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Österreich

TOUR: Wiener Schmäh

Das Jahr ist schon fast wieder herum, doch für eine nette Tagestour durch Österreichs Hauptstadt Wien hat es noch gereicht. Trotz leicht regnerischen Wetters. Aber die kleine Runde möchte ich euch nicht vorenthalten. In Wien gibt es unzählige Sehenswürdigkeiten, die natürlich nicht alle an einem Tag besucht werden können. Deshalb ist dieser Tour-Bericht auch eher eine Inspirations-Quelle, wie man gut mit dem Rad durch die Stadt kommen kann. Denn meiner Meinung nach lässt es sich sehr gut durch Wien radeln, die Infrastruktur ist für meinen Geschmack recht gut angelegt! Davon können wir in Deutschland mal wieder meistens nur träumen…Aber das ist ein anderes Thema. Am Ende des Berichts findet ihr übrigens den Link zum Download der Tour als gpx-Datei!

 Start und Ziel war an der U-Bahn-Haltestelle Burggasse-Stadthalle. Auf den ersten Blick direkt an einer Hauptstraße, denn die ehemalige Bundesstrasse „ist die am stärksten befahrene Landesstraße in Österreich und eine der meist frequentierten in Europa“! (Quelle: wikipedia) Auf dem zweiten Blick aber tatsächlich ein äußerst angenehmer Einstieg  für Radfahrer!  Denn der „Gürtelradweg“ führt entlang der Hochbahntrasse auf einem separaten, von der Straße getrennten und relativ gut geführten Radweg mal links, mal rechts und manchmal auch unter der alten Trasse hindurch. Unter den Bögen der Trasse befinden sich viele kleine Geschäfte. Darunter mittlerweile auch einige Szene-Lokale. Man sagt, das sich hier gerade die zentrale Meile des Wiener Nachtlebens mit richtig guten Musiklokalen wie dem B72, dem Chelsea oder dem Q [kju:] entwickelt.  Die passende Atmosphäre lässt sich leicht unter den alten, verzierten Hochbögen erahnen.

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Verzierungen an einer Brücke der Hochbahntrasse.

  Während ich also so stadtfremd, aber problemlos in Richtung Donau-Kanal radelte, musste ich dabei über die Radinfrastruktur daheim schmunzeln. Die kann anscheinend selbst nicht mit Wien mithalten. Ohne das dies jetzt abwertend für die Hauptstadt Österreichs sein soll! Ich finde es eher erschreckend, wie rückständig das hierzulande dagegen teilweise ist und wie positiv dagegen Wien auf mich wirkt.  Aber da schweife ich schon wieder ab…

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Beispiele der Radwegeführung in Wien

 Direkt am weiteren Weg lag auch die Volksoper Wien. Der großartige Saal mit seinen Emporen und Balkonen erinnert ein wenig an die Lichtburg in Essen. Das Programm, ob Ballett oder Musical, ist sehr umfangreich. Und wer diese Kunstformen mag, der ist hier gut aufgehoben. Man sollte aber ein bisschen mehr Zeit mitbringen.

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Am Donaukanal lässt es sich gut radeln!

 So gemütlich dahin  gleitend erreichte ich kurz nach dem Lichtenwerder Platz den Donau-Kanal. Dort steht, direkt am Ufer und mitten in der Stadt, die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Das ist schon irgendwie leicht irritierend. Doch das besondere daran ist die Fassade, die von keinem geringeren als Friedensreich Hundertwasser künstlerisch gestaltet wurde! Dementsprechend muss man zwei mal hingucken um ein Fernwärmekraftwerk zu erkennen!

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Das Fernwärmekraftwerk!
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Graffiti-Kunst am Donaukanal.

 Einmal um die Ecke gebogen und schon war ich am Kanal. Im Mittelalter war dort einst der Hauptstrom der Donau, doch der Fluss änderte immer wieder sein Bett und war dann irgendwann ein ganzes Stück weiter östlich. Der Begriff „Donaukanal“ für diesen Arm des Flusses bürgerte sich dann ein. Heute gibt es am Ufer viele Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten. Ob es Konzerte, Ausstellungen oder Restaurants sind, die Liste ist lang. Ich radelte vom Fernwärmekraftwerk nordwärts. Sofort fielen mir die tollen Graffiti-Bilder an der Mauer auf! Davon musste ich natürlich auch Fotos machen. Das ging ein ganz schönes Stück so und ich kam kaum zum Radfahren. An Brückenpfeilern waren die tollsten Kunstwerke zu sehen. Das fand ich sehr interessant. Kein Geschmiere, sondern das war Kunst! Sehenswert!

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Die Schleuse in Nußdorf

 Und so brauchte ich eine ganze Zeit bis ich zur Nußdorfer Wehr- und Schleusenanlage kam. Dort zweigt der Donaukanal von der Donau ab. Die komplette Errichtung mit Verwaltungsgebäude und Kettenmagazin war im Jahre 1899 beendet. Dazu gehört auch die für die Statik des Wehrs so wichtige Schemerlbrücke. Und die musste ich auch mit dem Fahrrad überqueren um erstmals auf die andere Seite des Kanals zu kommen. Über eine weitere Brücke direkt über die breite Donau gelangte ich dann so auf die Donauinsel.

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Auf dem Steinitzsteg und über der Donau.
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Blick von der Donau-Insel in Richtung Donau-City.

 Einsam und verlassen lag die „Insel“ vor mir. Bei dem Wetter war hier so gut wie niemand unterwegs. Bei gutem Wetter muss das hier ganz anders aussehen. Mit rund 21 Kilometern Länge ist die Insel ein hervorragendes Freizeit- und Erholungsgebiet und gleichzeitig das beliebteste der Wiener Bevölkerung. Hier kann man Sport treiben, man kann Grillen. Hier gibt es Konzerte, Festivals und viele weitere Veranstaltungen. Außerdem gibt es einen Familienbadestrand, einen Wasserspielplatz, Yachthäfen  und vieles mehr. Und das alles mit tollen Blick auf die Stadt. Ich hatte bei diesem  grauen Wetter die Insel aber so gut wie alleine  für mich! Die wenigen Lokale hatten geschlossen, die Spielplätze waren leer, die Bänke auch. Das feuchte, goldgelbe Kleid der Bäume lag auf dem Boden. Auf der gegenüberliegenden Seite der Insel konnte ich schon die Donau-City mit ihren futuristischen Hochhäusern sehen. Dort lag mein nächstes Ziel.

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Der markante Turm DC-Tower 1, das höchste Gebäude Österreichs und links die Donau-Insel.
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In Donau-City.

 Über die Reichsbrücke gelangte ich dort hin. Markant ragt der DC Tower 1 mit 60 Stockwerken in die Höhe. Er hat bis zur Spitze eine Höhe von 250 Metern. Er ist gleichzeitig das höchste Gebäude Österreichs und eines der schmalsten Hochhäuser der Welt mit durchschnittlich nur 28 Metern! Es beherbergt unter anderem ein Hotel, Restaurants und Büros. Außerdem gibt es oben eine Aussichtsterrasse. Die Pläne für den DC Tower 2 werden gerade bearbeitet. Er soll allerdings nur 168 Meter hoch werden. Der Baubeginn verzögert sich noch.

 In Donau- City, auch „Vienna DC“ genannt, ist auch die UNO-City ansässig. Viele Organisationen der UNO haben dort ihren Sitz. Mit zu bekanntesten gehört wohl die Internationale Atom-Energie-Organisation IAEO, die dort seit 1979 beheimatet ist. Aber auch das UNHCR, also das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen, hat dort Büros. Dort führte mich der Radweg mitten durch die „City“. Wichtige Leute mit Ausweisen am Revers unter denen sich die klassischen Touristen mischen um nach den Weg zum nahegelegenen Donauturm zu fragen. Aktentaschen und Rucksäcke. Shops und ultramoderne Fitnesstsudios. Ein stetiges Treiben überall. Ein leicht amerikanisches Feeling kam da auf. Doch relativ schnell war ich auch dort wieder durch und kam zum Gebiet der „Alten Donau“.

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An einem ruhigen Steg der „Alten Donau“. Im Hintergrund Donau-City.

 Der genaue Gegensatz zum Treiben in Donau-City, das man weiterhin in der Ferne sehen konnte. Jetzt allerdings mit viel goldgelben Blättern, beschaulichen Hütten, Ruderclubs und vielen Rastmöglichkeiten am Ufer im Vordergrund. Und wieder lag diese wunderschöne Gegend ziemlich verlassen vor mir. Die wunderbar gelegenen Biergärten mit Blick auf das Wasser müssen im Sommer wohl völlig überlaufen, die Spielplätze voll und die Atmosphäre trotzdem entspannend sein. Auf schön gestalteten Holzstegen im Wasser kann man sich auf Bänken und Holzliegen ausruhen. Ich hatte die freie Auswahl wo ich so über dem Wasser sitzen wollte.

Mein Weg führte mich aber weiter über ein Wehr zurück auf die Donauinsel. Dort ging es mit dem Rad in südliche Richtung weiter. Nach wie vor hatte ich das Gefühl an diesem Tag gehörte die Insel mir ganz alleine. Nach einigen Kilometern erreichte ich nun die Walulisobrücke um wieder auf die andere Seite der Donau und in den Nationalpark Donau-Auen zu gelangen. Wer eine kleinere Runde radeln möchte, der kann diesen Schlenker auslassen und vorher über das Wehr des Kraftwerks Freudenau wieder in Richtung Innenstadt radeln. Dazu später mehr. Ich wollte jedenfalls noch etwas Grün in meiner Runde einbauen. Irritierender Weise liegt das riesige Zentrallager der OMV mit seinen unzähligen Tanks direkt am oder im Nationalpark sowie unmittelbar an der Donau. Die ersten Meter begleiteten mich also diverse Gerüche dieser Raffinerieanlage, die zu den größten und komplexesten Binnenraffinerien Europas zählt! Zuerst glaubte ich, ich wäre falsch gefahren, denn der Weg durch den angrenzenden Wald war erst nicht so gut. Doch man sollte sich nicht täuschen lassen! Denn dies war die sogenannte „Alte Napoleonstrasse“!

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Bin ich hier noch richtig?
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Unscheinbares Denkmal für die alte Napoleon-Straße!
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Einsamkeit im Nationalpark Donau-Auen

 Am 20.Mai 1809 gelangten Napoleons Truppen von der Donau an diesem Punkt und dies war ihr Weg in das Marchfeld. Über 75000 Mann zogen in den beiden nachfolgenden Tagen in die Schlacht von Aspern und Eßling und wurden dort vernichtend geschlagen! Ein kleines und unscheinbares Denkmal erinnert daran! Dort bog ich rechts ab und kam erst an einigen Feldern vorbei um dann wieder tiefer in den Wald des Nationalparks zu tauchen. Das viele Laub auf dem Boden und die hohen, dicht stehenden Bäume boten trotz der widrigen Umstände eine tolle Kulisse und es machte mir Spaß dort zu radeln. Kurz vor Groß-Enzersdorf ging es dann wieder südwärts in Richtung Donau und der Raffinerie. Die musste ich dann nun über die Straße komplett durchqueren. Es roch wieder stark nach Öl, Benzin, Waschmittel (???) und Seifenlaugen (???). Große LKWs verschiedener Tankstellenketten verließen das Gelände oder kamen dort an. Ich überquerte wieder die Neue Donau zur Donau-Insel auf dem Weg, auf dem ich gekommen war und fuhr nun in Richtung des Kraftwerks Freudenau um die Donau endgültig hinter mir zu lassen. Das Kraftwerk ist sehr imposant, man kann es als Fußgänger oder Radfahrer komfortabel überqueren und es bietet einen tollen Ein- und Ausblick. Es gibt auch zahlreiche Sitzgelegenheiten, die sogar überdacht sind! Innerhalb des Kraftwerks werden auch Führungen angeboten.

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Das Kraftwerk Freudenau kann man mit dem Rad überqueren.

 Nach dem Kraftwerk und nachdem ich über die Freudenauer Hafenbrücke geradelt war, stieß ich dann wieder auf den Donaukanal. Doch die ersten Kilometer sind hier nicht ganz so schön zu fahren. Zuerst lag dort links von mir die Hauptkläranlage Wiens, dann die Entsorgungsbetriebe Simmering. Der Radweg war von allem großzügig abgegrenzt, führte aber trotzdem ein ganzes Stück entlang der Oststadtautobahn A4. Ab Höhe der Stadionbrücke, die unweit zum Ernst-Happel-Stadion führt, wurde es wieder schöner zu radeln. Das Stadion hieß früher auch „Wiener Praterstadion“ bis es 1993 unbenannt wurde. Es ist Österreichs größtes und bedeutendstes Stadion. Außer Fussball finden dort auch viele weitere Veranstaltungen statt.

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Zurück am Donau-Kanal, nur einen Steinwurf vom Prater entfernt.

 Ein Stück weiter, am Weißbergerufer, über die Franzensbrücke hinüber, gelangt man schnell zum berühmten Wiener Prater mit seinem markanten und weithin sichtbaren Riesenrad! Eigentlich meint man dann den Vergnügungspark, der aber richtig „Würstlprater“ heißt! Im Jahre 1896/97 wurde das Riesenrad gebaut, welches man weltweit mit Wien verbindet und ein echtes Wahrzeichen der Stadt ist! Um diese Jahreszeit und bei dem Wetter hatte die „Kirmes“ mit ihren vielen Fahrgeschäften zu und nur wenige Touristen verirrten sich dorthin.

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Am beliebten Stadtpark.

 Weiter ging meine Route dann weg vom Donaukanal in Richtung Stadtpark. Er wurde bereits 1860 eröffnet und ist gleichwohl bei Einheimischen als auch Touristen beliebt. Im Park steht eines der meistfotografierten Wahrzeichen der Stadt, ein Denkmal mit bronzener Figur zu Ehren von Johann Strauß (Sohn). Auch viele Skulpturen und weitere Denkmäler sind dort zu bestaunen. Ein wirklich netter Ort um einmal zu verweilen.

 Von hier war es auch nicht weit bis zum bekannten Karlsplatz. Hier steht die berühmte Wiener Staatsoper, das bekannte Hotel Sacher liegt in unmittelbarer Nähe und die imposante Karlskirche mit ihrer Kuppel ist direkt gegenüber am Resselpark gelegen. Um die Innenstadt mit dem weltberühmten Stephansdom oder die Kapuzinergruft derer von Habsburg und viele weitere hochinteressante Sehenswürdigkeiten zu erkunden ist dies ein sehr guter Ausgangspunkt. Der Platz wurde im Jahre 1899 nach Karl dem VI benannt. Er war es auch der nach einer Pestepidemie im Jahre 1713/14 versprach eine Kirche zu errichten. Die Karlskirche eben. Die Staatsoper wurde im Mai 1869 eröffnet und ist wohl mit das berühmteste Opernhaus der Welt! In der Kaisergruft, gelegen unter einer eher unscheinbaren Kirche, liegen viele Angehörige aus dem Hause Habsburg. Sehenswert sind die detailreich verzierten Sarkophage allemal. Auch die berühmte Kaiserin Sisi liegt dort neben ihren Mann, Franz-Jospeh I, begraben. Einen Besuch kann ich dort nur empfehlen. Auch der Dom, seit 1365 erst Domkirche, die Ursprünge gehen bis auf das Jahr 1137 zurück, ist einen Abstecher wert. Manche sagen, es ist DAS Wahrzeichen Österreichs! Der Turm ist über 136 Meter hoch, die unbeschreibliche Aussicht kann man nach 343 Stufen genießen! Auch den Domschatz gibt es zu besichtigen. Und die Innenstadt mit ihren vielen Gassen bietet noch so viel mehr, von der grandiosen Wiener Hofburg, der ehemaligen Kaiserresidenz der Habsburger und heutigem Sitz des österreichischen Bundespräsidenten, und dem Maria-Theresien-Platz ganz zu schweigen! Und es gibt noch zahlreiche andere Sehenswürdigkeiten die hier einfach den Rahmen sprengen würden!

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Die Wiener Hofburg, Sitz des Bundespräsidenten Österreichs. Lustiges Panoramafoto.

 Vom Karlsplatz ging es für mich ein kleines Stück weiter und dann vom Museumsquartier links weg, dem als Wildwasser (!) zählenden Flusses Wien entlang. Ihr habt richtig gelesen. Er hat den gleichen Namen wie die Stadt und entspringt im 1. Wiener Bezirk und mündet nach 34 Kilometern im Donaukanal. Er ist in der Stadt durch hohe Mauern gebändigt. Ich habe allerdings manchmal nur ein kleines Rinnsal sehen können. Die Streckenführung des Radwegs scheint hier leicht verwirrend zu sein. Der Weg schlängelt sich so durch die Gegend. Doch in Wirklichkeit fand ich es recht einfach dem Radweg zu folgen, da an den vermeintlich schwierigeren Stellen durchgehende Linien die Führung erleichterten. So kam keinerlei Stress an brisanten Straßenkreuzungen auf. Sehr schön.

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Die Wienterassen, prima zum verweilen.

 An einer Biegung lag dann plötzlich die erste Wientalterasse vor mir. Ein tolles Projekt, das den Bürgern hier fehlenden Erholungsraum zurück gibt. Gelegen über den Gleisen der U-Bahn und der Wien. Eröffnet wurde diese hier im September 2015. Vorbildlich mit Rastmöglichkeiten und Grün versehen. Und dazu gibt es noch kostenloses WLAN! Eine sehr schöne, städtebauliche Idee wie ich finde. Zwei weitere Terrassen sollen folgen.

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Höhepunkt der Tour: Schloss Schönbrunn

 Auf dem Wientalradweg, so die Bezeichnung des Radwegs an der Wien, lies es sich weiterhin gut radeln. Letzter Stopp für den heutigen Tag sollte das wunderschöne Schloss Schönbrunn sein. Das Schloss ist die meistbesuchte Attraktion in Wien. Es wurde in den Jahren 1638-1648 für die Kaiserin Eleonora Gonzaga erbaut. Bei der Türkenbelagerung von 1683 wurde es schwer beschädigt und erst im Jahre 1743 erhielt es sein heutiges Aussehen mit dem wunderschönen, 160 ha großen Park. Über zwei Jahrhunderte, bis zum 1.Weltkrieg, war es die Sommerresidenz der österreichischen Kaiser und kultureller Treffpunkt der Habsburger. Es gehört seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Eine Besichtigung des Schlosses ist praktisch Pflichtprogramm und spannende Zeitreise zugleich.  Und wer es noch nicht wusste, es gibt dort sogar den ältesten Zoo der Welt, nämlich den Tiergarten Schönbrunn. Errichtet im Jahre 1752! Heute zählt er zu den besten Zoos der Welt und zieht jährlich über 2 Millionen Besucher aus aller Herren Länder an!

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Meine gefahrene Route.

 Nach dem Höhepunkt zum Schluss dieses Tages ging es dann zurück durch einige ruhige Seitenstraßen zum nur wenige Kilometer entfernten Start/Ziel. Ein toller Tag war es. Trotz des grauen Wetters. Nur zum Schluss, praktisch als Belohnung, ließ sich die Sonne vor Schloss Schönbrunn noch einmal blicken! Rund 63 Kilometer zeigte der Kilometerzähler am Ende an. Wer sich den Abstecher rüber in den Nationalpark sparen möchte, der kommt auf ungefähr 50 Kilometer. Die Runde ist für jedermann einfach zu fahren. Hier findet ihr den Link zum Download der Tour als gpx-Datei. Ich wünsche viel Spaß damit!

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TOUR: Mit dem E-Bike in der südlichen Steiermark

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Tolle Aussichten.

Noch relativ früh im Jahr war jetzt der Zeitpunkt für meine erste Radtour im europäischen Ausland! Die Steiermark in Österreich sollte die Kraft in meinen Pedalen zu spüren bekommen. Mein E-Bike war für diese Tour wie gemacht! Ausgangspunkt war  Graz, die Landeshauptstadt des Bundeslandes und zweitgrößte Stadt Österreichs.. Von dort ging es zuerst dem Murradweg R2 entlang. Die Mur war breit vom vielen Wasser der Schneeschmelze aus den Bergen. In der Ferne konnte man noch einige Berggipfel erkennen die sogar noch vom Neuschnee gekennzeichnet waren. Doch zum Glück blieben die Wolken an diesen Gipfeln hängen und ließen sich hier in der Tiefebene nicht blicken. Der Himmel war zuerst noch leicht grau, doch von Minute zu Minute klarte er auf. Auf den ersten Kilometern brauchte ich keinerlei Unterstützung vom Motor, das Rad rollte sanft und bequem dahin. Die Stadt ließ ich hinter mir.

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Vorne Acker mit Trecker, hinten Berge mit Schnee.

Die Gegend südlich von Graz wurde ländlicher und überall gab es bereits frisch beackerte Felder, wo die Erde gerade erst von den Traktoren und ihren Pflügen umgeworfen worden war. Die Feldwege waren geteert und die Reifen liefen gut. Feldkirchen lag jetzt hinter mir und ich näherte mich immer mehr dem Kraftwerk bei Werndorf. Die imposanten Türme des Kraftwerks lagen direkt am Radweg. Weiter rollte das E-Bike entlang der Mur, die links von mir dahinfloss. Ihre Strömung war kräftig. Da mitgerissen zu werden wäre bestimmt nicht wünschenswert. Kurz darauf kam ich dann am Badesee in Wildon vorbei. Im Sommer ein bestimmt heißbegehrtes Plätzchen, jetzt zu dieser Jahreszeit aber wenig einladend. Hier bog ich jetzt auch ab von der Mur in Richtung Schönberg an der Laßnitz. Es sollte nun rauf gehen in das hügelige Land der Südsteiermark. Zuerst noch entlang einiger Hauptstraßen, dann aber rein ins Vergnügen und auf schön geschwungenen und kaum befahrenen Landstraßen. Am Fuße der Hügel gab es noch einige Landwirtschaft, an den Hängen lagen schöne Wäldchen, in deren Wipfeln der Wind fegte. Das E-Bike schob sich den Berg in ordentlich geschwungenen Bahnen rauf. Ein wahres Vergnügen, auf einem „normalen“ Fahrrad wohl eher nicht. Teilweise ging der Blick an den Hängen steil nach unten und man merkte sofort was das E-Bike an Höhenmetern gerade bewältigte.

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Fleißiges Radelbienchen.

Je höher ich so den Hügeln kam, desto weniger wurden die Wäldchen und der äußerst bekannte Weinanbau in dieser Region machte sich bemerkbar. Ich war im sogenannten Sausal angekommen, dem Weinanbaugebiet zwischen den Flüssen Laßnitz und Sulm. Weißburgunder, Morillon oder Muskateller sind geschätzte Weine aus dieser Region. Und wie sollte es auch anders sein, kehrte ich standesgemäß in eine dieser bekannten Buschenschanken ein.

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Pause bei einer zünftigen „Brettljausen“.

Dort dürfen nur Getränke aus eigener Produktion sowie hausgemachte kalte Speisen sowie Mehlspeisen serviert werden. Ansonsten darf ein Betrieb den Namen „Buschenschank“ nicht führen. Die „Brettljausen“ gehört zu den bekannteren Speisen. Dabei werden wie bei einem Aufschnitt zum Beispiel Geselchtes, Schinken, Trockenwürstel, Schweinsbraten oder Speck mit Aufstrichen wie Kürbiskern, Verhackert oder Grammelfett serviert. Dabei gibt es noch leckeres, selbstgemachtes Brot sowie auch den teilweise scharfen Kren. Dazu habe ich mir dann noch hervorragenden roten, gespritzten Traubensaft gegönnt. Allerdings muss ich sagen, das die Buschenschank tatsächlich noch zu hatte, als ich dort ankam und die Hausherrin von Pichler & Schober bei St. Nikolai im Sausal selber noch beim Mittagessen war. Doch die Gastfreundlichkeit war so enorm, das alles kein Problem war und Ruck-zuck hatte ich Speis und Trank auf dem Tisch, durfte selbstverständlich mein E-Bike aufladen und saß windgeschützt im wundervollen Weingarten mit einem Ausblick wie in der Toskana! Ein absoluter Hochgenuss! An dieser Stelle muss ich deshalb noch einmal meinen Dank aussprechen!

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Im sogenannten „Sausal“.

Mit einem enorm vollen Bauch sollte man ja bekanntlich nicht direkt wieder kraftvoll in die Pedalen hauen, aber ich tat es trotzdem. Und so musste ich mich die ersten Kilometer dann doch etwas quälen. Hinzu kamen dann noch teilweise  sehr starke Windböen, Ausläufer des Sturmtiefs Niklas, das über Europa wütete, die mich besonders bei schnellen Abfahrten im wahrsten Sinne des Wortes durchrüttelten! Das wurde manchmal sogar recht kritisch. Auch die Bremsen mussten richtig arbeiten, denn so steil wie es die Hügel rauf ging, so steil ging es auch wieder runter. Aber die tollen Aussichten oben auf den Hügelkuppen waren jedes mal all das wert. Bis rauf nach Kärnten konnte man schauen. Beeindruckend.

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Radweg an der Sulm.

Doch mit der Zeit wurden die Hügel auch wieder flacher und ich kam zur Sulm und dem Sulmtalradweg R1. Beginnen tut er in Kaindorf an der Sulm und endet in Deutschlandsberg und gehört zu einem Europaschutzgebiet. Zumindest konnte ich einen Teilabschnitt befahren. Es ging wieder über Feldwege entlang und der Wind kam von hinten. Ich musste nicht mal mehr treten, so stark blies der Wind mir in den Rücken! So konnte der Bosch-Motor sich erst einmal ausruhen. Seine Stärke hatte er ja bisher sehr gut bewiesen. Auf dem Weg lagen dort, wo Bäume standen, viele trockene Äste, teils auch dickere, die der Wind sich geholt hatte. Das Ausweichen wurde mit der Zeit richtig nervig. Machen konnte ich dagegen allerdings nichts. Die Sulm schlängelte sich gemächlich durch die Landschaft. Das Wasser war kristallklar. Aber wohl auch verdammt kalt.

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Restaurationsbedürftig – Schloss Ottersbach.
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Kapelle am Frauenberg, ein geschichtsträchtiger Ort!

Vorbei ging es an einem Kürbiskern-Museum – eine Spezialität der Steiermark ist das Kürbiskernöl – und direkt daneben lag auch das kleine Schloss Ottersbach. Immer weiter ging es den R1 entlang. Manchmal wechselte sich Schotterweg mit geteerten Feldwegen ab. Aber bis auf die losen Äste prima zu fahren. Schließlich gelangte ich zum Sulmsee und kurz darauf lag oberhalb des Radwegs Schloss Seggau, das auch oberhalb der Stadt Leibnitz liegt. Die Sulm umfließt das Schloss aus dem 12. Jahrhundert in einer Schleife. Heute ist dort ein Hotel untergebracht, außerdem gibt es ein Kongresszentrum sowie einen 300-jährigen Weinkeller, wo es auch Speis und Trank gibt. Die Schleife nahm ich also mit und lies Leibnitz links liegen.

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Brücke bei Leibnitz.

Auf einem „Zubringer“, dem R6, gelangte ich bei Landscha an der Mur dann wieder auf den bereits bekannten Murradweg.  Nach wenigen Metern konnte ich dann an einem Sperrwerk sehen, wie die Sulm bei Retznei in die Mur mündet. Jetzt war es nicht mehr weit bis zur slowenischen Grenze. Der Radweg rollte schnell unter meinen Reifen daher. Leicht war es hier zu fahren. Auf den letzten Metern tat das noch mal gut. Vorbei an Ehrenhausen und dem gleichnamigen Schloss, ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert, erreichte ich dann mein Ziel in Spielfeld, kurz vor der slowenischen Grenze. Rund 92 km steckten jetzt in meinen Beinen, aber keinen Kilometer habe ich davon bereut!

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Schloss Ehrenhausen.
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Kunst am Ziel in Spielfeld.

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TOUR: Panorama-Tour am Limit

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Schloss Waldstein

Bei dieser Tour in der Steiermark konnte mein E-Bike einmal zeigen wie weit es für mich „gehen“ würde.  Und in der Tat, es war eine beeindruckende, spannende Runde. Doch von Anfang an…

Los ging es in Übelbach, einem kleinen Dörfchen in der Steiermark in Östereich. Dort konnte ich die ersten Kilometer ohne Motorunterstützung radeln, denn zuerst führte mich der Weg meist leicht abwärts. Der erste interessante Stop war in Waldstein vor dem gleichnamigen Schloss. Schloss Waldstein gehört zum Hause Liechtenstein, gleichzeitig eine der ältesten Adelsfamilien Europas. Es entstand im 16. Jahrhundert. Erwähnenswert ist auch, das dort der Physik-Nobelpreisträger Victor Franz Hess als Sohn des damaligen Forstmeisters  das Licht der Welt erblickte. So ein kleines Dörfchen mit so einer Geschichte.

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Sensenwerk in Deutschfeistritz.

In Deutschfeistritz radelte ich dann am Sensenwerk vorbei, welches im Jahre 1849 die ersten Sensen produzierte. Nachdem das Werk 1984 stillgelegt wurde, werden im heutigen Museum einmal im Monat kostenlose Führungen veranstaltet und es wird gezeigt wie die Schmiede früher mit Hilfe der Wasserkraft den Hammer geschwungen haben. Die sechs großen Wasserräder funktionieren sogar noch heute!

Und da wo der Übelbach in die Mur fließt, bog ich auf den Murradweg ab. Vorbei an schönen Rastplätzen und Obstbäumen, an denen man sich selbst versorgen darf, wollte ich die rechts von mir liegende Bahnlinie über einer Brücke überqueren. Doch nix da. Baustelle. Ich hatte doch glatt das Baustellenschild übersehen. Das stand aber rund zweieinhalb Kilometer hinter mir wie ich dann feststellte. Was soll ich sagen? Alle Wege führen nach Rom, wie das Sprichwort so sagt. Nachdem ich dann eine kleine Umleitung genommen hatte, bemerkte ich, das ich nur rund 100 Meter entfernt auf der anderen Seite der Brücke vorbeikam. So kann’s gehen. Die wenigen Kilometer Umweg sollte ich anhand der Akkuleistung später noch bereuen…

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Stift Rein – das älteste Zisterzienser-Kloster der Welt.

Jedenfalls kam ich so doch noch nach Stübing, wo es das Österreichische Freilichtmuseum gibt. Ich verließ also den Murradweg und bog rechts ab, hinein ins Hügelige. Links von mir der Pfaffenkogel. Und kaum hatte ich die Hauptstraße verlassen, erwartete mich auch schon der erste enorme Anstieg. Der Motor musste ganz schön ackern und die Straße hatte eher Ähnlichkeit mit einem Schotterweg. Doch oben angekommen, ging es auch schon wieder rasant hinunter nach – der Name stimmt – Hörgas. Nach leicht geschwungenen Kurven kam ich so zum Stift Rein. Das Stift ist das weltälteste Zistersienser-Kloster. Es stammt aus dem Jahre 1129! Gegründet wurde es von Leopold dem Starken, Markgraf der Steiermark. In der Stiftsbibliothek befinden sich über 100.000 Bücher, Einzelblätter und Musikalien, einige davon reichen zurück bis ins 15. Jahrhundert!

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Da oben will ich hin…
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…und von da unten komme ich her.

Vom Stift aus ging es nun stetig bergauf. Nicht nur leicht, sondern stark! Die Akkuleistung ging jetzt rasch runter. Die bewaldeten Hänge boten viel Schatten, denn ich kam trotz Motorunterstützung ordentlich ins Schwitzen. Steilkehren begleiteten mich auf meinen Weg nach oben. Der Wald lichtete sich bei dem Dörfchen Kehr und ich erhaschte die ersten tollen Ausblicke! Bis weit hinein nach Slowenien konnte ich hier bei klarer Sicht schauen. Toll! Doch hier war noch nicht Ende. Ich schraubte mich weiter nach oben, und so langsam bekam ich Angst was meine Reichweite anging. Auf fast 1000 Metern erreichte ich den Gipfelpass bei Plesch. Hier war die Aussicht atemberaubend. Zur einen Seite konnte man die Ausläufer der Berge und bis weit Richtung Graz schauen, zur anderen Seite der Ausblick auf die noch schneebedeckten Gipfel der Gleinalpe sowie Roßbachkogel, Ternbachkogel und Speikkogel. Manche davon fast 2000 Meter hoch. Aber auch bei mir auf dem Pass lag teilweise noch der letzte Rest an Schnee. Die Auffahrt hatte sich definitiv gelohnt! Die Sonne schien und endlich ging es auch wieder Akku schonend bergab.

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Fantastischer Fernblick!
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Oben am Plesch-Pass.

Da ich die Tour spontan angegangen war, hatte ich den Streckenverlauf nur ungefähr geplant. So war ich im Glauben, das jetzt meine letzte Abfahrt auf der Rundtour kommen sollte. Alles wäre gut gewesen. Doch ich hatte mich getäuscht. Nachdem man auf der Abfahrt wohl Spiegeleier auf den Bremsscheiben hätte machen können, kam ich nach Gschnaidt. Hätten die Bremsen versagt, hätte ich wahrscheinlich Geschwindigkeiten wie in der Formel 1 erreicht. So hatte ich gelegentlich dann schon mal ein leichtes Kribbeln in der Magengegend.

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Rasante Abfahrten.

Wo sich die Bächlein Stübingbach und Pankrazenbach treffen, bog ich ab in Richtung Großstübung. Die Landstraße schlängelte sich lieblich durch das Tal. Bei einer Pause an einem Bushaltestellenhäuschen und studieren des weiteren  Weges stellte ich fest, das ich doch noch einen weiteren Pass bezwingen musste. Der Akku zeigte noch 6 km Restreichweite an! Jetzt sollte es spannend werden.

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Kurz vor Großstübing.

Welch ein Name, wie in einem Märchen – der Silberberg stellte sich mir und meinem Ziel Übelbach noch in den Weg. Nach den ersten Metern bergauf rutschte die Unterstützungsmodi ohne mein Zutun von der höchsten Stufe schnell auf die Niedrigste. Ich erreichte eine Bank, auf der ich noch einmal Pause machte. Der schöne Ausblick ins Tal interessierte mich gerade nicht mehr so.  Meine Gedanken kreisten um die Akkuleistung. Ich beschloss wenigstens ein paar Meter zu schieben. Doch selbst die Schiebehilfe versagte mir ihren Dienst. Zu steil ging es hinauf. Schwitzen tat ich jetzt ordentlich. Eine Kurve noch, sagte ich mir, dann steige ich wieder auf. Doch sobald der Motor im Eco-Modus einschaltete, ging die Reichweite jetzt auf 2 Kilometer zurück. Ein kleines Stückchen noch, dann schob ich wieder.

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Letzte Pause vor dem großen Schwitzen am Silberberg.

Dann wurde es brenzlig. Ich hörte Hundegebell näher kommen. Woher kam es? Ich sah den Gipfelpass 200 Meter oberhalb von mir liegen, da kamen links von einem Bauernhof zwei Schäferhunde zähnefletschend über die Wiese gerannt und blieben kläffend ungefähr 60 Meter vor mir stehen. Genauso blieb ich stehen. Was sollte ich tun? Sobald ich mich bewegte, knurrten und kläfften die Hunde noch lauter, jeden Moment bereit mich anzurennen. Das muss ein seltsames Bild gewesen sein. Mein Pfefferspray hatte ich ausnahmsweise mal nicht dabei, hätte mir bei zwei so netten Hündchen wahrscheinlich auch nicht geholfen.  Ich stand da wie angewurzelt. Ich wollte da hinauf zum Pass, unbedingt. Mein Gedanke war,  das ich bis oben langsam schiebe und wenn die Hunde losrennen sollten, ich mich schnell wieder auf das Rad schwinge und dahinunter rase woher ich gekommen war. Also gaaaaanz langsam…es wurde eher hektisch. Erst langsame Schritte, dann schnellere und dann Endspurt. Die Hunde bellten wie verrückt und ich schaute mich um ob sie mir nachgerannt kamen. Doch das war zum Glück nicht der Fall. Denn die zu meinem Glück anscheinend gut dressierten Hündchen bewachten ganz einfach nur das Grundstück und das auch wirklich nur bis zu dessen Grenze. Oben angekommen war ich klitschnass geschwitzt und meine Oberschenkel zitterten von den Anstrengungen. Doch ich hatte den Silberberg bezwungen. Jetzt ging es einfach nur noch bergab. Ich ließ das Rad rollen und musste lachen. „Sowas Aberwitziges kann auch nur mir passieren“,  dachte ich und schüttelte den Kopf.

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Auch der Akku vom Handy ging zur Neige. Hier das letzte Foto. Blick nach Großstübing.

An einem Aussichtspunkt hielt ich noch einmal an und blickte auf Übelbach. Ein, zwei leichte Steigungen noch ehe ich die Pyhrn-Autobahn unterquerte und nach Übelbach gelangte. Ich war am Ziel, nach rund 62 Kilometern, 1523 Höhenmetern und einer Akkuladung! Zwar ziemlich fertig, aber das war mir egal. Und das E-Bike-Fahren nicht anstrengend ist, braucht mir auch keiner mehr zu erzählen. Denn trotz Unterstützung muss man ganz schön an  Steigungen treten. Ich hatte sogar eine Maximalsteigung von 23% dabei! Das ist doch ganz beachtlich. Und wenn ich an all die tollen Ausblicke denke, dann hat sich diese Tour aber ganz gewiss gelohnt!

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