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EuRegio Gravelride
MOMENTE

KCC EuRegio Gravelride 2020 – Sand, Staub und Bier

Kaum zu glauben, aber der September zeigt sich gerade von seiner schönsten Gravelride-Seite. Denn kaum ist mein CONFIDENTIAL GRAVELRIDE vorbei, geht es schon zum nächsten Gravel-Event. Wie im letzten Jahr auch schon als Teilnehmer dabei fand trotz der ja bekannten widrigen Umstände glücklicherweise der KCC EuRegio Gravelride statt! Start im niederländischen Eibergen, beim ortsansässigen Radsportverein, trafen sich auf dem großen Gelände bei schönstem Wetter und mit gegebenen Abstand rund 400 Teilnehmer, um im Deutsch-Niederländischen Grenzgebiet sämtlich Pisten der Gegend unter die Räder zu nehmen. Allesamt mit schicken Gravelbikes oder Mountainbikes, die tatsächlich doch eine große Daseinsberechtigung auf der Strecke hatten.

Anfahrt EuRegio Gravelride

Doch von vorne. Bereits am Samstag machte ich mich mit Chris und Daniel auf, um im angenehmen Reisemodus die Strecke im moderaten Bikepacking-Stil anzugehen. Verabredet haben wir uns in Gladbeck, da dies der beste Punkt war, um sich auf der geplanten Route von Chris zu treffen. Und um nochmal einen Kaffee sowie ein Brötchen beim Bäcker abzustauben, bevor es in den ländlichen Raum ging.

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Die Route war sehr gut gewählt. Genug Asphalt, damit wir etwas rollen konnten, aber auch schöne, nicht zu schwierige Schotter- und Feldwege für grinsende Gravel-Gesichter. Doch wie es in so einer Truppe so ist, der erste Platten ließ nicht lange auf sich warten. Bekannt ist, wer den Schaden hat…der muss die blöden, dummschwätzigen Kommentare über sich ergehen lassen. Sorry, Chris 😉

Hinter Schermbeck ging es in das Naturschutzgebiet Dämmerwald. Wer dahinter etwas Unheimliches vermutet, der liegt falsch. Der „Demmerwalt“ taucht erstmals 1163 geschichtlich auf und war einst eine dem Namen des Naturschutzgebietes gebende, eigene Gemeinde. Der heutige Dämmerwald mit seinen alten Buchen und Eichen soll sich selbst überlassen werden, damit sich wieder eine ganz natürliche Landschaft formen kann. Ein großartiges Stück Natur. Es machte uns einen großen Spaß auf den schönen Gravelpfaden hindurch zu schottern.

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In Raesfeld, nach etwa 50 Kilometern, gab es eine wohlverdiente Kuchen-Pause – beim Inder. Gefühlt ungewöhnlich, aber selbst gebacken und lecker. Interessant auch, wie viele Paare an diesem Tag vor der herrlichen Schloss-Kulisse sich das Ja-Wort geben wollten. Angehörige im schicken Anzug oder hübschen Kleid flitzten durch die autofreie Fußgängerzone. Oder fuhren nervös schwitzend dann doch mit den Autos hinein, um dann kurz darauf wieder umzudrehen, weil es nicht weiterging. Oh man.

Weiter ging es nun durch die herbstliche Stimmung des Landlebens. Abgemähte Stoppelfelder und andere abgeerntete Felder zeigten, das die Blüte- und Erntezeit für dieses Jahr vorbei war. Erschreckend zu sehen, wie ausgetrocknet die Landschaft wirkte. Regen täte dem Land wirklich gut.

Ab über die Grenze

Kurz hinter Burlo überquerten wir auf verschlungenen Pfaden die Grenze zu den Niederlanden, wo uns kurz vor Winterswijk schon Uli erwartete, der von mir den Live-Track bekommen hatte. Die Freude war groß beim Wiedersehen. Uli, der in der Woche zuvor bereits bei meinem Confidential Gravelride teilgenommen hatte, war hier jetzt quasi selber Gastgeber sowie Mit-Initiator des KCC EuRegio Gravelride. Er kennt die Umgebung wie seine Hosentasche und hat die Strecke voller Freude gescouted. 

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Er begleitete uns bis nach Winterswijk, wo wir uns auf dem Marktplatz noch ein äußerst leckeres Eis gönnten. Eine schöne, kühlende Belohnung für den Anreisetag. Wir mussten allerdings noch ein kleines Stückchen weiter bis nach Groenlo, wo unsere Unterkunft war. So eine Art Billiard-Cafe/Pension, was auch immer. An der hauseigenen Tränke gönnten wir uns nach einer riesigen Portion Pommes mit Frikandel und gefühlt zehn kleingeschnittenen Zwiebeln darauf, noch ein, zwei Abschluss-Bierchen.

Das unsere Räder direkt neben den Billiard-Tischen abgestellt wurden, machte mich gefühlt etwas nervös. Unabgeschlossenen und in Reichweite von Stock-schwingenden angeheiterten Gästen nicht gerade die beruhigendste Option. Letztendlich konnte ich dennoch gut schlafen. Trotzdem die Tür des Bades zu schmal für den Durchlass war und ich Chris’ seine Tönchen im Bad ungefiltert mit anhören musste 😉

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Am nächsten Morgen, die Räder sind tatsächlich allesamt heil geblieben, nach einem reichlich guten Frühstück, mussten wir uns noch ein paar wenige Kilometer bis zum Vereinsgelände in Eibergen durchschlagen. Dort, am Start zum EuRegio Gravelride, warteten schon einige bekannte Gesichter auf uns. Ein großes Hi & Hallo. Insgesamt waren wir zu acht. Sechs davon waren bereits am letzten Wochenende dabei gewesen. Eine prima Truppe, die gut harmonierte. Meine Bikepacking-Tasche ließ ich so lange bei Timo im Auto, der mit Jan erst am Morgen angereist war. Und schon ging es los. Den Strichcode aus der Bestätigungs-Email an der Startlinie vorgezeigt, eingescannt und schon waren wir auf der Piste! Juhu!

Ballern? (K)ein Muss beim EuRegio Gravelride

Mir war ein wenig zum Ballern zumute und ich ging das Tempo zunächst recht hoch an. Ich wußte aber auch schon nach wenigen Metern, dass dies kein Dauerzustand für die wegen Corona leicht gekürzte Streckenlänge von 79 Kilometern sein würde. Denn die ersten Sandpisten ließen schon spüren, was das an Kraft kosten würde. Ob das so eine gute Idee war?

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Egal. Ich hatte Spaß und schnell einen ordentlichen Vorsprung vor den anderen raus. Doch ich wollte natürlich ein paar Fotos vom EuRegio Gravelride machen. Daher wartete ich dann an einer geeigneten Stelle auf die anderen. Ein paar Bilder der daher ziehenden Meute, dann schloss ich mich wieder an. Wobei das Tempo immer noch recht zügig und sportlich war.

Wo ich vom letzten Jahr eigentlich in Erinnerung zu haben meinte, dass die Strecke gar nicht so technisch versiert gewesen wäre, hatte ich mich allerdings getäuscht. Tiefe Sandpassagen ließen die Gravelbikes ordentlich schwimmen, feiner Sandstaub senkte sich auf unsere Häupter und die einst sauberen Bikes.

Auf schönsten „Pättkes“-Pfaden, wie die Trampelpfade in dieser Region genannt werden, fuhren wir rasant weiter. Über Stock, Stein und Wurzeln. Für einen Teilnehmer wurde das auf einem MTB zum Verhängnis. Als wir ihn am Boden liegend passierten, hatten seine Freunde den Krankenwagen schon alarmiert. An dieser Stelle also schnelle Genesungswünsche.

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Schwupps, waren wir auch schon am Versorgungspunkt. Wasser, Bananen und andere Leckereien strahlten die Fahrer an. Kaffee gab zusätzlich neue Energie. Es wurde gequatscht und vor allem viel gelacht. Christian, der sogar aus Bonn angereist war, hatte sich am Abend zuvor wohl ein wenig den Magen verdorben, trat aber trotzdem tapfer an. Ob er sich so richtig über die Verpflegung freuen konnte, ist meines Erachtens gar nicht wirklich überliefert 😉

Zermürbung auf hohen Niveau

Weiter ging’s. Die Streckenführung des EuRegio Gravelride war ein straffer Mix aus Sand, Kies, Schotter und Asphalt. Freude pur für einen echten Graveller. Es war alles dabei. Herrlich. Und dann kamen diese krassen, kaputten Betonplatten (???) mitten im Wald. Dieses Gerappel, diese völlig absurde und unrhythmische Abfolge an Bewegungsabläufen, die dein Gehirn im Kopf an allen erdenklichen Stellen im Schädel anstoßen lässt…ist Zermürbung auf ganz hohen Niveau. Wer sich nach diesem Highlight nicht jauchzend wieder auf die tiefen Sandwege schmiss, für den kam bereits jede Hilfe zu spät. Oder das Gravelbike hatte sich in seine einzelnen Bestandteile aufgelöst.

Uli erzählte mit voller Begeisterung von der Strecke, während ich voller Konzentration auf den Boden vor mir starte, um nicht in irgend einem Loch zu verschwinden. Die ganze Mühe beim Streckenscouting hatte sich definitiv gelohnt. Es war ein großer Spaß, nie wurde der Track langweilig. Dieses ständige links, rechts…rauf, runter war ja in dieser Gegend nicht so präsent…war super abwechslungsreich. Ganz tolles Gravel-Kino.

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Und plötzlich war da tatsächlich noch ein Versorgungsstopp. Im Wald gelegen, mit vielen freundlichen Helfern der Radsportvereine von Vreden und Eibergen, gab es erneut reichlich Stärkung, bevor es auf den letzten Teil der Strecke ging. Je näher wir dem Ziel kamen, desto höher wurde nochmal auf das Tempo gedrückt. Nein, es gab nichts zu gewinnen. Aber dieser Gravelride fühlte sich in dem Moment so an.

Der EuRegio Gravelride macht Bock

Sich auf den doch mehr anstrengenden Pfaden als gedacht verausgaben zu können machte ordentlich Fun. Es tat gut, sich nach all der Zeit ohne Events endlich mal mit anderen zumindest ein wenig zu messen, auch ohne dafür in irgendeine Platzierung oder Hall of Fame zu kommen. Das war egal. Es war schön mit vielen bekannten Gesichtern diesen Gravelride zu bestreiten. Der Spaß war enorm. Der EuRegio Gravelride ist so’n Ding, das einfach Bock macht.

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So trudelten wir am Ende nach fast achtzig Kilometern wieder auf dem Vereinsgelände ein. Viele Teilnehmer waren schon vor uns da, saßen in der noch warmen Sonne und erzählten sich die Stories des Tages. Schade, ein Grillen wie im letzten Jahr gab es wegen Corona leider nicht. Zumindest aber ein, zwei leckere, kühle Bierchen oder kalte Radler waren drin. Das war ein rundherum gelungener, grenzüberschreitender EuRegio Gravelride, bei dem ich bei der nächsten Ausgabe, dann hoffentlich ohne irgendwelche Beschränkungen, sehr gerne wieder dabei bin.

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Nach vielen Ciao’s und Tschüss mit all den Freunden gingen Chris und ich daran uns ebenfalls auf den Rückweg zu machen. Ihr lest richtig. Wir hatten die Schnauze noch nicht voll genug und gravelten durch eine herrlich beruhigende Landschaft nach Hause. Nicht ohne unterwegs noch eine ordentliche Portion Pommes mit Frikandel zu verputzen. Was sein muss, muss sein. Am Ende des Tages standen dann gute 188 Kilometer auf dem Tacho. Der Kraftaufwand hatte sich aber definitiv an diesem Wochenende gelohnt!

Weitere Infos zum KCC EUREGIO GRAVELRIDE findet ihr auf der Homepage. 

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5 Comments

  • BicycleFriend

    Es ist schon hochinteressant, dass mit dieser Radsport-Art etwas gefeiert wird, was andere Menschen schon oft den Alltagsweg unnötig schwer gemacht hatte. Ich brauche keine holprigen, matschigen Wege, um anzukommen im Alltag. Auch ein ständiges Auf und Ab ist für mich keine Herausforderung, sondern unnötige Schinderei, auch in der Freizeit. Nun gut: jedem Tierchen….sein Plaisierchen.

  • Jan

    Tolles Event, tolle Pfade und vor allem ein Haufen toller Leute! Ich freue mich schon auf‘s nächste Jahr, unter hoffentlich wieder „normalen“ Bedingungen und dem viel gelobten Burger danach!

  • Chris

    Das war eine sehr geile Gelderlandfahrt. Hinter der Grenze wurden die Radwege sofort extrem graveltauglich. Der Rückweg war gelebter Irrsinn. Ich hatte über 200 Tacken auf der Uhr 🤪

  • Manfred Lauszat

    Guten Abend, sehr schön zu lesen.
    ich fahre oft und gerne in der Nähe von Winterswijk, wir haben in der Nähe einen Campingstellplatz.
    Gelderland / Achterhoek. immer wieder gerne.
    Wünsche euch noch viel Spaß, immer genug Luft in den Reifen und in der Lunge
    und bleibt bitte gesund und munter.

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