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Erfahrungsbericht PANARACER GRAVELKING

Im meinem letzten Logbuch-Eintrag habe ich euch ja schon von meinen Malheur mit meiner Pannen-Serie berichtet. Und das ich mittlerweile auf dem Hinterrad als Alternative zu den Schwalbe G-One den Panaracer Gravelking Faltreifen aufgezogen habe. An dieser Stelle möchte ich nun nach rund 300 Kilometern einen kurzen Erfahrungsbericht zu dem Reifen geben, der übrigens auch Tubeless-Kompatibel ist.

Das Aufziehen auf die Felge war etwas ruppiger, aber ich denke, das liegt eher an den Felgen selber – ich habe die Mavic Crossride. Da ist kein Unterschied zu den Schwalbe G-One erkennbar gewesen. Die Oberfläche des Gravelking sieht zunächst relativ glatt aus, aber bei näherer Betrachtung sieht man lauter kleine Rillen, die pfeilförmig in Fahrtrichtung verlaufen. Dazu sitzen am Rande des Reifens feine „Haare“, die wohl auch noch etwas seitlichen Grip bieten sollen. Da sie aber nur vereinzelt angebracht sind, denke ich, das die Wirkung dahingehend eher gering ausfällt. 

Bei der Lauffläche war ich auch zunächst etwas skeptisch, da sie mir zu glatt erschien. Doch geht man einmal mit der Hand oder dem Finger über die kleinen Rillen, merkt man sofort eine ordentliche Haftung. An der Haut ist das unangenehm, auf der Straße sieht das anders aus. Wobei der Vergleich etwas hinkt. Doch man bekommt ein Gefühl, wie der Reifen sich auf Asphalt verhält. Wo der Schwalbe noch ein paar Kilometer zum einfahren braucht und hin und wieder etwas  rutschig wirkt, ist der Panaracer Gravelking vom ersten Moment an sicher und hat direkte Spurtreue. 

Was man allerdings dadurch merkt, ist ein wesentlich weicheres Abrollverhalten. Schon beim aufpumpen des Reifens, der nur bis circa maximal 4bar für tubeless und ca. 5,3 bar beim Faltreifen  vorgesehen ist, fühlt sich der Reifen wesentlich schwammiger oder besser gesagt „weicher“ an. Das ist eventuell nicht jedermanns Sache, deshalb hatte ich zunächst auch meine Bedenken, ob das so funktionieren kann. Doch es kann! Unebenheiten werden komfortabler geschluckt und Stöße werden nicht mehr ganz so grob auf den Rücken übertragen. Ein spürbarer Komfortgewinn und somit ein Pluspunkt, wie ich finde.

Was bedeutet das für den Vortrieb? Meiner Meinung nach rollen die Gravelking mit ihrer Leichtlauf-Karkasse in etwa genauso gut wie die G-One. Die Nuancen scheinen mir da sehr gering. Die Schwalbe sind natürlich sowas wie der Platzhirsch und werden in Hinsicht der Geschwindigkeit oft in den höchsten Tönen gelobt. Doch ich denke, das man die Panaracer Gravelking zurecht dagegen halten kann.

 

„Gravelground“-Galerie

 

 

Das Verhalten bei Nässe auf Asphalt konnte ich mittlerweile bei den hiesigen Wetterverhältnissen auch schon testen. Da gibt es keinerlei Einschränkungen! Sicher rollt der Reifen durch Pfützen ohne großartigen Rollwiderstand oder über leicht mit Laub bedeckte Straßen. Und auch das Bremsverhalten – eine Vollbremsung musste ich schon hinlegen – war sehr vorbildlich. Kein Ausbrechen, sondern sicheres Bremsen zu jeder Zeit. Das hat mich in der Form sehr beeindruckt und hätte ich auch nicht so erwartet. Der G-One neigte bei mir doch hin und wieder zu leichtem Flattern bei starkem bremsen. Nicht gravierend oder gefährlich, aber halt einfach manchmal da.

Das typische „Worst Case“-Szenario hatte ich übrigens auch schon. Auf dem Radschnellweg RS1 hatten mal wieder unerzogene Rotzlöffel eine Pulle Glas einfach zerdeppert. Die sind ja heute alle sooo stark. HAH! Weicheier sind das – aber egal. Jedenfalls rauschte ich Abends bei schlechten Lichtverhältnissen durch besagte Glassplitter. Ich habe sie zu spät gesehen. Ein kurzes Knirschen, eine Schrecksekunde und schon war ich durch. Resultat: nichts passiert. Und da ich in Gedanken war, bin ich auch am nächsten Tag abermals durch die noch vorhandenen Restsplitter gebrettert. Wieder nichts. Da hängt natürlich auch Glück dran, ganz klar. Aber das ergibt für mich auch eine gewisse Sicherheit. Auch wenn das keinerlei Garantie sein kann! Einen sogenannten „Anti-Flat-Casing“-Pannenschutz enthält der Reifen übrigens! Wie gut der wirklich ist, wird sich aber noch zeigen.

Kommen wir also zum spannenden Teil. Nämlich dem Terrain, das schon im Namen des Reifens verewigt ist! Gravel – das allgegenwärtige Zauberwort für die moderne Abenteuerromantik. Na gut, in meinem Fall mussten bisher erst einmal Wege, Trails, Kiesuntergrund und feiner bis leicht grober Schotter herhalten. Nicht der ultimative Test, aber ein paar Eindrücke kann ich da vorerst gerne mal wiedergeben: überraschend tapfer! Das ist mein erstes Gefühl. Auf feinem Schotter rollt der Reifen hervorragend. Sollte er auch, denn das ist sein Hauptaufgabenfeld. Da wirkt er agil und spritzig. Kein Problem wenn es auch mal nass wird, das tut dem Fahrspaß keinen Abbruch. Bei gröberen Schotter dämpft der Reifen, wie oben schon erwähnt, recht gut. Doch richtig wohl fühlt man sich da trotzdem nicht so richtig. Ist zwar mein persönliches Empfinden, aber da weiß ich noch nicht ob ich da so warm mit werde. Auf matschigen Trails, mit viel Laub, wo man auch schon mal etwas einsinkt, pflügt er zwar ordentlich durch, neigt aber bei abrupten Lenkerbewegungen schon mal zum leichten Ausbrechen. Trotzdem bleibt das Handling jederzeit sicher! Im Grunde also ein ganz normales Verhalten. 

Was mir aber aufgefallen ist, das der Reifen trotz feineren Profilstreifen gerne bei sandigen oder feinen kieshaltigen Untergünden den Dreck aufnimmt. Sobald man wieder auf Asphalt fährt, ist er zwar schnell wieder weg. Aber an steileren Passagen – in meinem Fall ein Trail an einer Halde – neigt der Reifen dadurch schon mal zum durchrutschen. Ich glaube auch, das er an solchen Abschnitten dann auch spürbar an seine Grenzen kommt und ein anderer Reifen an solchen Stellen besser geeignet wäre. 

BISHERIGES FAZIT

Ich glaube, wer zu 60-70 % Straße und den Rest nur auf feineren bis leicht groben Schotter fährt und auch schon mal den ein oder anderen Waldweg mitnimmt, der sollte den Panaracer Gravelking im Auge halten. Flink auf Asphalt, agil auch abseits der Straße. Da macht der Reifen eine gute Figur. Meiner Meinung also eine echte Alternative zum G-One. Wer auf die harte Tour steht – im wahrsten Sinne des Wortes – der sollte sich vielleicht mal den Gravelking SK anschauen. Der besitzt ein viel gröberes Profil und sollte auch auf  die ganz widrigen Bedingungen ausgelegt sein. Der „normale“ Gravelking bleibt bei mir erst einmal auf dem Hinterrad aufgezogen. Er hat mir bisher gut gefallen und passt zu meinem momentanen Anforderungsprofil. Der SK liegt aber bereits im Keller, sollte ich mal demnächst eine neue Herausforderung auf meinen Touren suchen.

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5 Comments

  • Heldenkurbel

    Moin Tom,
    die feinen „Haare“ wie Du sie nennst sind dem Fertigungsprozess geschuldet und haben keine besondere Funktion.
    Ich habe mit Tubeless zwar noch keine eigenen Erfahrungen gemacht, aber wenn die Option besteht wird fast durchweg von allen Gelehrten Tubeless empfohlen. In der aktuellen Ausgabe des Gran Fondo Magazins, welches als IOS oder Android App (kostenlos) verfügbar ist, ist ein umfangreicher Test von Gravelreifen enthalten, wo auch Deine beiden Probanden enthalten sind. Dort wird ebenso das Hohe Lied des Tubeless gesungen!
    Ich bekomme hoffentlich heute mein Gravelrad geliefert, übrigens auch mit Schwalbe G-One bestückt. Ich werde das auf jeden Fall im Tubeless Setup fahren. Werde dann von meinen Erfahrungen berichten!
    Viele Grüße aus Duisburg,
    Markus

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