Etwas weiter, direkt an der Seseke und der Mündung des Braunebach gelegen, steht das Kunstwerk „JETZT“ des Berliner Künstlers Christian Hasucha. Steine wurden umfasst und umrahmen das Wort JETZT. Durch die Buchstaben kann man den Fluss im steten Wandel beobachten. Kunst halt. Aber auffallend! Und ein Foto wert.


Am Weg der Seseke entlang erfährt man immer wieder auf Schautafeln einiges über die Besonderheiten der Umgebung. Und, das fand ich besonders toll, am Wegesrand wurden einige Apfelbäume gepflanzt, an denen sich jeder bedienen kann. Und so war es kein seltenes Bild zu dieser Jahreszeit, das Radfahrer mit Käschern die Äpfel von den oberen Zweigen pflückten und in ihren Fahrradkorb packten. Auch ich machte meine Radtasche mit verschiedenen Apfelsorten voll, allerdings mit den von den unteren Zweigen gepflückten Äpfeln. Schön saftig und erfrischend waren diese. Die musste ich ja natürlich auch direkt probieren. Herrlich!


Ehe ich mich versah war ich dann schon auch am Seepark Horstmar mit seinem beliebten Strandbad und den großen Liegewiesen. Entstanden ist das alles auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Preußen. Anlass war die Landesgartenschau von 1996, heute ist dies ein sehr beliebtes Naherholungsgebiet. Hier gibt es Kunst zu bestaunen, es gibt Rasenfußballplätze und eine Discgolf-Anlage fürs Frisbee-Werfen. Nebenan ist direkt der Datteln-Hamm-Kanal, auf den dann doch einige Binnenschiffe unterwegs sind. Und ein paar Meter weiter kann man dort auch eine kurze Pause am kleinen Wasserwanderrastplatz, dem sogenannten Preußen-Hafen, machen.



Auf dem Weg der ehemaligen Zechenbahn radelte ich nun durch Lünen-Süd und dem Süggelbach entlang. Schnell ließ ich die Häuserzeilen hinter mir und ehe ich mich versah war ich schon wieder im Grünen. Auf dem Radweg A7 – nein, nicht die Autobahn! – der einmal rund um Lünen führt, kam ich nun zu einem weiteren Highlight der Tour. Vom Mühlenbachtal konnte ich es schon von weitem sehen. Ich meine das sogenannte „Colani-Ufo“. Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Minister Achenbach ist heute das Technologiezentrum Lüntec beheimatet. Der weit bekannte Designer Luigi Colani setzte dem ehemaligen Fördergerüst im Jahre 1995 das „UFO“ auf. Bekannt ist es aber auch unter dem Namen „Colani-Ei“. Die letzte Förderung war im Jahr 1992. Viele Gebäude werden heute anderweitig genutzt. unter anderem gibt es dort ein kleines, nettes Café. Genau richtig um auch hier mal ein Päuschen einzulegen.


Wieder über den Datteln-Hamm- Kanal ( übrigens wurde der erste Abschnitt des Kanals schon im Jahre 1914 in Betrieb genommen ) erreichte ich ein unscheinbares, altes Mühlenhäuschen. Die Schlossmühle Lippholthausen ist heute ein Standesamt. Daneben steht der alte Grenzstein zwischen den Grafschaften Mark und Dortmund. Nur einen Steinwurf weiter, oder eher besser ein paar Pedalumdrehungen weiter, überquerte ich nun das nächste Gewässer. Diesmal die Lippe!


An dieser Stelle stand früher die Buddenburg. Seit dem 14. Jahrhundert bis zum Jahre 1902 gehörte es der Familie Frydag zu Buddenburg. Nach dem Verkauf und weiterer Nutzung auch während der Kriegszeit, wurde es angeblich wegen Baufälligkeit im Jahre 1977 abgerissen. Eine Infotafel an der Stelle erinnert an Haus Buddenburg.


Am Rand von Altstedde und Nordlünen vorbei und vielen Feldern und Wäldern, erreichte ich nun Cappenberg mit seinem gleichnamigen Schloss! Es ist zugleich eines der bedeutendsten Beispiele für westfälische Klosterbaukunst des Barock! Die genaue Grundsteinlegung ist unbekannt, jedoch gründete der letzte Graf von Cappenberg im Jahre 1122 den ersten Prämonstratenser Orden im deutschsprachigen Raum. Er selbst lebte dort als Mönch. Weit über 700 Jahre war hier ein Kloster untergebracht. Erst im Jahre 1803 wurde es geschlossen. Die gesamte Geschichte von Schloss Cappenberg könnt ihr in diesem Link nachlesen wenn es euch interessiert! Heute gibt es dort eine ständige LWL-Ausstellung mit dem Namen „Der Freiherr vom Stein und Cappenberg“. Wer also Lust bekommen hat, mit dem Rad zu fahren und dabei noch kulturhistorisches Wissen zu sammeln, der sollte sich in den Sattel schwingen.


Kurz nach Schloss Cappenberg führte der Radweg in den Wald, dem Kohuesholz. An sich ist es ja meistens wunderbar auf Waldwegen zu radeln und die gute Luft zu genießen. Doch hier war der Weg teilweise dermaßen schlecht, das ich ordentlich durchgerüttelt wurde und mich so auf den Untergrund konzentrieren musste, das ich nicht nach rechts oder links gucken konnte. Da war ich doch froh, als ich wieder aus dem Wald raus war und der Weg wieder besser wurde. Wie man so eine Strecke als Radweg kennzeichnen kann ist mir ein Rätsel. Na ja.

Nun kamen wieder Felder. Viele waren schon wieder umgepflügt, auf einigen stand der Mais aber schon richtig hoch. Die Zeit bis zur Maisernte ist nicht mehr lang. Dann fahren die Feldhäcksler raus und die Bauern legen wieder eine Mais-Silage an. Hier merkte ich, das der Herbst trotz der Temperaturen doch schon seine ersten Spuren hinterlässt.

Das nächste Städtchen, welches ich erreichte, war Werne. Durch einige ruhige Nebenstraßen kam ich zum Stadtpark. Dort, in kurzer Distanz zum Natur-Solebad, steht das Gradierwerk. Über Rieselwände, bewachsen mit Schwarzdorn, wird die Sole hinab geleitet und beim Aufprall entsteht ein „Solenebel“ und eine Art mediterranes Klima in der Umgebungsluft. Und die ist wiederum förderlich bei Atemwegserkrankungen. So saßen auf den zahlreichen Bänken viele Leute und genossen die gute Luft. Eine tolle Sache wie ich finde!


Ein Stück weiter traf ich wieder kurz auf die Lippe und folgte dem Weg der alten Zechenbahn. Ich überquerte die Lippe und dann kam auch schon wieder der Datteln-Hamm-Kanal. Wie ihr seht, ständige Begleiter dieser Tour. Bald darauf erschien auch schon die Marina Rünthe. Am nett gestalteten Hafen lagen viel Boote und Yachten vor Anker. Es lockten an der Promenade einige Restaurants oder auch als Restaurant umgebaute Boote. Ein sehr beliebtes Ausflugsziel stellt mittlerweile dieser – man mag es kaum glauben – ehemalige Kohleumschlaghafen der Zeche Werne bei vielen Radfahrern da. Man konnte es an den zahlreich geparkten Rädern sehen. Die Leute saßen bei einem gut gekühlten Bier unter den Sonnenschirm und genossen das gute Wetter. Die Marina Rünthe ist übrigens der größte Sportboothafen NRWs!

Direkt hinter der Marina Rünthe durchquerte ich auf einem schmalen Pfad das Naturschutzgebiet Beversee. Mannshoher Farn empfing mich im Wald. Ein toller Anblick. Hier verirrten sich nicht viele Leute hin. Der Weg war zwar auch etwas holprig, doch es war dort so schön, das mir das dann doch egal war. Am Beversee selber empfing mich ein Algenteppich. Es sah schon etwas ekelig aus und das Kraftwerk Bergkamen im Hintergrund trug nicht gerade zur Schönheit der Gegend bei. Auf einer Holzempore hatte man einen guten Überblick über den See. Ich radelte aber weiter.

Jetzt kamen die Höhenmeter! Ich wollte unbedingt auf die Bergehalde Großes Holz und ihrer höchsten Erhebung, der „Adener Höhe“, rund 148 Meter hoch gelegen. Irgendwie schaffte ich es tatsächlich, den falschen Weg bergauf zu nehmen. Die Steigung, die ich nahm, war so steil, das die Räder durchrutschten. Also hieß es für ein paar Meter schieben, bis ich wieder auf dem richtigen Weg war. Schweißgebadet kam ich oben an. Die Lichtinstallation „Impuls“ bildet den höchsten Punkt. Auf dem Weg rauf – oder runter, je nach dem – findet man auch noch die „blauen Leuchttürme“, die an die Geschichte der Zechen in der Region erinnern. Kurz unterhalb des Gipfels gibt es auch eine nett gestaltete Schutzhütte sowie Betonwände mit gemalten Motiven der Region Bergkamen! Man hat bei guten Wetter eine tolle Aussicht in das östliche Ruhrgebiet und das Münsterland. Der Aufstieg war also definitiv nicht umsonst!



Runter ging es schneller als rauf. Die Tour führte mich vorbei ein der ehemaligen Schachtanlage Grimberg, die eine traurige Geschichte hat. Im September 1944 kamen bei einer Schlagwetterexplosion 107 Bergleute ums Leben. Nicht mal zwei Jahre später starben bei einem weiteren Grubenunglück in 930 Metern Tiefe weitere 405 Bergarbeiter! Die Druckwelle der Explosion war so groß, das es selbst über Tage Opfer gab und die Fördereinrichtung zerstört wurde. Nur 64 Bergleute konnten gerettet werden. Die Ursachen des Unglücks wurden nie wirklich abschließend geklärt.

Auf dem Weg der ehemaligen Werksbahn radelte ich weiter und kam nun auf dem Kuhbach-Weg, der mich einmal durch den Grüngürtel von Bergkamen führte. An einer Stelle war in einem angrenzenden Garten die Flagge von Neuseeland gehisst. Ich dachte schon ich hätte mich verfahren…


Weiter ging es dann, vorbei an Feldern und Wohnvierteln, über den Klöcknerbahnweg. Von dem ganz nah gelegenen Autobahnkreuz „Kamener Kreuz“, einer der meist befahrenen Autobahnkreuze Deutschlands, bekam ich hier nichts mit. Idyllisch lag der Weg vor mir und der feine Kies knirschte unter den Rädern. Bald darauf erreichte ich wieder den Seseke-Weg. Nach wenigen Metern durch Kamen erreichte ich wieder den Bahnhof.
Erstaunlich finde ich es immer wieder, wie viele interessante Dinge man auf solchen Radtouren erfahren kann. Man kann so viel über eine Region lernen. Ich war mir zum Beispiel nicht bewusst, das so weit im östlichen Ruhrgebiet oder auf westfälischen Boden die Kohleförderung so eng mit dem Menschen verknüpft war. So bin ich mit dieser Tour mal wieder sehr zufrieden. Und wenn auch ihr diese etwas über 70 Kilometer lange Runde einmal mit eurem Fahrrad drehen wollt, dann könnt ihr beim nachfolgenden Link euch den gpx-Track herunterladen und nachfahren. Der Aufstieg auf die Halde ist korrigiert…
Ich wünsche euch viel Spaß!
Download gpx-Track der Tour „Kamen.Werne.Lünen.“
TOUR: Harte Waden in der Rhön
Mein kleiner Radurlaub für dieses Jahr stand endlich vor der Tür und Ziel für vier Tage war diesmal die Rhön. Mit sanften Hügeln, aber auch ordentlichen Höhenmetern dabei. Ein landschaftlich unheimlich schön im Herzen Deutschlands gelegenes Mittelgebirge. Was man nicht vermutet, ist, das zum Beispiel das osthessische Gebiet der Rhön vulkanischen Ursprungs ist. In grauer Vorzeit war es dort ziemlich eben und alles von einem flachen Meer überzogen! Bis sich in vielen, vielen Kilometern Tiefe die Erde aufmachte und nach oben drückte! So entstanden dann die sanften Bergrücken. Heute ist dort aber keine vulkanische Aktivität mehr vorhanden. Also alles in allem ein höchst interessantes Gebiet, das es lohnt zu erkunden.
Wie immer gilt: zum vergrößern der Bilder einfach die Fotos anklicken!
Zu allererst muss ich aber zu der Überschrift sagen, das sie ja fast nur die halbe Wahrheit darstellt. Um es vorweg zu nehmen, es gab auch entspannte Teilstücke auf dieser Tour. Doch zuerst kam Schmerz. Großer Schmerz. Aber von vorne…

Ich wusste schon vorher, das mich am Anfang dieser Tour einiges an Höhenmetern erwarten würde. Aber das die Anstiege so gemein sein würden, das hätte ich nicht gedacht! Start war für mich in Hausen, einem unscheinbaren Dorf, in dem Abends um sieben die Bürgersteige hochgeklappt werden und alles ruhig ist. Das Wetter war irgendwie schwer einzuschätzen. Waren Wolken da, war es kühl. Kam die Sonne durch, wurde einem sofort warm. Auf dem ersten Stück nach Leubach hatten die kühleren Temperaturen bei mir gesiegt, doch als ich den ersten ernsthaften Anstieg vor mir sah, wußte ich das ich definitiv gerade die falschen Sachen an hatte. Doch so eine Zip-Off-Hose ist äußerst praktisch und die Jacke wanderte auch direkt wieder in den Rucksack! Und dann „ging die Luzie so richtig ab“ wie man so schön sagt! Steil und kurvenreich ging es rauf auf rund 790 Metern Höhe. Zwischendurch musste ich tatsächlich öfters mal anhalten und Luft holen. Und das soll schon was heißen, das mache ich sonst nicht so oft! Von der Straße aus hatte man hin und wieder einen schönen Blick ins Tal. Weiter oben konnte man einen Grenzturm der ehemaligen DDR sehen. Das Gebiet, in dem ich fuhr, liegt genau im Drei-Länder-Eck von Bayern, Hessen und Thüringen. Ein heißes Pflaster, doch dazu komme ich noch in einem weiteren Tour-Bericht.
Irgendwann, nach viel Schweiß und einiger veronnener Zeit kam ich jedenfalls endlich oben an. Dort gibt es das sogenannte „Schwarze Moor“, eines der wichtigsten Hochmoore Europas und ein Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. Ein wahrer Rückzugsort seltener Tiere und Pflanzen. Ein Rundwanderweg über Holzplanken lässt das Moor schonend erkunden. Schautafeln bieten eine Fülle an Informationen und ein schöner, 17 Meter hoher Aussichtsturm aus Holz in Form eines Weizenglases, lässt einen die Schönheit auch von oben erahnen! Markant ist ein einfach da stehender Torbogen aus Stein am Eingang des Moores, das doch ein wenig unheimlich wirkt. Und in der Tat, dort stand früher ein Gaulager der Nationalsozialisten, benannt nach dem damaligen Gauleiter Dr. Otto Hellmuth auch Hellmuthlager genannt! Heute hat es keine echte Bedeutung mehr, es dient nur noch als Mahnmal.

Weiter ging es für mich in Richtung Naturpark Lange Rhön. Das Wetter war hier oben doch etwas schlechter. Wolkenverhangen und grau in grau. Langgezogene Anstiege. Fiese Anstiege. Die Landstraße war aber ziemlich leer, so gut wie keine Autos waren dort. Nur ein Motorradtrupp mit gefühlten 189 Mann musste natürlich an mir vorbei. Mit Tempo und Visier unten. Wie kann man nur mit den stinkenden Dingern durch die Natur kutschern und hinterher schwärmen wie toll es dort ist obwohl man kaum was gesehen hat durch den schmalen Schlitz im Helm? Das werde ich nie verstehen.

Und irgendwie kam ich auch etwas aus dem Tritt. Trotz Navi verlor ich hier oben kurzfristig die Orientierung. Und so musste es dann wohl auch dazu kommen, das ich anstatt den direkteren Weg zu nehmen, einen Umweg fuhr. Huuuuiiiiiiii ging es da schnell runter, bester Asphalt unter den Rädern, rauschender Wind um die Ohren. Nur ich und die Natur. Vereint in Geschwindigkeit, die mir trotz Radbrille die Tränen aus den Augen trieb. Bis ich unten ankam und ernüchternd festellte, ich bin zu früh abgebogen und die nächste Straße ging wieder steil rauf. Wäre ich oben geblieben, hätte ich einfach nur um die nächste Kurve gemußt. Dumm gelaufen für meine Waden, die jetzt nochmal ran durften!
Hechelnd mit der Zunge fast auf dem Boden kam ich wieder nach oben. Doch nun waren die schlimmsten Leiden erstmal vorbei. Nach relativ wenigen Kilometern fühlte ich mich aber so, als ob ich schon den ganzen Tag im Sattel gesessen hätte. Eine kurze Pause und ein Energieriegel taten mir da ganz gut. Die Straße hatte ich nun verlassen und bog in einem gut befahrbaren Feldweg ab. Am Waldrand entlang radelte ich nun freudig Richtung Tal. Hier genoss ich das erstemal bewusst an diesem Tag die schöne frische Luft. Tief sog ich sie in meine Lungen. Herrlich. Das liebe ich, dafür radel ich.

Hier war es auch wesentlich grüner als noch oben auf dem Berg. Saftige Wiesen, würzige Wälder und vereinzelt ein paar Rinder auf den Weiden. Und niemand weit und breit zu sehen. Nur ich mit meinem Rad. Und so kam ich dann nach ein paar Kilometern in den Ort Wüstensachsen: Dort traf ich das erstemal auf diese prima gemachten Infotafeln für Radwege. In diesem Fall für den Rhönrad- bzw. Ulstertalradweg. Wie auf dem Foto zu sehen, gibt’s da auch ein Kästchen, wo ein Stempel samt Stempelkissen mit dem Schriftzug der Rhön drin ist. Den drückte ich auf meine Radkarte, aber am Ende der Tour war der leider verwischt. Die Karte war halt wasserfest. Pech.

Ich folgte also nun dem Ulstertalradweg. Der Weg führte mich an den Hängen vorbei, die Ulsta bekam ich da noch selten zu sehen. Dafür wieder kleine knackige Steigungen. Gerade noch konnte ich das Rad laufen lassen, nach der nächsten Ecke ging es wieder rauf und ich musste ordentlich in die Pedale treten. Die Fitness kam heute nicht zu kurz!

Durch die Orte Seiferts, Thaiden und Batten und dem alten, leider nicht genutzten Viadukt der ehemaligen Ulstertalbahn, kam ich nach rund neun weiteren Kilometern in Hilders an. Dort angekommen wusste ich, jetzt hatte ich die härtesten Steigungen wirklich hinter mir! Ab hier radelte ich nun über den bekannten Milseburgradweg in Richtung Petersberg-Götzenhof und der alten Barockstadt Fulda! Am Anfang der Bahntrasse stehen ebenfalls ein paar Infotafeln und eine kleine Skulptur. Der alte Bahnhof in Hilders am Anfang der Strecke ist mittlerweile in Privatbesitz. Doch den ursprünglichen Zweck kann man noch deutlich erkennen.

Der Asphalt des Radwegs ist sehr gut, das Rad fühlte sich sehr gut an. Die moderate und leichte Steigung bis zum Milseburgtunnel ist auch mit Kind und Kegel gut zu fahren. Hin und wieder sieht man am Wegesrand noch das Kiesbett der alten Eisenbahnschwellen, wenn der Radweg leicht versetzt verläuft. Leicht zugewuchert, aber dennoch nicht zu übersehen. Auch alte Relikte der Eisenbahnstrecke sind des Öfteren noch erhalten geblieben. Wie zum Beispiel die Schranke in Eckweisbach oder aber auch diverse Signale.

Links und rechts waren meist blühende Wiesen und grüne Wälder. Immer wieder ein schöner Anblick. Die 40-Kilometer-Marke hatte ich nun bereits hinter mir gelassen. Ein wenig Kraft tanken wollte ich aber erst etwas später. Ich wusste, das es einen Biergarten in Langenbieber gibt, direkt an der Trasse. Da wollte ich hin. Doch zuerst kam noch eine kleine und nette Einkehrmöglichkeit in Milseburg, kurz vor dem bekannten gleichnamigen und 1172 Meter langen Tunnel! Eigentlich der Höhepunkt auf dem Radweg. Im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Einkehrmöglichkeit ließ ich aber links liegen und fuhr lieber direkt in den Tunnel. Der ist auch nur von Mitte April bis Oktober befahrbar wegen unseren Freunden, den Fledermäusen. Er ist beleuchtet und es gibt sogar an diversen Stellen Notrufsäulen. An alles wurde gedacht, nur nicht an die Heizung! Spaß beiseite. Die Durchschnittstemperatur in dem alten ehrwürdigen Tunnel beträgt 8-10 Grad! Dementsprechend hat es mich ganz schön gefröstelt. Aber die Fahrt hindurch macht ordentlich Laune!


Das Ende des Tunnels kam irgendwie dann doch viel zu schnell. Den hätten sie damals ruhig noch etwas länger machen können für die künftigen Radfahrer-Generationen. Hätten die Bauarbeiter das nur damals gewußt…verdammt…
Schon bald darauf kam ich bei Elters vorbei. Von dort hatte ich eine tolle Aussicht mit einem weitem Blick zurück auf die markanten Bergkuppen, aber auch auf sanfte Hügelketten. Und nicht weit entfernt konnte man auf schroffen Fels schon Schloss Bieberstein sehen, das in einer Höhe von 500 ü. NN liegt. Das Barockschloss wurde 1740 vollendet, thronend über dem Biebertal.

Und dann kam ich endlich in Langenbieber zu meiner wohlverdienten Pause. Es saßen nur eine handvoll Leute dort, die aber schon im Begriff waren weiter zu radeln. So saß ich dort ganz alleine mit meinem alkoholfreien Weizen und einen Laugenbrezel. Schmecken tat das isotonische Getränk sehr gut und ich meine enorm neue Kraft gespürt zu haben.

Gestärkt radelte ich danach weiter. Ein sanftes Gefälle tat meinen Beinen ebenfalls gut. Die Berge wurden nun immer mehr zu Hügeln, Felder und Wiesen wechselten sich ab, genau wie die alten Bahnhofsschilder, die in vielen kleinen Orten darauf hinwiesen, das dort mal ein Haltepunkt war. Die Sonne kam immer mehr raus und es wurde richtig warm. Schönstes Radwetter also.


Ich näherte mich nun immer mehr Petersberg, dem Endpunkt des Milseburgradwegs. Er hat mir sehr gut gefallen. Abwechslungsreich, mit schönen Aussichten und entspannt zu fahren. Dazu immer wieder Anlehnungen an die Eisenbahn, die dort einst fuhr. Er ist wirklich empfehlenswert! Doch zu Ende war meine Tour aber hier noch nicht! Petersberg ist ein Vorort von Fulda. Und da wollte ich noch sehr gerne hin.

Über Nebenstrassen und kleinen Wegen erreichte ich schon nach kurzer Zeit Fulda. Durch das Paulustor, das in den Jahren 1709 bis 1711 errichtet wurde, aber nicht immer an dieser Stelle stand (!) kam ich auf die gepflasterte Pauluspromenade. Zu meiner Rechten war nun der eindrucksvolle Dom zu Fulda mit seinem großen Vorplatz, auf den ich von der Promenade hinunter schauen konnte. Geweiht wurde er im Jahre 1712. Er ist das Wahrzeichen von Fulda und auch die Grabeskirche des heiligen Bonifatius. Wer noch mehr zu diesem Bauwerk wissen möchte, den auch einst Papst Johannes Paul II. im Jahre 1980 besuchte, der klicke einfach hier. Da habt ihr die Gelegenheit auf eine tolle virtuelle 360 Grad-Tour zu gehen!

Jedenfalls lag an der Promenade zu meiner Linken der Schlosspark. Den wollte ich mir auch einmal kurz anschauen. Ich kann sagen, ein Abstecher hinein sollte man unbedingt machen. Er wirkte auf mich sehr beruhigend, so mit seinen hohen Bäumen, die hart radelnden Leuten bei Sonnenschein angenehmen Schatten spenden. Der Springbrunnen in der Mitte mit seiner hohen Fontäne, links die schöne Orangerie, rechts das imposante Stadtschloss von Fulda aus dem Jahre 1714. Erwähnte ich bereits, das Fulda eine alte Barockstadt ist?

Da das Wetter jetzt noch einmal richtig schön wurde fuhr ich noch weiter mit dem Rad. Durch die wunderbare Fulda-Aue, einem Naherholungsgebiet unweit der Innenstadt. Der hessische Fernradweg R1/R2 geht da mitten durch. Wunderbar. Immer wieder bot sich mir zwischendurch ein netter Blick zurück auf die Stadt. Bis sie dann doch irgendwann aus dem Sichtfeld verschwand. Wenige Menschen waren unterwegs. Es war mittlerweile auch schon gegen Abend. Ich radelte praktisch noch aus bis Eichenzell und beendete diesen anstrengenden, aber absolut lohnenswerten Radtag. Rund 83 Kilometer mit über 1050 fiesen Höhenmetern hatte ich hinter mir. Ich war ziemlich fertig, aber glücklich.
Eine leicht verfeinerte Tour, nicht ganz so lang ( 66 km ) und ganz so anstrengend ( 440 Höhenmeter ) habe ich als gpx-Datei zusammengestellt und KANN HIER GERNE HERUNTERGELADEN WERDEN! Anfang der Tour ist am Schwarzen Moor und endet in Eichenzell am Bahnhof. Ein wenig Kondition ist von Vorteil.
Viel Spaß mit den harten Waden…
TOUR: Halde Hoheward im Pott
Das Dezember-Wetter in den letzten Tagen war ja eher Frühlingshaft. Bei Temperaturen im zweistelligen Bereich konnte ich der Verlockung nicht widerstehen, doch noch eine kleine Radtour zu fahren. Dafür ist es einfach zu schön auf dem Fahrrad. Geplant hatte ich nichts konkretes, beim Blick auf die Karte war ich eher unschlüssig. Bis mir einfiel, das ich immer schon mal gerne AUF die Halde Hoheward, zwischen Herten und Recklinghausen gelegen, mit dem Rad wollte. Bisher hatte ich die Halde nur mal umrundet. Das sollte sich also nun mal schleunigst ändern.
Vom beschaulichen Frintrop in Essen ging es zuerst in Richtung Rhein-Herne-Kanal, und von dort entlang des Emscher-Radwegs vorbei am Berne-Park in Bottrop. Trotz des schönen Wetters waren nicht allzu viel Menschen unterwegs. Das Rad rollte angenehm über den Kies.

Es war die richtige Entscheidung gewesen sich in den Sattel zu schwingen. Ich durchfuhr ein kleines Wäldchen in der Welheimer Mark in Bottrop und kurz darauf kam ich in Essen-Karnap zu dem sogenannten „Carbon Obelisk“. Er wurde im Jahre 2010 zum Anlass der KULTURHAUPTSTADT EUROPAS 2010 von der amerikanischen Künstlerin Rita McBride errichtet, mit Bezug auf die alte Region, die heute so sehr im Wandel steht. Der Obelisk ist rund 14 Meter hoch.
Kurz darauf erreichte ich den Nordsternpark in Gelsenkirchen und fuhr am Amphitheater vorbei, wo im Sommer tolle Konzerte und Musikfestivals ausgerichtet werden. Jetzt war hier gerade nicht viel los, nur ein paar vereinzelte Sparziergänger liefen durch den Park, der Spielplatz war auch verweist. Im Sommer ist es hier sonst oftmals überlaufen. Leider wurde der Weg nun für ein kleines Stück etwas holprig. Direkt am Kanal gelegen war der Radweg in keinem guten Zustand. Zum Glück aber nur für wenige hundert Meter. Aufpassen musste man hier aber dennoch gut!

Besser wurde der Emscherradweg schon kurz darauf. Gut ausgeschildert mit netten Rastmöglichkeiten machte hier das Radfahren wieder richtig Laune. Wenn der feine Kies unter den Rädern knirscht ist das ein schönes Gefühl. Und so ging es auch schon weiter in Richtung Wanne.


Ich musste nun auf einem Radweg entlang einer Hauptstraße abbiegen und kurz darauf kam ich auch schon zur Zeche Ewald, direkt an der Halde Hoheward gelegen. Die Zeche, errichtet im Jahre 1871 und geschlossen im Jahre 2000, ist ein beliebter Treffpunkt für Radfahrer aller Art, Veranstaltungsort und einen schönen Biergarten hat es dort auch. Der hatte sogar bei diesem Wetter auf und lud zur Einkehr ein. Doch erst wollte ich oben auf die Halde!


Ein asphaltierter Weg führte bis ganz nach oben auf die fast 153 Meter hohe Halde. Mit dem E-Bike war das kein Problem. Und die Auffahrt hatte sich direkt gelohnt, auch mit einem herkömmlichen Rad wäre es die Mühe definitiv wert gewesen! Ein atemberaubender Blick über das Ruhrgebiet wird einem geboten! Der Wind haute mir hier oben zwar um die Ohren, aber das war mir in dem Moment nicht wichtig. Die Konstruktion des Horizontobservatorium war selber abgesperrt. Im sogenannten Äquatorialbogen wurden kurz nach Eröffnung im Dezember 2008 Risse festgestellt und seitdem gibt es einen heftigen Rechtsstreit wegen diesem Mangel und man weiß bis jetzt immer noch nicht wann das Forum innerhalb des Observatorium wieder zugänglich sein wird. Schade. Nichtsdestotrotz ist diese, an das legendäre Stonehenge in England und den prähistorischen Steinkreisen angelehnte Konstrukt beeindruckend.



An einem anderen Teil der Halde steht ein weiterer Obelisk, diesmal dient er als Sonnenuhr! Er ist neun Meter hoch und man kann mit etwas Hilfe von den Infotafeln konkret die Zeit wie in der Antike messen! Tolle Sache. Und so fuhr ich bei heftigen Wind über das Plateau und genoss die Aussicht. Auf und entlang der Halde gibt es aber noch mehr Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel die Drachenbrücke oder die verschiedenen „Balkone“ entlang der Ring- oder Balkonpromenade. Wie bereits erwähnt, kann man alternativ zu meiner Route auch die Halde komplett umfahren. Auch dies bietet sich für alle Interessierten an, es lohnt sich. Man kann hier also wirklich eine Menge Zeit verbringen! Doch bald darauf wurde es auch Zeit weiter zu radeln. Runter von Halde und ein kurzes Stück den gleichen Weg zurück, den ich auch gekommen war.

Eine weitere Zechenansiedlung lag nun auf meinen Weg. Die Zeche „Unser Fritz 2/3″ aus dem Jahre 1871. Heute ist das Zechengebäude ein Künstler-Atelierhaus und es finden dort auch Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Es ist ein relativ unscheinbares Gelände, doch nett hergerichtet. Einen Ausflug lohnt sich auch hierhin. Nicht weit von hier steht auch der Malakowturm, der weithin immer noch sichtbar ist.
Doch es sollte an diesem Tag nicht die letzte Zeche auf meinem Weg gewesen sein. Nachdem ich die bekannte Erzbahn-Trasse überquerte, gelangte ich auf eine weitere, relativ kurze, alte Bahntrasse und kam so zur ehemaligen Zeche „Consol“ oder auch „Consolidation“ genannt. Gelegen im Gelsenkirchener Stadtteil Bismarck hat diese ehemalige Zeche auch eine lange Geschichte die sich zurück bis ins Jahr 1848 verfolgen lässt. Die Förderung wurde im Jahre 1993 aufgegeben. Heute, wie so oft, wird das Gelände unter dem Namen „Consol-Park“ für kulturelle Anlässe genutzt ( u.a. Consol-Theater), bietet aber auch ein Multifunktionssportplatz und eine Trendsportanlage.

Ein Stück weiter, vorbei am Bulmker Park, gelangte ich nun direkt in die Stadtmitte von Gelsenkirchen. Unter der Woche wäre die Fußgängerzone wahrscheinlich voller, doch an diesem Tag war nicht viel los. Einige Cafés hatten geöffnet, nur wenige Menschen waren unterwegs. Doch ich radelte weiter in Richtung Stadtgarten und Revierpark Nienhausen. Und wo sollte ich kurz darauf schon hinkommen? Natürlich zur letzten Zechen-Station an diesem Tag. Schon mehrmals drüber berichtet, deshalb hier auch nur kurz erwähnt: das Weltkulturerbe der UNESCO, Zeche Zollverein. Für alle Interessierten hier also nochmals ein Link zu wohl einer der schönsten Zechenanlagen.

Durch einige verschlungene Pfade in Essen-Stoppenberg gelangte ich dann wieder zum Essener Uni-Viertel und auf die Rheinische Bahntrasse, meiner Haus- und Hofstrecke von und zur Arbeitsstelle. Am See des Krupp-Parks waren einige Leute versammelt, die ihre ferngesteuerten Boote dort fahren ließen. Groß und Klein unter den Zuschauern hatten große Augen und beobachteten glückselig die durch das Wasser pflügenden Schiffs-Modelle.
Langsam nahm die Tour nun auch ihr Ende. Etwas über 60 Kilometer standen auf meinem Tacho. Jeder Meter davon war es heute wert gewesen. Einen bunten Querschnitt des Ruhrgebiets habe ich so wieder kennengelernt bzw. vertieft. Am Wegesrand gab es wieder so viel zu sehen und entdecken. Es macht einfach Spaß, auch in einem Ballungsraum wie das Ruhrgebiet, auf Entdeckungstour zu gehen.
Den passenden gpx-track findet ihr hier an dieser Stelle. Einfach diesen Link anklicken.
Zum Schluss hier noch ein paar kurze Infos zur Tour. Es erwarten euch rund 340 Höhenmeter, die meisten davon natürlich an der Halde. Die Strecke ist rund 65 Kilometer lang, normalerweise von den meisten Leuten zu schaffen, die ein wenig Kondition haben. Außerdem gibt es überall Möglichkeiten interessante Stopps einzulegen und dort auch neue Kraft zu tanken.
Viel Spaß beim Nachfahren!
TOUR: Rund um Solingen
Dieses mal hat es mich und mein Rad ins Bergische Land gezogen. Nach vielen Tagen mit Regen hatte der Himmel endlich mal aufgeklart. So tat es richtig gut sich mal wieder ein wenig zu bewegen. Die Tour rund um Solingen hatte ich schon vor einigen Monaten geplant, aber erst jetzt passte alles zusammen.

Startpunkt war in der Nähe von Wiescheid, Stadtteil von Langenfeld. Ein ganz kurzes Stück entlang der Bundesstraße und schon war ich in der Natur. Vorbei an der Wasserburg Haus Graven. Das heutige Aussehen der Burg, die an drei Seiten von Wasser umgeben ist, stammt aus dem 17. Jahrhundert. Über ruhige Nebenstraßen kam ich so mit dem Rad in das Naturschutzgebiet Ohligser Heide, das rund 150 Hektar groß ist und auf dem es unter anderem Eichen- und Birkenwälder sowie einen Heideweiher gibt.

Kurz darauf kam ich auch schon am Solinger Vogel- und Tierpark vorbei. Die Vögel konnte man gut an der Straße neben dem anliegenden Waldfriedhof hören!
Leicht hügelig und stetig empor ging es nun die Straße entlang, die einen ausgezeichneten Fahrradstreifen mit viel Platz bot! Oben angekommen führte mein Weg mich kurz über die Hauptstraße um links abzubiegen. Zu meiner Linken war der Solinger Hauptbahnhof zu sehen, kurz darauf bog ich in den Grüngürtel am Lochbach ab und kam an der Poschheider Mühle vorbei. Das erste mal schriftlich erwähnt wurde sie gegen Ende des 17. Jahrhunderts und hat in all den Jahrhunderten einiges erlebt.

Den Weg leicht ansteigend radelte ich nun oberhalb des Lochbachs durch ein schönes Wäldchen. Die Sonnenstrahlen ließen die rot-braunen Blätter in prächtigen Farben leuchten. Leichtes rascheln unter den Reifen hörte sich an wie eine Symphonie der Sinne. Das Radfahren machte mal wieder richtig Spaß! Auch wenn sehr viele Leute, teils mit ihren Hunden, spazieren gingen. Das sollte an diesen Tag überall der Fall sein. Kein Wunder nach den ganzen trüben Tagen.


Doch irgendwann kam dann doch wieder eine Straße. Kurz bevor ich auf die „Korkenzieher-Trasse“ traf, kam ich an der Jugendhilfe Werkstatt vorbei. Die tollen Metallfiguren auf der Mauer fielen mir direkt auf, besonders der große „Don Quichotte“. Prima Handwerkskunst, alle Achtung!

Als nächstes fand ich mich auf der besagten Trasse wieder, in Höhe des botanischen Gartens wieder. Der Name „Korkenzieher“ führt wohl auf die gewundene Wegführung durch Stadt zurück. Eröffnet wurde die Bahnstrecke im Jahre 1887, das letzte Stück wurde 1995 wieder geschlossen. Direkt am Rande der Trasse waren zahlreiche Tafeln von Amnesty International angebracht, die auf unsere Menschenrechte aufmerksam machen sollen.

Die Trasse war wunderbar zu fahren. Eine prima Asphaltdecke ließ das Rad leicht rollen. Am Rande der Stadt, auf Höhe der Schelerstraße, hatte ich einen schönen Ausblick in das Bergische Land mit seinen Hügeln, Feldern und Wäldchen.


Vorbei an den beiden Waggons des ehemaligen Trassencafés, das leider dieses Jahr geschlossen wurde, ging es weiter bis nach Gräfrath. Dort verließ ich die Trasse wieder um durch die Altstadt mit dem Kopfsteinpflaster zu radeln. Ein schöner Marktplatz mit Café und der Kirche St. Mariä Himmelfahrt oberhalb am Berg lagen vor mir. Die Häuser mit all ihren mit Schiefertafeln verkleideten Mauern boten ein prächtiges Bild. Es war leider nur zu kalt um draußen an einen Tisch diesen Anblick zu genießen. So radelte ich weiter, durch wenig befahrene Nebenstraßen, um dann abzubiegen in Richtung Kohlfuhrt und der Wupper. Teils rasant und steil ging es nun bergab zum Fluss. Bewaldete Hänge links und rechts. Ich überquerte die alte Kohlfurther Brücke mit ihren zwei Stahlbögen aus dem Jahre 1893. Doch schon rund 500 (!) Jahre früher gab es an dieser Stelle eine hölzerne Brücke und später eine aus Stein. Sie diente als Verbindung von Solingen nach Cronenberg.


Von hier aus ging es auf dem Radweg ein paar wenige Kilometer entlang der Hauptstraße. Nächster Stopp: die Müngstener Brücke. Eine imposante Eisenbahnbrücke aus Stahl mit einer Höhe von 107 Metern, die die Wupper und das Müngstener Tal überspannt. Im Jahre 1897 wurde die Eisenbahnstrecke zwischen Remscheid und Solingen eröffnet und verkürzte den Weg zwischen den Städten von 44 km auf nur noch 8! Unter den rund 935.000 Nieten die die Brücke zusammenhalten soll angeblich auch eine einzige Goldene sein. Doch bisher wurde sie nicht gefunden.
Seit 2006 gibt es unterhalb der Brücke den sogenannten Brückenpark mit netten Verweilmöglichkeiten, Restaurant, Minigolf-Anlage und ein paar Buden, an denen es zum Beispiel leckere frische Waffeln gibt.
Außerdem gibt es eine Schwebefähre über die Wupper. Auch für Radfahrer gedacht. Doch an einem Wochenende wie diesem sind da viele Menschen unterwegs und man muss doch recht lange auf die Überquermöglichkeit warten. Deshalb machte ich kehrt, denn nur einen Katzensprung, am Anfang des Brückenparks, geht ganz normal eine Brücke über die Wupper. Keine lange Wartezeit. Auf der anderen Seite ging es nun bergauf, ein kurzes Stück eher auf MTB-Terrain mit einem breiten Schotterweg und vielen Wurzeln. Doch mit dem E-Bike war auch dieses Stück befahrbar. Wer Schwierigkeiten mit so einem Gelände hat, der sollte den Abzweig links neben, der nur eine kurzen Umweg darstellt. Leicht steigend, unter einem schönen Blätterdach, ging es den Weg weiter, direkt unter einem Teil der Müngstener Brücke vorbei. Momentan wird die Brücke restauriert, so das dort noch eine Baustelle ist. Doch für Radfahrer und Spaziergänger ist genug Platz vorhanden.

An den Hängen oberhalb der Wupper entlang radelte ich durch den Wald, saugte die frische Luft ein. Oftmals musste ich klingeln, denn viele Spaziergänger waren ebenfalls auf diesen schönen Weg unterwegs. Ich bedankte mich jedes mal beim vorbei radeln, die Leute nahmen das freundlich zur Kenntnis. So sollte das immer sein.

Nun kam der Fluss wieder näher und ich konnte in ein paar Sonnenstrahlen am Ufer der Wupper eine kleine Pause machen. Danach ging es mal rechts, mal links entlang des dahinfließenden Stroms. Eine Schleifmühle lag am Wegesrand, die auch als Museum dient und die alte Handwerkskunst des Schwerterschmiedens zeigt.

Das Wetter wurde nun leider etwas grauer, leichter Nieselregen war für den Spätnachmittag angesagt. Die Vorboten zeigten sich durch die graue und tristen Wolkendecke am Himmel. Doch das tat meiner Laune keinen Abbruch. Leicht irritiert war ich, als mir mitten im Wald ein Mann entgegenkam, der ein Lama an der Leine ausführte. Schmunzelnd radelte ich an den beiden „Gestalten“ vorbei und kam bald darauf am sogenannten Haus Fähr vorbei, einem schönen Ausflugslokal, direkt an der Wupper gelegen. Am Wegesrand lagen in der Tat einige Ausflugslokale, die auch für einen kurzen Stopp einluden.


Die Waldwege verließ ich nun, vor mir lagen nun einige Felder, der Weg war flach, die Hügel hatten sich etwas zurückgezogen. Ein altes und schönes Gehöft mit einem Turmartigen Eingang wie bei einem Schloss passierte ich und war kurz darauf auch schon am Ende der meiner Tour angelangt. Auch wenn so viele Leute an diesem Tag unterwegs waren, war es trotzdem eine wunderbare Tour! Die Gegend lohnt sich per Fahrrad zu erkunden. Ein solides Trekkingrad, MTB oder E-Bike sollte man schon einsetzen. Und weil es so schön war könnt ihr HIER DEN GPX-FILE für eure eigene Tour herunterladen, falls ihr nun Lust bekommen habt! Es erwarten euch 51 Kilometer mit rund 850 Höhenmetern. Viel Spaß!
TOUR: Im grünen Pott
Bei der Vorstellung wie es im Ruhrgebiet aussieht gehen die Meinungen manchmal immer noch weit auseinander. Von Rußgeschwärzt bis tiefgrün. Und davon trifft dann auch eher letzteres zu. Im Ranking der grünsten Städte liegt meine Stadt Essen aktuell auf Platz 3. Gelsenkirchen, durch die diese Tour ebenfalls führt, liegt auch schon auf Platz 8. Und Essen hat sogar die Wahl zur Grünen Hauptstadt 2017 gewonnen! Das also nur mal so am Rande. Und wie schön es im Pott sein kann, möchte ich euch halt auf dieser Radtour mal wieder vor Augen führen. Und damit ihr euch ebenfalls bei Gelegenheit mal selber ein Bild machen könnt, findet ihr am Ende des Berichts den Link zur passenden GPX-Datei für euer Navi.

Start der Tour ist im Essener Stadtteil Frintrop, der noch immer ein wenig den Charme eines Dorfes versprüht. Von dort geht es erst einmal den Donnerberg hinunter in Richtung Dellwig, vorbei an Feldern und Pferdekoppeln. Und – schwupps – sind wir auch schon am Rhein-Herne-Kanal, überqueren ihn und folgen dem Wasser entlang des Kanals in Richtung Osten. Viele Binnenschiffe befahren den Kanal und haben von Erdgas bis Kies so ziemlich alles geladen. Kurz darauf erreichen wir auch schon den Berne-Park in Bottrop. Jahrzehntelang wurden hier Abwässer geklärt, heute sind in den Becken verschiedene Pflanzenarten angepflanzt, im ehemaligen Maschinenhaus befindet sich eine Gastronomie, einen schönen Spielplatz für die Kleinen gibt es auch und ihn Betonröhren ist es sogar möglich zu übernachten! Für Radler auf Tour bestimmt mal was sehr Außergewöhnliches.


Weiter geht es ein Stück entlang des Emscher-Radwegs und dem gleichnamigen Flusses, der als Kloake in einem Betonbett gepfercht wurde, aber mittlerweile mit enormen finanziellen Aufwand wieder renaturiert wird. Wir unterqueren die Autobahn A42, eine der Auto-Hauptrouten durch’s Ruhrgebiet. Unter der Brücke gibt es die „Emschergalerie“, wo Kinder einer Grundschule in Bottrop-Ebel mit kleinen Figuren ihren Lebenstraum inszenierten und Fotos machten. Diese hängen nun plakativ dort an der Wand und sind wirklich entzückend gemacht.


Zwischen Autobahn und Emscher gelangt man mit dem Fahrrad dann in den Bottroper Stadtteil Welheimer Mark und kurz darauf kann man einen Blick auf das Klärwerk Bottrop mit seinen vielen verschiedenen Becken werfen. Es riecht gar nicht so streng dort wie man eventuell meint. Wir überqueren schnell die immer verkehrsinfarktgefährdete B224 sicher über die Ampel und gelangen so flugs wieder nach Essen in den Stadtteil Kanarp und erreichen kurz darauf auch schon wieder den Rhein-Herne-Kanal. Vorbei am dortigen Emscher-Park kommen wir dann auch zügig mit unseren Drahteseln in den Gelsenkirchener Nordsternpark, dem Gelände der ehemaligen Zeche Nordstern. Dort gibt es viel zu sehen. Unter anderem einen Bergbaustollen, einen Aussichtshügel, die ehemalige Kohlenmischanlage, die Besucherterasse auf dem neuen Erschließungsturm in luftiger Höhe mit seiner imposanten Herkules-Statue des Künstlers Markus Lüpertz und natürlich schönem Biergarten und einem tollen Wasser-Spielplatz. Und viele weitere Dinge die zum verweilen lohnen.

Der Radweg führt nun weiter entlang des Kanals. Ein kurzes Stück wird der Weg zwar etwas ruckelig, aber schon bald erreichen wir einen kleinen aber schön gemachten Ausflugspunkt, den Hafen Graf Bismarck. Kein Hafen im herkömmlichen Sinne, sondern ein kleines Becken, an dem eine Promenade errichetet wurde und wo schattenspendene Bäume zur Pause einladen. Außerdem ist die dortige Brücke über das Becken sehenswert, die Ausblick über das neue Hafenviertel bietet.


Rauf auf das Fahrrad und kurze Zeit später heißt es auch schon wieder runter vom Sattel, wenn man denn in die ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen möchte. Für diesen schön gestalteten Zoo mit seinen vielen Innen- und Außenbereichen kann man schon mal einen ganzen Tag brauchen um sich alles anzusehen. Auf dem Rad umrundet man den Park halb. Am Kanal erreicht man dann direkt die Erzbahntrasse, dessen markantes Zeichen hier die Brücke Grimberger Sichel in selbiger Form bildet. Die Trasse führt direkt entlang der Erlebniswelt und ist wunderbar zu radeln. Wenn man bis zu ihrem Ende radeln würde, würde man an der bekannten Bochumer Jahrhunderthalle auskommen.


Doch nach ein paar Kilometern gelangen wir zu der Abzweigung des Radweges Krayer-Wanner-Bahn. Und genau an dortiger Stelle gibt es mittlerweile die zum Kulturgut erhobene Radstation Erzbahn-Bude. Dort kann man mit vielen anderen Radlern ein frisches Blondes trinken oder eine Frikadelle futtern und bei Sonnenschein gemütlich den anderen vorbeifahrenden Radfahrern zuschauen. Auch bei kleineren Pannen wird einem hier schnell geholfen. Ein Stopp ist dort einfach ein „Muss“! Zwar von einem „Nordlicht“ betrieben, aber ein richtig echtes Stück Ruhrpott und nicht mehr wegzudenken.

Dem Radweg der Krayer-Wanner-Bahn nun folgend geht es auf prima Aspahlt zügig dahin. Entspannt kann man hier die Kurbel treten. Heftiger kann es werden, wenn man die direkt am Radweg liegende Halde Rheinelbe mit der sogenannten Himmelstreppe hochfahren möchte um die tolle Aussicht über das Ruhrgebiet zu genießen. Egal ob mit dem E-Bike oder dem MTB, eine Auffahrt lohnt sich allemal.

Und wenn man das geschafft hat, kann man sich auf einen Kaffee auch beim nahegelegenen Bauernhof am Mechtenberg freuen. Dort gibt es aber auch einen kleinen Hofladen wo man Eier, Kartoffeln, Milch und frische Wurst bekommen kann. Kinder freuen sich auf den kleinen Streichelzoo oder das spielen in den Heuballen.
Ein weiterer möglicher Stopp liegt ein kleines Stück weiter entlang der Trasse, nämlich Zeche 3/7/10. Zugehörig zum nahegelegenen Welterbe Zeche Zollverein beherbergt diese nette Örtlichkeit die Ausstellung „Phänomalia Erfahrungsfeld“, man kann dort Räumlichkeiten für verschiedene Veranstaltungen mieten und der Biergarten unter dem begehbaren (!) Förderturm lockt uns Radler natürlich mit seinen Hopfengetränken.

Wie bereits erwähnt liegt in kurzer Distanz dann das UNESCO-Welterbe Zeche Zollverein vor uns. Das riesige Gelände zu erkunden kann ebenfalls mal locker einen Tag beanspruchen. Soviel gibt es dort zu sehen. Und es ist wirklich interessant dort mal eine Führung mitzumachen! Unser Radweg führt uns dort vorbei an Zeche Zollverein 1/2/8 und auf die Ringpromenade entlang der Kokerei Zollverein. Das Gelände ist in der Tat außergewöhnlich und lohnt für viele Stopps.