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Dänemark

TOUR: Im Norden ist es schön

 

 Bei dieser Tour habe ich einen Abschnitt von rund 124 Kilometern auf dem Nordseeküsten-Radweg in Dänemark zurückgelegt! Ein richtig schöner, aber auch anstrengender Tag war das. Mit vielen tollen Eindrücken. Irgendwann auf der Strecke kam mir der Gedanke „dafür fahre ich Fahrrad!“. Und das würde ich so unterschreiben! Und ich hoffe, ich kann euch nun auch ein wenig begeistern.

bikingtom nordseeküstenradweg
Radweg am Vest Stadil Fjord

 Bei etwas diesigen Wetter saß ich früh Morgens wieder auf dem Sattel. Herrlich. Von Lodbjerg Hede ging es direkt auf die Route 1 oder auch „Vestkystruten“ genannt, die hier den Nordseeküsten-Radweg kennzeichnet. Der ganze Abschnitt in Dänemark ist in etwa 560 Kilometer lang. Vorbei am Golfplatz von Holmsland Klit und einigen versteckten Ferienhäuschen war ich nach wenigen Kilometern schon wieder in freier Natur. Links und rechts viele Felder, einige Bauernhöfe und dann kam auch schon das Naturschutzgebiet am Vest Stadil Fjord. Ein schmaler Pfad muss dort am Anfang entlang geradelt werden, wo das Gras links und rechts hoch wächst, man sich sehr einsam vorkommt aber diese Erkenntnis absolut schön finden wird. Das ganze in toller Natur und weiten Ausblicken. Später wird der Weg breiter, ist wieder mit dickem Kies versehen und man rumpelt einfach darüber. Doch der weite Ausblick in diese Seen-Landschaft ist atemberaubend. Egal bei welchem Wetter. Dieses Gebiet ist auch ein äußerst wichtiges Brut- und Aufenthaltsgebiet für abertausende von Zugvögeln! Da mal so einen Schwarm abheben zu sehen ist schon beeindruckend!

bikingtom Nordseeküstenradweg Dänemark Stadil
Abschnitt des Nordseeküstenradwegs am Vest Stadil Fjord
bikingtom am Vest Stadil Fjord und dem Nordseeküstenradweg in Dänemark
Prächtige Farben am Wegesrand

 Manchmal habe ich mich gefragt, wo denn all die Touristen sind? Die müssten doch hier überall anzufinden sein! Schließlich hat man auf den Autobahnen all die Ferienkarawanen gesehen, die zuhauf Fahrräder mitgenommen haben! Doch wo sind die? Haben die die Räder nur zur Deko mitgenommen oder als Alibi für die Geschichten, die dann zu Hause den Daheimgebliebenen erzählt werden? Ich weiß es nicht. Und ehrlich? Wenn’s nicht überlaufen ist, ist die Natur doch viel besser zu genießen! Zum Beispiel saßen so dutzende an schönen bunten Schmetterlingen auf den hohen Grashalmen und machten nur widerwillig Platz, als ich so gemächlich durch die Gegend fuhr. Ein Graureiher am Rande des Weges bemerkte mich erst kurz vor dem Vorbeirollen. Ich auch. Er erschrak heftig und flog davon. Ich auch. Nur radelte ich grinsend weiter anstatt zu fliegen!

bikingtom auf dem Nordseeküstenradweg in Dänemark
Der Radweg bei Husby Klitplantage.

 Die Dünen, die ich über den Fjord parallel hinweg in der Ferne sehen konnte, kamen nun immer näher. Und kurz nachdem ich das Naturschutzgebiet durchquert hatte bog ich auch direkt bei Verdosø Klit  in deren Richtung ab und folgte der Route vorbei an der kleinen Siedlung Vester Husby und direkt dahinter in die Husby Klit Plantage. Dieses wunderbare Plätzchen Natur umfasst in etwa 11 km² Mischwald, aber auch Dünenheide und Strand! Angelegt wurde das alles im Jahre 1858, da das Sandtreiben  ein großes Problem war. Die Bepflanzung ist sehr abwechslungsreich, da es hier Böden gibt, die sehr trocken, aber auch sehr nass sind. So wachsen  neben den Dünenheiden auch Buchen und andere Laubbäume. Außerdem gibt es  auch einige tolle Wanderwege ! Die gute Luft empfängt den Radler und alle anderen Besucher mit einer schönen und wohltuenden Frische. Wenn man dazu noch die Beeren am Wegesrand pflücken und bei einer netten Pause verzerren kann…

bikingtom auf dem nordseeküstenradweg in der Husby Klitplanatge in Dänemark
Da entlang in der Husby Klitplanatge

 Bald darauf fuhr ich entlang der schmalen Landzunge am Nissum Fjord in Richtung Thorsminde. An einer Stelle ist ein großer Gedenkstein für die Seeleute errichtet, die Weihnachten 1811 in einem Orkan hier vor der Küste geraten waren. Die englischen Schiffe der Royal Navy, die „St George“ und die „Defence“, zwei große Geleitschiffe für eine riesige Handelsflotte, schafften es nicht rechtzeitig aus diesem Unwetter heraus, liefen auf Grund, zerbrachen und gingen mit Mann und Maus unter. 1300 Männer fanden hier in nasses Grab, nur 12 Männer von der St George und 6 Männer von der Defence schafften es Land.

bikingtom auf dem Nordseeküstenradweg bei Thorsminde in Dänemark
Auf der schmalen Landzunge kurz vor Thorsminde

 Das „Strandingmuseum St. George“ in Thorsminde zeigt einige Wrackstücke, darunter Waffen und Uniformen und behandelt thematisch dieses und weitere große Schiffsunglücke Dänemarks. Ab dem 17. August 2016 hat es allerdings erst mal geschlossen und wird erst wieder 2017 geöffnet, dann mit noch weiteren Wrackteilen der St George, u.a. der gut erhaltenen riesengroßen Ruderanlage des Schiffes mit einem Gewicht von rund 8500 kg! Man darf gespannt sein.

bikingtom auf dem Nordseeküstenradweg bei Thorsminde in Dänemark
Gedenkstein für die große Schiffskatastrophe im Jahre 1811

 In Thorsminde, rund 35 Kilometern nach meinem Start, gönnte ich mir in einer kleinen Fischbude am Hafen zwei warme Fischfrikadellen. Ich setzte mich an die Kaimauer und genoss diese Köstlichkeit. Dabei hatte ich einen schönen Blick auf die Nordsee und den kleinen Strand neben dem Hafen. Kinder spielten im Sand, die Eltern faulenzten daneben oder kramten und suchten wie wild in irgendwelchen mitgebrachten Taschen. Auf dem Pier, zur Hafeneinfahrt hin, saßen oder standen einige Angler und hofften vielleicht  auf den Fang ihres Lebens. Der Wahrscheinlichkeit in diesem fischreichen Gewässer ist  gar nicht mal so schlecht.

bikingtom auf dem Nordseeküstenradweg in Dänemark bei Thorsminde
An der Hafeneinfahrt von Thorsminde

 Weiter ging es dann leider hinter Thorminde direkt auf der Bundesstraße, eine Alternative dazu gibt es  nicht, da der Landstrich recht schmal ist. Rechts der Nissum Fjord, links direkt die Dünen. So muss man auf rund 10 Kilometern immer mit rasenden Autos rechnen, die einem im Nacken sitzen. Es fahren hier zwar nicht unbedingt sooo viele Autos, aber wirklich in die Landschaft zu schauen ist nicht so drin. Meistens sind die einheimischen Autofahrer aber so aufmerksam, das sie direkt ganz auf der anderen Seite der Fahrbahn überholen. Die Einheimischen wohlgemerkt!

bikingtom auf dem Nordseeküstenradweg am Nissum Fjord in Dänemark
Blick von den Dünen auf den Nissum Fjord & auf dem Radweg NACH der ollen Bundesstraße!

 Doch nach diesen 10 Kilometern sollte es jetzt erst so richtig schön werden! Der nun ein wenig abseits verlaufende Radweg bei Fjaltring war gut zu radeln. Kein Verkehr, sanfte Hügel, viele gut riechende Kornfelder. Bis zur Ernte konnte es nicht mehr lange dauern. Und dann dieser wunderschöne, einsame Verkaufsstand mit Selbstbedienung! Mitten im Nichts. Mit ganz viel Liebe zum Detail hergerichtet. Geschützte Waren in einer Holztruhe, mit zweiseitigem Deckel und einem farbenfrohen Sonnenschirm noch darüber. Davor noch eine Kühlbox mit Getränken und ein Eimer mit Wasser und darin stehenden frischen Blumen. Ich wollte erst vorbei radeln, doch das sah einfach zu schön aus und ich musste einen Blick in die Truhe werfen. Da gab es Kartoffeln zu kaufen. Und Zwiebeln. Und Möhren. Und Salatköpfe. Und selbstgemachte Marmelade. Und in der Ecke war die Kassette in der man dann einfach das Geld einwerfen musste um zu bezahlen. Schön das man hier noch den Menschen vertraut! Ich bin mir nicht sicher wie so was bei uns laufen würde. Zwar gibt es auch in Deutschland hin und wieder diese Art von Selbstbedienung an Bauernhöfen, aber  in Dänemark ist das noch viel, viel mehr verbreitet! Ich finde das eine richtig schöne Sache!

bikingtom am Nordseeküstenradweg in Dänemark im Sommer 2016
Sensationeller SB-Stand im Nirgendwo
bikingtom am Nordseeküstenradweg in Dänemark im Sommer 2016
Und wie liebevoll dieser Stand gefüllt war!

 Schon von weitem konnte ich diese schöne typisch weiße Kirche sehen. Ein paar wenige Hügelkuppen und Kurven später stand ich vor der „Trans Kirke“. Einsam an der Steilküste mit Blick auf die raue Nordsee. Umgeben von einem alten Friedhof mit einer kleinen Steinmauer. Früher stand die Kirche mitten im Dorf, doch die Erosion an der Küste tat ihr übriges. Und so blieb diese Bauwerk einsam zurück. Heute ist die Küste geschützt und die Kirche steht Besuchern offen. Der Blick von den Klippen ist sagenhaft. Als ich auf’s Meer rausschaute, konnte man den Horizont nicht sehen. Leichter Nebel lag auf der an diesem Tag ruhig daliegenden See, die Sonne schien hier etwas trüb. Ein großes Schiff war zu sehen und es sah so aus als ob es durch die Luft schweben würde. Irre.

bikingtom am Nordsseküstenradweg in Dänemark, an der Trans Kirke
Direkt an einer Steilküste liegt die Trans Kirke

 Der Nordseeküsten-Radweg hatte nun hier zu Recht seinen Namen. Dicht an der Steilküste gelegen und auf einem relativ neu gestalteten Radweg bis zum Leuchttum von Bovbjerg Fyr war es eine Freude dort mit dem Rad unterwegs zu sein. Der Leuchtturm wurde im Jahre 1877 erbaut und ist gerade mal 26 Meter hoch! Doch auf Grund seiner Lage an der Steilküste liegt er 62 Meter über dem Meeresspiegel. Seine rötliche Farbe sollte sich von den weißen Kirchen unterscheiden, da diese schon viel früher zur Orientierung an der Küste dienten! Heute finden hier unzählige kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen statt, da der Leuchtturm mittlerweile in privater Hand ist. Er zählt im Jahr rund 40.000 Besucher. Und vor dieser Kulisse ließ sich auf einer schmalen Bank direkt an der Steilküste wieder gut eine Pause machen. Ein paar Meter weiter konnte ich eine Holztreppe sehen, die tief runter zum Strand führte. Ein wirklich schönes Plätzchen. Mal wieder. Irgendwie kam ich gerade nicht wirklich vorwärts. Überall eine Möglichkeit um zu halten und die Natur zu genießen!

bikingtom am Nordseeküstenradweg in Dänemark an einer Steilküste
Radeln am Abgrund, aber wunderschön!
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Am Leuchtturm Bovbjerg Fyr ein Wahnsinns-Ausblick!

 Ab nun wurde die Steilküste immer mehr flacher und irgendwann befand ich mich dann fast wieder auf Meereshöhe. Auch zu meiner Rechten gab es wieder Wasser. Der Ferring Sø lag dort. Der Radweg führte über Kies durch die Dünenlandschaft. Teilweise war er nicht so gut verdichtet worden und ich musste aufpassen, das ich nicht wegrutschte.

bikintom am nordseeküstenradweg bei Ferring Sø in Dänemark
Am Ferring Sø

 Ich kam nun durch die Dörfchen Vejby und Vrist, eine Ansammlung einiger schöner und weniger schönen Häuschen. In einem kleinem Supermarkt besorgte ich mir noch weitere Getränke, da es mittlerweile gefühlt ganz schön heiß geworden war und mir ein Kaltgetränk jetzt richtig gut tat. Und weiter ging’s. Bei Harboøre fiel mir ein merkwürdiger Stall auf einer Weide auf. Bei genauerer Betrachtung stellte ich dann fest, das dies ein ehemaliger Bunker des Atlantikwalls war! Heute zur friedlichen Nutzung vorgesehen. Verrückt welche Hinterlassenschaften aus dem zweiten Weltkrieg man da überall noch finden kann!

bikingtom am nordseeküstenradweg bei thyboron und agga dänemark
Mit der Fähre ging es über den Thyrobøn-Kanal nach Agga

 Nächstes Ziel war nun die Fähre in Thyborøn. Doch erst musste ich noch durch eine überaus lange „Gerade“ durch ein Naturschutzgebiet radeln. Ein schmaler Pfad, einfach gerade in die Landschaft gesetzt. So sah das zumindest aus. Wieder Weiden und Wasser rechts von mir. Viele Vögel saßen dort am Wasser, Rinder weideten auf den Wiesen. Links, ein paar hundert Meter entfernt wieder die Dünen. Weiter hinten, landeinwärts, eine große Chemie-Fabrik mit Schornsteinen, die so gar nicht in die Landschaft passte und von der man nichts gutes lesen kann. Die Wasserqualität soll dort ringsherum nicht allzu gut sein. Eher sehr bescheiden. Und das in solcher Landschaft! Für mich ein No-Go! Jedenfalls kam ich kurz darauf nach Thyborøn. Auch da habe ich schon schönere Städtchen gesehen, doch dort sollte mich die Fähre nur über den breiten „Nissum Bredning“ rüber nach Agga bringen. So radelte ich durch die öden Straßen in Richtung Hafen. Die Fähre war noch nicht da. Ein paar andere Radfahrer warteten bereits schon. Da nicht ersichtlich war, wo man ein Ticket bekommt, fragte ich einen von ihnen. An Bord müsste man erst bezahlen. Alles klar. Kurz darauf kam die Fähre auch schon. Die wenigen Autos durften zuerst an Bord rollen, dann wir Radfahrer. Der Preis für die Überfahrt waren 30 Kronen für mich, weitere 30 Kronen für das Rad. Also rund 8€ für die knappen 10-15 Minuten Fahrt. Ein ordentlicher Preis, oder?

bikingtom am Nordseeküstenradweg in Dänemark
Nach der Fähre immer nur geradeaus. Ist das Panoramafoto nicht lustig?

 Drüben angekommen, war erstmals nichts außer ein schmaler Landstrich mit Straße und daneben verlaufenden Radweg. Und über etliche Kilometer wieder gerade aus. Links Wasser, rechts Wasser. Dort schwammen Schwäne und viele andere Vögel. Die Ruhe war hier spürbar, nur der Wind wehte mir nun auf der freien Fläche um die Ohren. Bei Agga ging es dann links um das Dörfchen herum. Die Dünen kamen wieder näher und der Nordseeküsten-Radweg führte mich geradewegs hindurch. Nach rund 85 erradelten Kilometern sollten jetzt tatsächlich nochmal mit die schönsten Kilometer kommen. Nach einigen Kilometern durch die Dünen und wiedermal miesen Kiesweges bog ich jetzt ein in den erst seit 2007 (!) bestehenden Nationalpark Thy, Dänemarks größte Wildnis! Dort gibt es soviel zu sehen und zu bestaunen, das ich das alles gar nicht hier aufführen kann! Menschenleere Wildnis mit Dünen, Heide, Strand, Wasser, Seen und Wäldern. Oder Überbleibseln von den Menschen aus dieser Region wie Grabhügeln, verschwundenen Dörfern sowie einer Kirchenruine und mal wieder alte Festungen aus dem zweiten Weltkrieg! Auch viele Tiere haben im Park ein Zuhause, darunter der Rothirsch oder der Kranich! Und die richtige Stimmung kommt auch direkt auf, wenn man von Süden kommend den miesen Kiesweg verlässt und links abbiegt in Richtung eines weiteren Leuchtturms, dem „Lodbjerg Fyr“. Sofort hält einen die Landschaft in ihren Bann gefangen.

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Auf geht es in den Nationalpark Thy!

 Schon von weitem sieht man den Leuchtturm zwischen einigen Bäumen und der Heide stehen. Der Anblick in dieser Umgebung ist sehr faszinierend, er erinnerte mich stark an eine Art Märchenwelt. Auf dem obigen Foto ist das nur einigermaßen zu erahnen, wie so oft auf Fotos. Ich kam dem Leuchtturm in einer praktisch genüsslichen Fahrt immer näher. Er wurde im Jahre 1884 in Betrieb genommen und hat eine Höhe von rund 35 Metern, liegt aber knapp 48 Meter über dem Meeresspiegel. Er steht heute unter Denkmalschutz und kann tagsüber auch erklommen werden. Nachts scheint sein Licht immer noch hell und gibt in dieser herrlichen Einsamkeit im 20 Sekunden-Rhythmus sein Blinkfeuer ab.

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Landschaft wie in einer Märchenwelt

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Am „Märchen“-Leuchtturm Lodbjerg Fyr

 Der weitere Weg war relativ neu angelegt, denn er zweigte etwas von der Karte auf dem Smartphone ab. Was aber kein Problem war, eher eine Bereicherung. Auf diesmal gut ausgebauten, zermahlenem Kies konnte ich wunderbar in die Pedale treten. In der Stille des Waldes, nur den knirschenden Kies unter den Rädern, sprang plötzlich ein Rehbock wenige Meter vor mir  über den Weg, um die nächste Kurve kommend hoppelte ein dicker Hase ins Gebüsch. Und dann? Was war das? Halt, Stopp! Zurück! Was wächst denn da? Lauter Fliegenpilze, so groß, wie man sie sich in einem Märchenwald vorstellt. Unweit daneben große Ameisenhaufen und tausende an fleißigen Ameisen auf dem Waldboden! Und von diesen Ameisenhaufen gab es auf der weiteren Fahrt durch den Nationalpark noch einige zu sehen! Beeindruckend!

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Eindrücke aus dem Nationalpark Thy

 Bei Ørum kam ich erst mal aus dem Wald wieder heraus um kurz nach Svankær wieder in den Nationalpark einzutauchen. Hier irgendwo kam mir wohl der Eingangs erwähnte Satz „dafür fahre ich Fahrrad“ in den Sinn. Staunend und mit offenem Mund über die einzigartige Landschaft, vorbei am wunderschön gelegenen See „Per Madssens Kjær“ ging es tiefer in den Park. Den Mund hätte ich besser geschlossen halten lassen, so hatte ich dann einige kleine Fliegen im Mund. Egal, ging gerade nicht anders. War einfach zu schön.

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Am Per Madssens Kjær lässt es sich aushalten

 Dann traf ich sogar mal Menschen in dieser Gegend! Eine Familie ebenfalls auf Rädern, wohl vom Tag am  See kommend. Außerdem zwei Pilz-Sammlerinnen, die anscheinend genau wussten welche Pilze man hier pflücken kann und welche man besser stehen lässt. Ebenfalls mit Rädern unterwegs. Womit sollte man in dieser verlassenen Gegend auch sonst mit unterwegs sein? Besser so!

 Bald darauf verließ ich den Park wieder und kam auf eine Straße, die aber absolut einsam dalag. Die Landschaft änderte nur langsam ihr Gesicht. Neben der Straße war nach wie vor Heide, Wald und Wiese. Einige Kilometer noch, dann gelangte ich durch den Ort Stenbjerg am Käte Lassen-Haus vorbei. Einer deutschen Malerin, die auch für ihre Kirchenfenster bekannt ist. Warum ich das schreibe? Na, ihr Geburtstag gefällt mir außerordentlich gut und man fühlt doch was Verbindendes…

bikingtom Nordseeküstenradweg Dänemark Nationalpark Thy
Reinstes Vergnügen dort zu radeln – Nationalpark Thy

 Jetzt ging es praktisch zum Endspurt. Der Tag war schon lang bisher, der Abend nahte, die Kräfte ließen nun verständlicherweise auch etwas nach. Doch mit einem „smilen“ auf den Lippen radelte ich dann am Zielort in Nørre Vorupør ein. Dieses schöne Dörfchen konnte seinen Charme bewahren gegen den aufkommenden Tourismus. Ein paar kleine Geschäfte, Restaurants, Bäcker und Supermarkt und ein Strand, an dem noch heute gefischt wird. Strandfischen ist selten geworden, es gibt nur noch drei Orte in Westjütland, wo das so gemacht wird. Mit einer Motorwinde werden die großen Fangschiffe zu Wasser gelassen und auch wieder eingeholt. Der frische Fisch wird direkt verkauft oder geht in die ortsansässigen Räuchereien.

bikingtom Nordseeküstenradweg Dänemark Nørre Vorupør
Die Kirche in Nørre Vorupør
bikingtom Nordseeküstenradweg Dänemark Norre Vorupor
Das Ziel erreicht nach über 123 Kilometern – am Strand von Nørre Vorupør, bei Surfern beliebt und deshalb auch „Cold Hawaii“ genannt!

 Touristen saßen oberhalb der langen Mole in der Sonne, aßen ein Eis, tranken eine kühle Limo und ließen den Tag gemütlich ausklingen. Viele Familien kamen mir vom angrenzenden Strand entgegen, wo sie sich den ganzen Tag über in die Sonne gefleezt hatten. Der Tag neigte sich dem Ende entgegen. Ich saß leicht müde, aber äußerst zufrieden auf einen Steinblock und genoss die Szenerie. Ich hatte so viele tolle Bilder von dieser Tour im Kopf und die ließen mich den Tag noch mal Revue passieren. Was für eine Tour, was für ein Tag!

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Meine Strecke auf dem Nordseeküsten-Radweg!

 


 

TOUR: Einmal um den Ringkøbing Fjord in Dänemark

 

Sommer. Sonne. Urlaub. So lässt es sich aushalten. Zumal Dänemark ein beliebtes Land zum Radfahren ist und man dementsprechend auch mit vernünftigen Radwegen rechnen kann. Doch dies ist leider auf dieser Tour – und auf den anderen, von denen ich später in weiteren Tour-Berichten schreiben werde – nicht immer der Fall gewesen. Doch das tat dem Spaß keinen wirklichen Abbruch, das vorab! Und zum Glück wurde ich trotz dieser manchmal doch derben Wege von einem Platten verschont. Na, vielleicht hatte der liebe Fahrrad-Gott ja diesmal auch ein einsehen, nach meinen dieses Jahr schon erlittenen Reifen-Debakels. Doch kommen wir nun zur Tour.

 Der Start meines Rundkurses war in Søndervig, nicht mehr als eine Ferienhäuser-Ansammlung, einem Supermarkt, eine handvoll Geschäfte und Restaurants. In fünf Minuten ist man durch gebummelt. So in etwa jedenfalls.

 Die Sonne an diesem Morgen versprach einen tollen Radel-Tag. Die Radtasche an der Sattelstütze schnell mit dem Notwendigsten gepackt, Getränk in die Halterung, Sonnencreme aufgetragen  und los ging es auf den 110 Kilometer langen Rundkurs, der hier durchaus eine beliebte Strecke darstellt! Immerhin ist er Dänemarks ältester angelegter Radweg und gilt zu Recht als Klassiker! Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Und so ging es dann direkt auf einen Feldweg, der mit dicken, grobkörnigen Kiesel bedeckt war. Man sollte also schon gute pannensichere Reifen haben! Sonst spukt einem der mögliche Platten immer im Hinterkopf herum.

 Frohen Mutes fing ich also direkt an, die herrliche Sonne an diesem wunderschönen Morgen zu genießen. Der Weg schlängelte sich durch die Landschaft. Links von mir Getreidefelder, rechts der Blick auf den flachen und stillen Fjord. Wobei man Fjord hier nicht falsch verstehen sollte, denn hohe Berge wie man sie von Norwegen her kennt, gibt es hier nicht! Der See, der nur an einer einzigen Stelle, in Hvide Sande, kontrollierten Zugang  zur Nordsee hat, ist im Schnitt auch nur 1,5 Meter tief! Dafür rund 30 Kilometer lang und in etwa 12 Kilometer breit. Der Wind kann hier auch ordentlich sein und deshalb ist dies auch ein beliebtes Revier für Kitesurfer. Den Anlaufpunkt dieser Sportart am See erreichte ich nach wenigen Kilometern. Doch soviel war hier um diese Zeit noch nicht los, nur zwei Kajakfahrer waren auf dem See zu sehen.

 Kurz vor der kleinen Bucht führte ein Abzweig über einen neu angelegten Weg mit zwei hübschen kleinen Brücken über eine schmalere Passage des Fjords. „Bagges Dæmning“ nennt sich dieser künstliche Weg, an dessen flachen Ufern Schilf wächst und Graureiher auf Nahrung im Wasser warten. Auch ein netter Rastplatz ist dort, an den man wunderbar picknicken kann.

 Doch ich und mein Rad ließen diesen Abzweig rechts liegen und fuhren entspannt weiter in Richtung Rinkøbing. Die ersten lästigen, kleinen Fliegen fingen an in meiner Sonnencreme zu baden und klebten direkt  an Armen und Beinen fest. Doch ich ließ mich nicht beirren. An der wunderschön weiß getünchten Kirche „Gammel Sogn“, mit einem kleinen Hain von windschiefen Bäumen daneben, hielt ich erst mal an.  Die Kirche stammt aus dem Jahre 1175, bis 1847 war der Kirchturm sogar noch 12 Meter höher und diente auch als Seefahrtzeichen für die Fischer auf dem Fjord und dem Meer! Wenn man die Muße hat, kann man sich im Inneren sogar die tollen Fresken aus dem 12. Jahrhundert anschauen.

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Die sehenswerte Kirche „Gammel Sogn“

 Kurz darauf kam ich dann nach Rinkøbing, der größten Stadt am Fjord mit rund 10.000 Einwohnern. Früher war die Stadt ein wichtiger Hafen, doch die Einfahrt in den Fjord versandete im 17. Jahrhundert immer mehr und verlor so natürlich seine Attraktivität und seine Bedeutung. Erst viel später wurde durch den Kanalbau bei Hvide Sande wieder ein Zugang zum Meer geschaffen. Fjordfischer und Freizeitkapitäne liegen heute mit ihren kleinen Booten im  Hafen, wo man auch frischen Fisch bekommen kann. Es gibt hier zum Beispiel u.a. Scholle, Hering und Aal. Doch ich war noch satt vom Frühstück und radelte an den kleinen Büdchen vorbei. Auch das „neue“ Rathaus liegt dort am Hafen, das „alte“ Rathaus, so wie es früher üblich war, natürlich am zentralen Marktplatz. Ein kurzweiliger Besuch ist Rinkøbing allemal wert, die Cafés und kleinen Geschäfte am Marktplatz laden zu einer Pause geradezu ein.

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Morgens am Hafen von Ringkøbing
Im „Zentrum“ von Ringkøbing

Weiter ging es dann für mich auf der „Fjorden Rundt“, auch an den blauen Schildern mit weißer Schrift und der Zahl 760 zu erkennen. Ein Navi braucht man hier nicht, der Weg ist gut ausgeschildert. Ein wenig erinnerten mich die nächsten Kilometer an die Bretagne. Hübsche Häuschen hinter schmalen Hecken, etwas oberhalb gelegen, mit Blick auf den Fjord  und der Radweg davor. Eine schöne Kulisse zum Radfahren.

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Schöner Abschnitt des Radwegs hinter Ringkøbing

 Der Weg führte nun etwas von Fjord weg, aber immer noch im Blick habend, an einer Straße entlang. Unspektakulär kam ich so durch das Örtchen Velling und weiteren Kornfeldern links und rechts des Weges. Die Sonne wurde nun stärker und ich war froh mich eingecremte zu haben. Trotz ein paar kleiner klebender Fliegen. Der Fjord verschwand nun etwas aus meinem Blickfeld, hier waren nun einige landwirtschaftliche Betriebe und große Felder die das Bild prägten. Ich kam in den Ort Stauning, ein eher sehr beschauliches Örtchen mit einem klitzekleinen Hafen. Doch eine Besonderheit gibt es hier. In der kleinen ortsansässigen Destillerie kann man bei einer netten Führung einen außerordentlich guten Whiskey probieren. Angeblich sind diverse Lieferungen immer äußerst schnell vergriffen. Außerdem ist unweit von Stauning, am Regional-Flughafen, das dänische Flugzeugmuseum untergebracht. Es beherbergt einige sehr interessante Flugzeuge verschiedener Epochen und ein Besuch lohnt sich!

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Pause an einem schönen Angelteich

 Langsam wurde es Zeit für eine erste Pause. Fast 40 Kilometer standen jetzt schon auf dem Tacho, da kann man sich das schon mal gönnen. Und so hielt ich Ausschau nach einer schönen Bank und wurde an einem Angelteich, die es in Dänemark ja öfters gibt, fündig. Abseits der Straße gelegen, die eh schon wenig befahren war, schob ich das Rad nach ganz hinten an dem Teich. Dort bot mir eine kleine Sitzbank prima Schatten unter einem kleinen Bäumchen an. Niemand war hier und ich genoss die Stille an diesem schön gelegenen Teich. Gelegentlich schnappte ein Fisch an der Wasseroberfläche nach Luft. Ich aß und trank und holte mir so neue Kraft für die nächsten Kilometer.

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Im Mündungsdelta des Skjern Å

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Ich war jetzt zwar auf der Höhe der Stadt Skjern, doch mein Weg führte mich nun in eine atemberaubende Landschaft. Das Mündungsdelta des Flusses Skjern Å, übrigens das einzige Flussdelta in ganz Dänemark,  ist ein Paradies für Vögel aller Art! Hier, am auch zugleich wasserreichsten Fluss Dänemarks, lassen sich solch seltene und bedrohte Vögel wie den Löffler, die Rohrdommel oder die Sumpfohreule beobachten. Kein Wunder, das es sogleich ein EU-Vogelschutzgebiet ist!  Auch die Skjern-Wiesen ziehen  jedes Jahr viele Besucher an, denn hier kann man zu Fuß oder halt wie in unserem Fall mit dem Rad das einzigartige Gebiet hervorragend erkunden. An der „Pumpenstation Nord“ gibt es einen Aussichtspunkt über das Gebiet. Und dort geht es auch mit der ersten von zwei Seilfähren über den Fluss. Man zieht die Fähre am Seil über den Fluss zu sich herüber falls sie nicht auf der richtigen Seit liegt, schiebt das Rad drauf, und zieht sich auf die andere Seite. Mit ein paar Leuten geht es schnell. Alleine, wie in meinem Fall, etwas langsamer. Man will ja auch den Ausblick genießen und nicht irgendwelche Fähr-Rekorde brechen. So wie bei einer anderen Familie gesehen. Egal. Nach wenigen Metern kommt dann bereits die zweite Seilfähre, die über einen anderen Arm des Flusses führt. Auf der anderen Seite habe ich Wildpferde gesehen. Sie leben das ganze Jahr im Freien und dienen auch der Landschaftsentwicklung und dem Naturschutz! Was es alles gibt! Ich war jedenfalls fasziniert von diesem wunderbaren Stück Natur und fand das Radfahren dort sehr ansprechend. Der Radweg durch das Delta ist abwechslungsreich und schön angelegt und bietet erhabene Ausblicke in die Landschaft. Für mich eine der schönsten Ecken am Fjord!

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Eindrücke aus dem Mündungsdelta mit Seilfähre, Wildpferden, Vögeln, Rindern und toller Landschaft

 Berauscht von diesem Erlebnis kam ich dann kurz darauf durch die reinen Campingdörfer Skaven Strand und Hemmet Strand. Die ließ ich ganz schnell hinter mir und – schwupps – wurde es auch schon wieder schöner. Der schmale Weg schlängelte sich am Ufer entlang. Von Menschenaufläufen war ich hier weit weg. Kleine Ruderboote lagen hin und wieder im sicheren Hafen des Schilfes verborgen. Hin und wieder gab es auch schmale, kurze Sandstrände. Hier hatte man seine Ruhe. Das empfand ich als sehr angenehm.

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Ausblicke auf dem Fjord bei Skuldøl

  Das nächste größere Fischerdorf, man könnte auch sagen: Wikinger-Dorf, war Bork Haven. Von hier starteten tatsächlich einst die Wikinger zu ihren Beutezügen auf dem Meer und entlang der Küste! Ein kleines Freilichtmuseum etwas weiter an der Strecke zeigt, wie die Wikinger früher dort gelebt haben. In dem kleinen Fischerei- und Yachthafen hat heute aber der Tourismus Einzug gehalten und in der nur wenige Meter langen Gasse am Hafen gibt es nun Eis für die Kleinen ( und mich! ) und ein, zwei Restaurants für die kulinarischen Feinschmecker. Auch eine Surfschule gibt es hier, denn das Revier rund um Bork Haven ist beliebt bei Surfern. Natürlich dürfen ein paar Meter ins Landesinnere Ferienhäuser- und Wohnungen nicht fehlen. Aber auch im Hafen liegen ein paar Hausboote vor Anker, die zwar schwimmen, aber nicht nicht fahren! Wie bereits erwähnt machte ich hier im Hafen eine weitere Pause und ließ mir das Eis richtig schmecken bei dem Wetter. Zwei ordentliche Kugeln Eis für 25 Kronen, das sind rund 3,35€. Na, da muss das Eis ja schmecken! Tat es. Und gekühlt hat es innerlich auch bei den nun sehr warmen Temperaturen, blauen Himmel und Sonnenschein.

Radfahren Dänemark bikingtom
Bork Haven

 Nach Bork Haven wurde es etwas ungemütlicher, da man hier direkt  auf einer Landstraße fahren muss und die Autos doch teilweise im hohen Tempo von hinten angeschossen kommen. Das ist immer ein ungutes Gefühl und finde ich nicht so prickelnd. Bei Nymindegab verließ ich nun die Fjorden Rundt, den die 760 führt ab hier auf der Bundestraße nordwärts. Dort gibt es nur hin und wieder einen Radweg ein paar Meter abseits der Straße. Das wollte ich mir aus eben erwähnten Gründen ersparen. Denn nur wenige Meter weiter, in der Dünenlandschaft und dem Naturschutzgebiet bei Nymnidegab Plantage empfing mich der doch gut bekannte Nordseeküsten-Radweg! Und der läuft praktisch parallel zur 760! Nur viel, viel schöner. Links die Dünen, dahinter die Nordsee und rechts erst mal herrlich flache Landschaft! An mehreren Stellen gibt es Parkplätze und Zugänge zum Strand. Der trotz Hochsaison ziemlich leer war.

Radfahren Dänemark bikingtom
Bunkeranlage bei Nymindegab

 Ich radelte weiter in Richtung Norden. Vorbei an weiteren Bunkern der Deutschen aus dem 2. Weltkrieg! Versteckt liegen die hier in den Dünen. In einem bin ich hinein gekrabbelt. Das war schon ein wenig gruselig. Die Gegend hier war im Krieg strategisch wichtig und es gab auch ein Lager, in dem die deutschen Truppen stationiert waren. Nach dem Krieg übernahmen die Dänen das Lager und in den Dünen entlang des Radwegs werden heute noch Militärübungen abgehalten und dann wird das Gebiet teilweise gesperrt. Bei mir war aber alles frei. Um so besser.

 Sanft schlängelte sich der Weg durch die Dünenlandschaft. Die Sonne brannte auf meinem Haupt. Durch den allgegenwärtigen Sand kam ich mir vor, als ob ich durch eine Wüste radeln würde. Nach jeder Hügelkuppe gab es weiteren Sand und Dünen soweit wie das Auge reichte. Aber trotzdem war es prima da zu fahren. Oftmals konnte ich auch den Fjord zu meiner Rechten etwas entfernt wieder sehen. Hat mir gefallen. Doch je weiter ich nach Norden kam, desto mehr kamen wieder die Ferienhaus-Siedlungen zum Vorschein. Für sich gesehen waren die Häuschen allesamt ganz nett, so unstrukturiert sie auch in der Landschaft platziert waren. Doch wirklich Urlaub machen in solchen charmelosen Dörfchen ist nicht mein Ding.

Radfahren Dänemark bikingtom
Scheune mit einer „Ausstellung“ zur Seenotrettung in vergangenen Zeiten

 Weiter ging es entlang des Nordseeküsten-Radwegs. Ein kleines Stück nach Haurvig kam ich an einer Scheune vorbei, die offen stand. Ein Schild war davor. Aber kein Mensch zu sehen. So lugte ich um die Ecke und blickte in die Scheune hinein. Dort war anscheinend ein kleines Museum untergebracht und in der Scheunenmitte stand ein altes Boot ausgestellt welches vor langer Zeit zur Seenotrettung benutzt wurde. Außerdem ein Rettungskorb und einige weitere kleine Exponate. Hier wurde veranschaulicht wie die Rettung auf See früher vonstatten ging und wie schwierig dieses Unterfangen war. Eintritt bezahlte ich hier nicht, jeder Interessierte ist willkommen sich das kostenlos anzuschauen. Abends macht wohl irgendjemand einfach wieder das Scheunentor zu. Vermute ich einfach mal. Gleichzeitig spendete die Scheune mir kurzzeitig etwas Schatten. Meine Getränke waren nun leider aufgebraucht und die Sonne knallte immer noch.

Radfahren Dänemark bikingtom
Erfrischung im Schatten der Skulptur „Cyklus“ in Hvide Sande

 Ich muss zugeben, nach ein paar weiteren Kilometern mit viel Durst war ich froh an einem Campingplatz vorbeizukommen. Denn dort gibt es meistens immer einen kleinen Supermarkt mit allerlei Krims und Krams. Und kalten Getränken! So konnte ich mich kurz vor Hvide Sande überraschenderweise günstig mit Kaltgetränken eindecken. Die erste Flasche Wasser war auch schnell leer getrunken. In Hvide Sande, da wo sich der Fjord an der Schleuse zum Meer hin öffnet, wollte ich dann noch eine letzte Pause einlegen. Unter der Skulptur „Cyklus“ des Künstlers Leo Andersen, einer stählernen Halbkugel mit sieben Schiffsstelen, einem Geschenk zum 75 jährigen Geburtstag der Stadt im Jahre 2006, setzte ich mich in den Schatten. Dort trank ich, völlig unsportlich, zwei Dosen eiskalte Coke! Das hatte ich mir verdient.

 Hier in Hvide Sande gibt es Sonntags immer eine Fischauktion, auf der man allerlei frisch gefangen Fisch mit ein wenig Glück für günstig Geld ersteigern kann. Doch manchmal kann es auch teuer werden. Also aufpassen wenn ihr den Arm nach oben streckt! Und falls ihr doch einen Fisch ersteigern solltet, könnt ihr den direkt in der Halle von ein paar sachkundigen Pensionären gekonnt ausnehmen lassen! Das Treiben bei der Auktion zu beobachten ist allerdings kostenlos und recht interessant. Auch hier ist ein Besuch empfehlenswert!

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Fischauktion in Hvide Sande

In weiteren Fischgeschäften kann man aber auch ganz normalen oder auch geräucherten Fisch erwerben. Die Auswahl ist enorm und die Fischbrötchen sind alle gut belegt und lecker!

 Von der Brücke über der Schleuse kann man die großen Schiffe sehen, die raus auf die raue Nordsee fahren, aber auch einen Bramsegelschoner, die Maja, auf der man selber eine rund zweistündige Segeltour mitmachen kann. Je nach Wetter entweder im Fjord selber, oder auch auf der Nordsee.

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Bramsegelschoner „Maja“

 Nach der wohltuenden Pause und mit neu mobilisierten Kräften ging ich dann die nächsten Kilometer an. Kurz nach Hvide Sande kam ich schon zu dem bekannten und bei Touristen beliebten Lyngvig Leuchtturm. Er ist der jüngste Leuchtturm Dänemarks. Er stammt aus dem Jahre 1906! Erbaut wurde er aus dem Grunde, da ein paar Jahre zuvor ein Schiff dort vor der Küste gestrandet war und 24 Seeleute ihr Leben verloren. Anlass genug also, den 38 Meter hohen Leuchtturm zu errichten, auf dem man das ganze Jahr über hinauf kann um die Aussicht zu genießen. Vorausgesetzt man ist bereit die 228 Treppenstufen zu erklimmen. Am Fuße des Turms ist ein kleines Museum und ein Café eingerichtet. Auch einen netten Spielplatz für die Kleinen gibt es dort. Und für eine kurze Rast eines Radlers ist hier mit einer prima Abstellmöglichkeit auch gesorgt!

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Der Lyngvig Leuchtturm

 Von dem Leuchtturm bis zu meinem Start- und Ausgangspunkt in Søndervig war es jetzt nicht mehr weit. Noch ein wenig Dünenlandschaft und dann wieder immer mehr Ferienhaussiedlungen bis ich schließlich am Ziel ankam. So hatte ich am Ende des Tages rund 110 Kilometer auf dem Tacho stehen! Das alles bei wunderbarem Wetter, auch wenn es teilweise gefühlt recht heiß war. Eine tolle Runde war das, die gerade bei solchen Bedingungen richtig Laune gemacht hat. Und da auch nur wenige Höhenmeter  (223 m) auf der Strecke zusammen kamen, war ich auch nicht zu sehr erschöpft. Ein langer, toller Tag ging zu Ende.

Die Tour auf der Karte
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